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Nr. 188. — I«»8. — Diese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentags Abends (mitDatuin des nächsten Tage?) und lostet mit den sechs Wöchentlichen Beiblättern: I Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, S. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, r. Jllnstrirtes Nnter- haltnngsblatt» k. Lustiges Bilderbuch Monatlich bO Psennige. >898. Postliste: Nr. 2808, rilegromni <Adre»!: Wenrralauzelger. Leriilprcchgelle Nr. tS». General- Sonnabend, den 18. Juni. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes-Nuzeiaer). Gegründet 1»VS als „Anzeige^ ie. Verlag und Rotat»»«Amaschine»'Drtt« von Alexander Wied« in Chemnitz, Theaterstrast« Nr. 8. Anzeigenpreis: Kgespalten« CorpnSzeile (ca.S Silben fassend) oder deren Nanni lSPfg. (Preis verzeichnisse d> Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle (S gespaltene Petit-Zeile circa >1 Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeigen können nnrbis Vormittag lO Uhr angenonunen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden siir billigsten Preis zugleich Verbreitung durch dl« täglich erscheinende Chemnitzer Eisellbalitt-Zeitlmg. Politische Rundschau. Chemnitz, 17. Juni 1893. Deulsches Reich. — Der Bundesrath ertheilte in seiner gestrigen Sitzung dem von Mitgliedern des Reichstags eingebrachtcn Gesetzentwürfe be treffend den Verkehr mit künstlichen Süßstoffen die Zustimmung. Dem Anträge der Ausschüsse, betreffend die Einrichtung und Unter haltung von Postdampfschiff-Verbindungen mit Ostasicn und Australien, wurde die Zustimmung zu Theil, ebenso der Vorlage vom 30. Mai, betreffend die Fürsorge der Auswanderungsnnternehmer für mittel lose Auswanderer und der Vorlage vom 4. Mai belr. den Entwurf zu Ausnahmebestimmungen für die zur AnSwandcrerbeförderung nach einem großbritannische» Hafen, bestimmten Schiffe. lieber das Gesuch des „Norddeutsche» Lloyds" in Bremen, betr. die Ertheilnnz der Erlnnbniß zur indirekten Answandcrerbeföcderung, wurde Be schluß gefaßt. — Wie vie „Times" aus Kairo meldet, hat man dort Grund zu der Annahme, daß Kaiser Wilhelm die Absicht habe, im Herbst gelegentlich seiner Reise nach Jerusalem Kairo zu besuchen. — Graf Herbert Bismarck hielt im Wahlkreise Jerichow, in dem er wieder als Reichstagskandidat aufgestellt war, eine Wahlrede, in der eine bemerkenswcrthe Aeußeruug vorkam. Er führte nämlich aus, daß nach Meinung aller Patrioten die Posten der Staats« sekretäre jetzt so gut besetzt seien, als nur irgend denkbar. Besonders tröstlich sei dies im Hinblick auf unsere aus wärtigen Beziehungen, deren Behandlung früher manche patriotische Sorgen verursacht hätte, die gegenwärtig aber dem berechtigten Em pfinden von Vertrauen gewichen seien. — Der „Köln. Volksztg." wird aus Berlin gemeldet, daß eine kleine, aber mächtige Partei sich wieder eifrigst an der Maulwurfs arbeit befinde. Der Neichskanzlerbrief sowie Graf Posadowsky's Wahlbrief hätten zu Auseinandersetzungen und Weiterungen geführt, die gegenwärtig noch nicht zum Austrag gebracht worden seien. Finanzminister v. Miquel sei der Ansicht, daß man mit dem Grafen Kanitz, Dr. Hahn und v. Ploetz Politik machen müsse. Dieser An sicht seien der Reichskanzler sowie der St.atssekrctär v. Bülow nicht. Man bohre, um den Reichskanzler sowie Bülow wegzuhabe», und zwar seitens der Kreise, welche eine innere Politik im Sinne des Bundes der Laudwirthe fordern, die Miqnel leite» solle. Der Ge währsmann der „Köln. Volksztg." versichert, er habe mit diesen Mit- theiliingen absichtlich den Wahltag abgewartet, damit sie nicht als Wahlmanövcr gedeutet würde». — Der Staatssekretär des Neichspostamts v. Pvdbielski hat mit der Schweizer Telcgraphenverwaltung einen Vertrag über Tele phonanschlüsse