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lbenk 278. Mittwoch, den 28. November 1855 :ert toMch - BaL — Ng« 27 - 27 - 15 d. Men. Lirmti iadc. Reis. H Möbren. Erscheint jeden Wochentag ftüh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittag? 3 Uhr für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene^Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. trostlos. Allein bei einer ruhigen Betrachtung der Dinge und namentlich bei einer richtigen Würdigung der Schätze, die un sere Gebirgsgegenden noch in ihrem Schooße bergen, wird dem Zeichner eines Bildes derselben die Möglichkeit geboten, ihr mehr als einen Zug beizugeben, der nicht nur Hoffnung, son dern sogar Zuversichtlichkeit ausdrückt. Wir dürfen dabei nicht als wesentlich in Anschlag bringen, daß unsere Saaten für daS kommende Jahr die besten Aussichten gewähren, daß die Kar toffeln wiederum in die Reihe unserer ohnehin beschränkten Er nährungsmittel eingetreten sind, daß die Fülle des Obstes selbst den oberen Gebirgstheilen zu Gute kommt, daß die Getreide ernte nicht unergiebig war und daß es hier und da noch Be schäftigung in Fabriken, in Wald, an Eisenbahn u. s. w. bei der überaus günstigen Herbstwitterung giebt, und daß endlich die Wohlthätigkeit von Privaten und die Fürsorge der Regie rung nicht ermüden, unseren Nothleidenden die möglichste Er leichterung zu verschaffen: das sind aber alles nur Trost- und Palliativmittel, die höchstens von der Hand bis zum Munde reichen, die aber unsere Zustände bis zu einer gewissen Tiefe und auf eine längere Dauer nicht zu bessern vermögen. Viel mehr müssen wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Reich thümer richten, die theils im Inneren unseres Erzgebirges noch unberührt lagern, theilS auf demselben vor unseren Augen sich befinden: wir müssen vor Allem unsere reichen Schätze an Steinkohlen und Eisenstein zu Tage fördern und unsere noch so bedeutenden Waldungen zu einem höheren Preise zu ver» werthen suchen, als es bis jetzt hat geschehen können. Und hat denn etwa auch die Oeconomie daselbst den Gipfel ihrer mög lichen Production erreicht? Als Mittel zum Zweck aber dienen Eisenbahnen und eine wohlberechnete Vereinigung von Kapital- kräften theils des Staates, theils der Privaten. Und die sind in der That die wahren und größten Wohlthäter deS hungern den Erzgebirges, die ihm ihre Kapitalkräfte zuwenden, um die Schätze zu Tage zu fördern, die unter den Füßen der Hungern den liegen, oder um die Bahnen zu bauen, welche jene Schätze in Reichthümer dadurch verwandeln, daß sie dahin mit mög- lichster Leichtigkeit und Wohlfeilheit gebracht werden, wo sie ein Bedürfniß sind und am vortheilhaftesten verwerthet werden können. Die vielen Tausende von Aeckern, auf denen im Ge birge noch herrliche Nutz- und Brennhölzer stehen, durch eine Eisenbahn über Zwickau oder Chemnitz nur z. B. mit Leipzig, der nach allen Thoren hinaus wachsenden Stadt, in unmitttl- , man,! kann ch, i zurüt !äuech^! derz >!ittwech, geschlej, n Lest» znbui- cblatt. m, miß sind a« >ben, tn -er Ach daß in er Rok i wird. :oll G I Bouillon,« neu MW Das Erzgebirge, seine Noth, seine Reichthümer und seine Aussichten. Gebirgsgegenden, die unter höheren Breitengraden liegen, lund in Folge dessen von harten und langdauernden Wintern Iheimzesucht sind, können niemals, zumal wenn sie durch Man- I gelhaftigkeit der Straßen ihre Verbindung mit fruchtbaren I Landschaften erschwert sehen, wenn ihre Erwerbsquellen keine I naturwüchsigen sind und eine künstliche Bevölkerung-in Folge I einer zeit veilig günstigen Industrie in dieselbe widernatürlich leingedrungen ist, einer so sorglosen Existenz sich erfreuen wie Idke Gebiete fruchtbarer, von Straßen und Flüssen begünstigter I Niederungen: jede besonders länger dauernde Theuerung, jede I Stockung der unberechtigt eingedrungenen oder auf schwachen »Füßen stehenden Industrie muß die Bevölkerung um so mehr lund verderblicher bedrängen, je größer das Mißvcrhältniß zwi- I schen Kapital, Produclionsfähigkeit des Bodens und der Be tz völkerung ist. Für vorübergehende Bedrängniß, zumal wenn I sie nicht tief und weit in die verschiedenen Bevölkerungs - und I Gesellschaftsklassen eingreift, reichen die Unterstützungsmittel der I Wohlhabenden Ler Heimath oder des reicheren Niederlandes laus. Aber wie dann, wenn Jahre lang der Druck der Zeit I jeglicher Art auf den Gebirgsbewohnern lastet, wenn der Ver- I dienst allgemein mangelt, wenn das ohnehin schwache Kapital keiner Anstrengung mehr fähig oder wenigstens ängstlicher als l je ist, trenn der Hunger an die Pforten von Tausenden klopft, l wenn ansteckende Krankheiten alle Volk^claffen entweder deci- l miren oder bedrohen und Väter und Mütter Hinwegsterben, die I Ihrigen in völliger Hülflosigkeit zurücklassend? Wie dann, I wenn die Schulen zu veröden anfanzen, wenn die Kleinen vor Hunger oder Nacktheit nicht in ihnen erscheinen können; wenn „ die Kirchen leer stehen, weil die Erwachsenen zum Theil nicht Z so viel mehr besitzen, um würdig vor dem Herrn zu erscheinen; Z wenn endlich Lehrer in Kirchen und Schulen darben müssen, l und die Freudigkeit an ihrem Berufe auf eine fast mehr als l menschliche Probe gestellt wird? Muß dann nicht die Gefahr I eintreten, daß die sittliche Entartung gleichen Schritt halte mit I Verarmung und leiblicher Verkümmerung? Und sind das nicht l eben die Farben, mit welchen wir das gegenwärtige Bild un- I seres oberen Erzgebirges zeichnen müssen? Beim ersten An- I blick erscheint dieses Bild, sagt ein erzgebirgischer Correspondent im Dresdner Journal vom 16. Novbr., im höchsten Grade ;N GaM rginnw hes Fd eber. Freiberger Anzeiger und Tageblatt