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Geschichte der Schlagballspiele. 5 Zeichen schließen, daß dies in der That der Fall gewesen sein muß. Wenn wir nämlich die größeren Ballspiele der verschie denen germanischen und romanischen Völker einer Musterung unterziehen, so erkennen wir bald, daß sich in Bezug auf sie zwischen jenen beiden großen Völkergruppen eine scharfe Scheide linie ziehen läßt. Die Romanen kennen zwei Arten des Ball spiels, die beide den Germanen ursprünglich fremd waren. Bei der einen wird der kleine oder große Ball von dem Spieler mit der flachen Hand, der Faust oder einem Schläger über eine Linie hinweg- und von dem jenseits derselben stehenden Gegner zu rückgeschlagen ; bei der anderen kämpfen die beiden Parteien um einen großen Ball, den sie durch Werfen, Schlagen, Stoßen mit dem Fuße oder Tragen nach einem bestimmten, vorher be zeichneten Ziele, dem eigenen oder gegnerischen Male, zu schaffen bestrebt sind- Auf der ersteren Art beruhen unsere heutigen Spiele Faustball, Tamburinball und Lawn Tennis, auf der letzteren die verschiedenen Grenzballspiele, wie namentlich Fuß ball und Schleuderball. Rein germanisch ist dagegen diejenige Spielweise, bei welcher der Spieler, nachdem er den kleinen Ball aus dem einen Male hinausgeschlagen hat, zu einem anderen hin- und zurücklaufen muß, bevor er von neuem schlagen darf. Dieses Spiel, unser heutiger Schlagball, ist also, da auch das Barlaufen aller Wahr scheinlichkeit nach romanischen Ursprungs ist, daS einzige unserer feineren Spiele, welches wir mit Fug und Recht als ein echt germanisches bezeichnen dürfen. Freilich ist unsere Kenntnis von den Spielen eines Teils der europäischen Völker noch recht gering; was wir darüber jedoch wissen, läßt den Schluß auf germanische Herkunft des Schlagballs wohl berechtigt erscheinen. Sicher nicht bekannt ist das Spiel den Italienern, denn es wird weder in dem alten Spielbuch von Scaino (Venedig 1555), noch in dem neuen von Luppi und der amtlichen An leitung „U'Uäuoamoiw tisiva nollo souolo" erwähnt, und Gabrielli führt seine Beschreibung des deutschen Schlagballspiels in seinen Oiuoobi ginnastioi (Mailand 1895, Hoepli. S- 113 ff.) ausdrücklich mit der Angabe ein, daß dieses Spiel ein spezifisch deutsches (giuoeo toäosoo por oooslloima) sei; da es aber nach seiner Erfahrung eines der nützlichsten sei und die jungen Leute es sehr gern spielten, so habe er es in seine Sammlung