zwischen der Schweiz und Deutschland Vor hundert Jahren. Unter diesem Titel schildert die „N. Fr. Pr." die Einnahme von Lavaletta und die letzten Schicksale des Malteser-Ordens in nach stehender anziehender Weise: Wer Lavaletta und das in dem alten dortigen Ordensschlvß be findliche Malteser-Museum besucht hat, pflegt davon überrascht zu Werde», daß diese Waffen- und Trophäensammlnng nur Ein Bildniß, dasjenige des letzten Ordensmeistcrs, Ferdinand v. Hompesch, auf- zuwcisen hat. Weniger als irgend einer seiner Amtsvorgänger hatte dieser unglückliche Man» das Recht erworben, seine Züge der Nach welt zu überliefern! haftet doch an seinem Namen die Schmach jener Kapitulation vom 12. Juni 1798, durch welche die stärkste Festung ihrer Zeit dem nach Egypten segelnden sranzösischen Geschwader ge öffnet wurde. „Wären keine Lenke dagewescn, die »ns das Thor oufschlossc», so wären wir nimmer hiiieiiigekvmiiicn", soll der General Cafarelli Napoleon gesagt haben, als dieser die in den Felsen ge hauenen Wälle des mächtigen Baues besichtigte, an welchem die Macht der größten türkischen Armee des 16. Jahrhunderts gescheitert war. Hompesch's Porträt nimmt sich wie eine Inkarnation der Schattcnexistenz aus, zu welcher die stolzeste Nitterverbrüdernng des Mittelalters am Ausgange des philosophischen Jahrhunderts herab- gesunke» war. Mit Harnisch und Ritten,,antel bekleidet, auf dem Haupte die gepuderte Ltntzperrücke, sieht der letzte Ordens,»cistcr matt und geistlos auf die Waffen herab, von denen er keine» Gebrauch zu machen wußte. Ans der Mitte derselben ragt ein reichgcschmnckter, alterthümlich schwerfälliger Galawage» hervor. In diesem Gesährtc hat der damals 29jährige korsische Befehlshaber der französischen Orient-Armee seinen Einzug in die letzte feste Burg des Mittelalters und seiner Herrlichkeiten gehalten. Für die Geschichte des Todeskampfes, welchen der Feudalismus gegen die neue Zeit führte, und für den widerspruchsvollen Charakter, der den letzten Tagen ritterlicher Nvmaiitik anfgedrückt war, ist kaum ki» anderer Vorgang so bezeichnend gewesen, wie das tragikomische Stück, das vor hundert Jahren ans der Felsenhöhe von Malta auf- gcsühct würbe. Genau ein halbes Jahr vor dem verhängnißvolle» Tage, an welchem die französische Flotte vor Lavaletta erschien, am 7. Dezember 1797, hatte-der erste Akt der Komödie i» dem fernen Petersburg gespielt. Außer Stande, in der katholische» Welt einen Beschützer gegen die von Frankreich hcranrückcnde Gefahr zu finden, war der damalige Großmeister des Ordens, Nohan, aus den abciitenerlichc» Gedanken gekommen, dem Kaiser Paul von Rußland das Protcltorat über die weiland mächtigste Nitterverbrüdernng der kao olischen Welt anbieten zu lassen. An und jür sich betrachtet, war die Sache nicht übel ausgedacht. Als halber Knabe hatte der Sohn der zweite» Katharina Vertot's Geschichte des Johanniicr-OrdcnS gelesen und Mit der ihm eigenthümliche» krankhaften Ueberschweuglichkeit de» Ge danken gefaßt, dereinst an der Spitze der Ritterschaft des gcsammtcn 'Europa den Kampf gegen den Halbmond ansznnehmen. Zum Selbst. abgeschlossen, die bei Basel und Konstanz erfolgen sollen. Von der Schweiz wird eine direkte Linie von Zürich nach Konstanz herge- stcllt werde». Die Gebühren werden nach diesem voraussichtlich am 1. Januar 1899 in Kraft tretenden Vertrage namentlich für de» Grenzverkehr bedeutend ermäßigt. — Der Schuhmacher Trodd, der, wie schon mitgetheilt, vor gestern den Anschlag gegen den Botschaftssekretär Grafe» Arco Valley verübt hat, wnrde gestern dem Gerichtshöfe der Bowstreet vorgeführt unter der Beschuldigung, auf den Grafen und einen Polizeimann hinterrücks geschossen zu haben. Der Graf war nicht anwesend. Der Hauptzenge war der Polizeimann, der den Trodd festgenommen