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Freikerger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. > Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3 Uhr Hj. für die »ächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit S Pfennigen berechnet. 285. Donnerstag, den 6. Deeember. 1855. ' ' Tagesgeschichte. Leipzig, 30. Nov. Das 25jährige Bestehen der hiesigen Communalgarde, von ihrer Bestätigung seitens der 'Regierung »». gerechnet, wurde gestern zunächst früh zwischen 7—9 Uhr durch eine Reveille ihres Musikcorps gefeiert, das in mehren Abtheilungen die Straßen der Stadt durchzog. Gegen 11 Uhr fand in dem festlich geschmückten Saale deS Schützenhauses vor den Chargirten und vielen Gardisten ein feierlicher Rapport statt, wobei der Commandant vr. NeumeiMr einen Ueberblick über -das Entstehen und die bisherige WirMmkeit der hiesigen Communalgarde gab, der von Ler her noch dabei thätigen Jubilare, an der Zahl und mit einem Hoch auf Se. Mas. den König und die Jubilare schloß. Nach mittags 4 Uhr vereinigten dieselben Räume eine große Anzahl theils noch thätiger, theils gewesener Gardisten und mehre ein- geladene Gäste, wie den Kreisdtrector v. Burgsdorff, den Ge neralmajor v. Hake, den Bürgermeister Koch, den Vicebürger- meister Berger, den Geh. Hofrath v. Wächter, die Deputirten des Stadtraths bei der Communalgarde u. A., zu einem Fest mahle. Unter den dabei ausgebrachten Trinksprüchen heben wir den.des Commandanten vr. Neumeister auf Se. Majestät den König, den des Kreisdirectors v. Burgsdorfs auf die Commu nalgarde Leipzigs, welche, während die in andern Städten ihrer Pstickt nicht immer nachgekommen sei, hiervon eine Ausnahu^ mache und daher nur zu fernerer Treue zu ermahnen sei, ferner den des Bataillonscommandanten Ernst auf den Stadtrath, den des Generalmajors v. Hake auf die Communalgarde und den des Geh. Hofraths v. Wächter auf Leipzigs Bürger hervor. Berlin, Donnerstag, 29. November, Mittags 12 Uhr. Soeben hat die Eröffnung der beiden Häuser des Landtags durch Se. Majestät den König stattgefunden. Die Thronrede verheißt Gesetzesvorlagen für das ländliche Gemeinde - und Pp- lizeiwesen der östlichen Provinzen und zur Regelung der Gt- meindedrdnungen der westlichen Provinzen, sowie zur Verbes serung der kreis- und provinzialständischen Einrichtungen, Der Kampf zwischen mehreren Mächten Europa's sei zum aufrich tigen Bedauern noch unbeendigt, indeß sei auch heute noch Priu- ßen eine Friedensstätte. „Ich hoffe — sprach Se. Majestät - Vaß es so bleiben und eS mir gelingen werde, die Ehre und Machtstellung Preußens zu wahren, ohne dem Lande schwere Kriegsopfer aufzulegen. Ich bin stolz, daß kein Polk kampf bereiter, opferfreudiger als daS meinige ist, wenn wirkliche Ge fahr für unsere Ehre und Interessen droht. Mir legt diese- zuversichtliche Bewußtsein die Psticht auf, unter treuer Festhal tung abgegebener Erklärungen keine Verbindlichkeiten einzuge hen, deren politisch« und militärische Tragweite nichtM über sehen ist. In der Stellung, welche Preußen, Oesterreich und der Deutsche Bund in Folge übereinstimmender Beschlüsse ein genommen, liegt eine starke Bürgschaft für die fernereMahrung jener unabhängigen Haltung, welche ebenso mit cmfrtchtlgrm Wohlwollen und unparteiischer Würdigung der Verhältnisse nach allen Seiten hin verträglich , als für Anbahnung eine gerechten, dauerhaften Frieden« förderlich ist." (Pp. I.) Von der preußisch-polnischen Grenze. Der Moni- teur enthält folgende Correspondenz aus Frankfurt:-«. M. vom 20. Nov-: „Die hier aus dem Innern russische oder polnische Familien einlaufenden Briefe beichten sämmtlich, Laß sowohl in Polen als in Rußland, und zwar in allen Class. sen der Bevölkerung, wegen des Kriegs und des dadurch im ganzen weiten Reiche herbeigeführten endlosen Elend- große Un zufriedenheit herrsche. Den einberufenen Milizen wurde ver sprochen, daß sie ihre Provinzen nicht zu verlasset» brauchten. Jetzt stehen sie weit entfernt vom heimathlichen Herde und rä- chen sich Mr die zu bestehenden Mühseligkeiten und Entbehrun gen dadurch, daß sie auf ihrem Wege alle möglichen Exeefse ,ausüben. Die aufrührerischen Bewegungen, welche aufj meh ren Punkten der Ukrainestatthatten, sollen ernsterer Art gewesen sein, als dies gesagt wird. Man war gezwungen, Truppen und Artillerie ausrücken zu lassen. Der Aufruhr galt übrigen- weder der Regierung, noch den Leibherren, sondern den Popen, die von den Aufständischen der Lüge angeklagt sind, weil sie Vorgehen- die Franzosen seien gekommen, die orthodoxe Religion zu ver nichten. Wahrscheinlich waren mehre dieser Leute mit der ftan- zöfischen Krimarmee in Berührung gekommen und suchten nun, da sie nur Gutes zu berichten hatten, ihre Landsleute von der Unwahrheit der Behauptungen der russischen Geistlichkeit zu über zeugen. Ein großer Theil dieser Unglücklichen ist nach Sibirien transportirt worden, um dort ihre allzu große Offenherzigkeit ab- zubüßen." Sardinien Ueber den Empfang deS Königs von Sar dinien in Genua schreibt daS Movimento: „Was für ein Empfang ist dem König Victor Emanuel in Genua bereits worden? ES war ein kalter, stummer, gleichgültiger, fast möch--^