6 Geschichte der Schlagballspiele. in der Hoffnung ausgenommen, daß es sich bald auch in Italien verbreiten werde. Auch den Spaniern ist, wie mir vr. Schäfer in Simancas „nach Erkundigung bei Autoritäten" freundlichst mitteilt, jegliche Art von Schlagball vollständig fremd. — In Frankreich giebt es zwar eine Reihe verschiedener Schlagballspiele, doch gehören diese sämtlich dem von germanischen Einwanderern stark durch setzten Norden an- Nur der in einem einzigen Spielbuche be schriebene Lullo au xosto soll auch im Süden des Landes ge bräuchlich sein- Vermutlich ist derselbe aber in der Hauptsache ein Kunstprodukt und hat sich erst im Laufe dieses Jahrhunderts allmählich von Norden aus nach dem Süden verbreitet (vgl- S. 31). In allen von Germanen bewohnten Ländern ist das Schlag ballspiel dagegen nicht nur bekannt, sondern es hat sich in mehreren derselben sogar zu dem beliebtesten aller Ballspiele überhaupt herausgebildet. Bemerkenswerterweise hat das Spiel nun aber bei den verschiedenen germanischen Stämmen nicht überall den gleichen Entwicklungsgang genommen. Es lassen sich vielmehr drei Klassen ganz deutlich voneinander unter scheiden, die, wenn sich hie und da auch Übergangsformen von der einen zur anderen nachweisen lassen, ihren eigentlichen Charakter doch niemals verleugnen. Bei der ersten Klasse wird der Ball von einem Angreifer auf ein Ziel (eine Grube, einen Stab oder dergl.) los geworfen, und ein Verteidiger sucht ihn mit einem Schlagholz fortzuschlagen, um das Treffen zu verhindern- Zu dieser Klasse, auf deren Verwandt schaft mit unserem altehrwürdigen Sautreiben ich schon früher in einem kleinen Aufsatze der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel hingewiesen habe, gehört eine ganze Anzahl volkstümlicher Spiele Englands und Schottlands, aus deren einem im vorigen Jahrhundert das englische Nationalspiel Oriollot hervorge gangen ist. Sie ist, wie es scheint, fast ausschließliches Besitztum der angelsächsischen Bevölkerung Großbritanniens, denn auf dem Festland findet sie sich, soweit bisher bekannt geworden, nur m dem schon oben erwähnten, auch in anderer Beziehung etwas fragwürdigen Lullo uu postv und in dem in einem Teile Mecklenburgs üblichen „Rostocker Ball". Bei dem ersteren ist das Ziel ein auf den Boden gelegtes Taschentuch, bei dem