hotte. Derselbe bezeugte, daß der Verhaftete den Grasen in den Rücken geschossen habe, als dieser im Begriffe gcwesen sei, einen Wogen zu besteigen. Der Graf habe hierauf sein Gesicht dem Verwundeten zugcwaudt, worauf dieser wiederum gefeuert habe. Hierauf sei der Zeuge auf Trodd zugesprungen, der einen weitere» Schuß ans ihn, den Zeugen, abgegeben habe, das Geschoß sei indessen durch das Notizbuch des Zeugen aufgehalten worden. Der Verhaftete sei ganz nüchtern gewesen. In seiner Tasche sei ein Brief an den Staatssekretär des Innern und die Antwort deS Letzteren vorgefnnden worden. Trodd bat den Gerichtshof, dieser Brief möge verlesen werden. 'Der Gerichtshof entschied, dies sei für den Augenblick nicht nöthig, und vertagte die Verhandlung gegen Trodd bis Miltwock!. Artsland. Oesterreich. Die vom Ministerpräsidenten Grafen Thun für die Parlament-seriell in Aussicht genommenen Friedenskonferenzen der deutschen und tschechischen Vertrauensmänner sollen von den liberale» Großgrundbesitzern gesördert werden. Geplant ist eine Sistiruilg der Sprachenverordnuiigen mit Feststellung einer Frist für die Schaffung eines Sprachengesctzes. Die Frist kann verlängert werden. Im Falle des Scheitcrns treten die Verordnungen wieder in Kraft. Deutscherseits ist man nicht gewillt, von der Forderung nach unbedingter Aufhebung der Sprachenverordnuiigen abzustehen. Auch für die Beschickung der parlamentarischen Konferenzen ist keine Stimmung vorhanden. Drankrelch. Der Kassativnshos hat den Einspruch Zvlas gegen die Zuständigkeit des Schwurgerichts z« Versailles abgewiesen. Attstralie». Der P!an eines australischen Staaten- bnndes ist, wie die Volksabstimmung ergab, gescheitert. Der Pre- mierminister von Neusndwalcs bemüht sich, wenigstens drei australische Kolonien, seine eigene, Queensland und Viktoria zu einem Bunde zn vereinigen. Dieses Bemühen erregt in Australien ebenso wenig Befriedigung wie in England. Es gilt als höchst unwahrscheinlich, daß eine nochmalige Konferenz der australische» Premierminister irgend eine „Comiiiouwealth Bill" allen australischen Kolonien an herrscher aller Reuffcn geworden und seitdem von leidenschastlichem Hasse gegen die französische Revolution und deren Ideen erfüllt, griff der zwischen despotischen und ritterlich-romantischen Neigungen schwankende Monarch auf diesen Jugendtraui» zurück, mir daß der von ihm geplante Kreuz- und Nitterzug nicht mehr gegen die Pforte und die Janilschare», sondern gegen die französische Republik und die Jakobiner gerichtet werden sollte. Um von diesen Stimmungen für sich und seine Brüderschaft Nutzen zu ziehen, hatte Rohan zu Ende des Jahres 1797 den Ordensvogt Grasen Ginlio Litta (einen Bruder des in Petersburg rcsidirenden und dort hochangesehenen päpstlichen Nuntius und Kardinals Litta) an die Newa gesendet, um dem weltlichen Obcrhaiipte der schismatische» Kirche oie Schirmvogt- schast über den ältesten katholisch» Ritterorden anbieten zn lassen. Litta wurde zn Petersburg mit fürstlichen Ehren empfangen, und nachdem er-im Geleit von vierzig Galawagen seinen Einzug in die erstaunte russische Hauptstadt gehalten hatte, vvn de», Kaiser in feier licher Andiciiz cmpfaugcn. Bon einem glänzenden Hofstaat, seiner Gemahlin und den sämmtlichen Prinzen seines Hauses nmgcbcn, em pfing der auf seinem Throne sitzende Monarch de» Scudbdtcn aus dem ferne» Felsen Eilande, der ihm in emphatischer Rede das neue Ehrenamt antrng und zugleich ein Heiligthum seines Ordens, das einstmals vvn dem großen Tnrkcnbesicger Lavalette getragene tastbare Grvßkrcnz überreichte. Paul zeigte sich sv lies ergriffe», daß er nach Empfang nahme und Anlegung dieser Reliquie die Kaiserin und sämmtlichc anwesenden Mitglieder mit Ordensabzeichcn schmückte und die Bc- schntzung der hohen Brüderschaft mit Nachdruck znsagie. Maßregeln zur Erfüllung dieses Versprechens wurden einstweilen noch nicht er griffen, wohl aber glänzende Feste gefeiert und Vorbereitungen zur Installation eines Ordens-Priorats in der ehemals polnischen, jetzt russischen Provinz Vvlhynien getroffen. Ans Malta hatte inzwischen der zweite Alt der Tragikomödie den Anfang genommen. Der Großmeister Nohan war plötzlich ge storben und ans Andrängen des Wiener Hofes ein Deutscher, der im Jahre 1744 zu Düsseldorf geborene kurpfälzische Ritter Ferdinand v. Hompesch, zn seinem Nachfolger erwählt worden — ein in der Geschichte des Ordens unerhörter Fall, da bisher ausschließlich Franzoseli, Italiener oder Spanier diese Würde erlangt hatte».*) Wenige Wochen späier verlautete die Schreckcnskiinde, daß es mit dem längst gefürchtete» französischen Angriff ans die Insel Ernst zu werden drohe. Im Hasen vv» Toulon wnrde eine starke Flotte zusammengezogcn, der gefürchtete General Bonaparte mit dem Ober befehle über dieselbe betraut und über die Absicht dieser V rbe- reftungen ein außerordentlich berdnchtiges Schweigen beobachtet. Am 6. Juni (1798) erschienen dreizehn französische Linienschiffe, sechs *) Unter den acht „Zungen", welche der Malleser-Ordeii umfaßte, gab cs drei sranzösischc (Provence, Auvergne und das eigentliche Frankreich), eine italienische, eine spanische (Aragon, Navarra, Katalonien), eine deutsche (mit etncr Großballci), eine kcislitisch-portngicsische (deren Oberhaupt zugleich Großkanzlcr war) und eine englische, welche zu Ende des Jahrhunderts in eine damische verwandelt worden war. >737 war dann die neue rnssnch- polnische gestiftet worden nehmbar machen kann. Der Premierminister von West-Australien, Sii John Forrest, will sich nicht an einer neuen Premierministcr- Kouserenz betheiligen. Wahrscheinlich wird nur die Macht der Er eignisse Australien z» einem Bunde zusammenkitten könne». Umschau im Laude. — Dresden. Der Erzgebirgische Sängerbund singt am Sonntag Mittag V-12 Uhr vor dem Könige im große» Schloßhof. Der König folgt den Darbietungen vvn der Loggia der ersten Etage. — Zitta«. Bei einem in Kleinschönau wohnhaften, 1b Jahr« alten Schmiedelehrling trat dieser Tage eine derart schwere Er krankung auf, daß sich die Unterbringung desselben im Zittauer Stadt krankenhause nöthig machte. Der Junge hatte Gift genommen, nnd zwar, weil ihm eine in Zittau wohnende Kartenlegerin am Sonntag angedeutet hatte, daß er in eine Besserungsanstalt kommen werde. — Leisnig. Am Sonntag Abend wurde in den Dachräumen eines Hauses am oberen Schloßberg Feuer bemerkt und von den zum Löschen herbeieilenden Leuten in dem brennenden Raume das auf dem Rücken liegende anscheinend leblose Dienstmädchen der be treffenden Herrschaft aufgefuiideii. Das Mädchen, welches erst »ach mehreren Stunde» wieder zum Bewußtsein zu bringen war, hat jetzt gestanden, daß cs das Feuer am Sonntag vorsätzlich angelegt habe, um zu verbrenne». Das Mädchen scheint die strafbare Handlung in einem Augenblick geistiger Umnachtung ausgeführt zu haben. — Dahle». Am Mittwoch Abend gegen 6 Uhr ist eS auch gelungen, den zweiten verschütteten Brunnenbauer Schröder zu finden.. Er befand sich im Wasser und war von de», nachstürzenden Triebsand vollständig eingeschlossen. Auch er scheint einen schnellen Tod gehabt zu haben. Mit diesem Funde wird sich nun wohl auch die Aufregung, welche Alle erfaßt hatte, legen. Den Pionieren aber, welche so rastlos vom 7. d. M, an gearbeitet haben, gebührt der heißeste Dank. — Eiveustockk. Am Dienstag Abend kam in der in der» Hinteren Rehmerstraße gelegenen nnd zu dem Wohnhanse des Maschinenstrickers Ludwig Friedrich Unger hier gehörigen Scheune Feuer aus. Dasselbe verbreitet? sich so schnell, daß es nicht nur das vorgenannte Wohngebäude, sonder» auch das daneben stehende Hans des Waldarbeiters Gustav Hermann Punk einäschertc. — Glaucha». Taschendiebe treiben schon jetzt vor Beginn des Schützenfestes ihr verwerfliches Treiben in unserer Stadt. Einem fremde» Reisenden, der wohl des Gute» etwas zu viel gethan hatte, wurde, als er ans einer Bank ein kleines Schläfchen hielt, Uhr nebst Kette gestohlen. Um eine Erfahrung reicher und um eine» Werth- gegenstand ärmer trat der Bestohlene seine Fahrt nach Dresden an Fregatten und zehn Briggs vor dem Hafen von Lavaletta, und noch bevor man darüber ins Klare gekommen war, ob Bonaparte die Stadt angreiscn und dadurch die Gefahr eines Bruches mit Ruß. land heraufbejchörc» werde, war der gefürchtete Feind gelandet. Für Vertheidiger von einiger Einsicht nnd Entschlossenheit wäre auch jetzt »och nichts zn fürchten gewesen. Auch in unserem Zeitalter der ferntrageudcn Geschütze macht die auf hohe», schroff abfallenden Felsen gelegene, von mächtigen Forts flankirte Veste dein Beschauer den Eindruck, uneinnehmbar zu sein; damals war sie es in der That. Ueberdies waren die Arsenale nnd Provianthänser Lavalelta's mit Vorräthe» reichlich versehen und der Orden gebot über fünfhundert Ncitsr, ein Infanterie-Regiment nnd eine Anzahl von Miliztruppe», welche für die Abwehr einer Belagerung völlig ansreichend gewesen wäre». Der unglückliche Hompesch ließ es ans eine solche gar nicht anlommcn. Ein paar vor den Thoren geführte kleine Gefechte brachten den schwache» und beschränkten Mann so vollständig um alle Besinnung, daß er sich von einer Clique in das Interesse des Feindes gezogener französischer und italienischer Ritter zu einer Kapitulation bestimme» ließ, welche de» stärksten befestigten Platz der damalige» Zeit an die Franzosen auslicferte (12. Juni). Kaum hatten diese ihren Einzug gehalten, so wurden die dem Großmeister gemachten Zusicherungen unceränderler Ansrcchtcrhattnng des Besitz standes des Ordens und gewissenhafter Rcspeklirnng seiner Privilegien schmählich gebrochen. Nicht nur daß Bonaparte das in seine Hände gefallene Eiland als erobertes Gebiet behandelte und die Hilfsmittel desselben in Beschlag nahm — Hompesch und die diesem Iren ge bliebenen Ritter mußten die Insel verlasse», ohne daß ihnen auch nur Sicherheit für Auszahlung ihrer Pensionen gewährt worden wäre; jeden Verkehr mit der russischen Schutzmacht aber bedrohte Bonaparte mit Todesstrafe. Während die M-hrzahl der Ritter französischer und italienischer Zunge in der Oricntarmee der neuen »nd nnd unthcilbaren Republik Dienste »ahm, wendete Hompesch sich mit geringer Gefolgschaft »ach Trust, später »ach Montpellier, wo er im Jahre 1803 als verarmter nnd vereinsamter Mann sein rühm loses Leven beendete. Für die Ucberblcibsel des Ordens kam nunmehr Alles darauf an, wie Rußland sich zu der Sache desselben stellen werde. Kaiser Paul schien cs an sich nicht fehlen lasse» zu wollen. Er erklärte Frankreich den Krieg, sendete ein vvn Uschcckvw geführtes Geschwader in das mittelländische Mcer und ließ cs sich gefalle», daß die Ritter der neu begründeten polnisch-russischen Zunge im Vereine mit einer Anzahl nach Petersburg geeilter auswärtiger Malteser ihn, den ver- heirathctcn griechisch-orthodoxen Beherrscher des ausgedehntesten Reiches der Erde, zum Großmeister einer Brüderschaft wählten, welche sich zu Keuschheit, Armuth und Gehorsam gegen die römisch- katholische Kirche verpflichtet hatte. Noch bevor Pins VI. in diese wunderliche, allen Satzungen der Kirche Hohn sprechende Kom bination gewilligt halte, ciusctzte der Kaiser alle an der Kapitulation Maltas bctheiligt gewesenen Würdenträger und Ritter des Ordert« ihrer Aemter, indem er seine Bercitschnst anssprach, die ihm über tragene Großmeister-Würde zu übernehmen. Ans Betrieb der Brüder