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1278 so ist seine Lebenskraft fast der der Kinder in Freiberg gleich, und dieses Berhältniß bleibt bei den Männern beinahe bis zu einem Alter von 40 Jahren. Von da an aber fängt bei den Bergleuten der aus ihrem Berufe hervorgehende ungünstige Einfluß zu wirken an und wächst in auffälliger Weise. Von 100 Bergarbeitern, die 50 Jahr alt sind, sterben in den näch sten 10 Jahren die Hälfte, in Freiberg aber von derselben An zahl dieser Altersklasse noch nicht der dritte Theil. Bel dem weiblichen Geschlechte dieser Altersklasse zeigen beide Bevölke rungen dieselben Resultate. Bei dem weiblichen Geschlechte des Bergmannsstandes tritt der ungünstige Einfluß erst vom 60. Lebensjahre an ein, wirkt aber nur unbedeutend. Der Arbeiter im Dienste des sächsischen Bergbaues, der -beiläufig bemerkt 23,000 Menschen direkt und einen großen Theil der Erzgebirger indirekt ernährt, verdient bei gesicherter, regelmäßiger und ausdauernder Arbeit ein Lohn, welches ihn nicht darben läßt; es schützen ihn großartige, in Folge ihrer inneren Einrichtungen bei anhaltendem Segen des Bergbaues für die Zukunft gesicherte Institute vor Hunger ^nd Elend in theueren Jahren; es gewähren ihm in seinen alten Tagen bei eintretender Invalidität die Gruben noch lohnende, leichte Ar beit über Tage auf den Werken oder in der eigenen Behausung, die Knappschafts - und Privatunterstützungscassen, sowie milde Privatstiftungen laufende Unterstützungen, so daß er dcm Alter ohne die bangen Sorgen und den Kummer, mit welchem so mancher andere Arbeiter dasselbe herannahen sehen muß, ruhig entgegen gehen kann. Welche andere Arbeiterklassen genießen solch' eine gesicherte Existenz; welche sind in schweren Zeiten in dem Maße vor Kummer und Noth geschützt; welche haben sich so großartiger und gesicherter Unterstützungen, welche sich solcher Vortheile zu rühmen, wie sie der sächsische Bergbau genießt? Gewiß nur sehr wenige! ' Tagesgeschichte. Freiberg. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Sept. d. I. 3028 Thlr. 9 Ngr. 4 Pf. eingelegt, 2692 Thlr. 11 Ngr. 3 Pf. zurückgenommen und 47 Stück neue Bücher ausgestellt. — Im Monat Sept. d. I. (4 Wochen) wurden 272 Arme in und außerhalb den Armenanstalten mit 140 Thlr. 24. Ngr. baarem Gelde und 4110 Pfd. in natura verabreichtem Brode tim Werthe von 163 Thlr. 6 Ngr. 8 Pf.) 34 vorübergehend mit 25 Thlr. 23 Ngr. 5 Pf., 13 mit Kleidungsstücken und beziehend!. Wäsche, 16 außer den in den Armenhäusern ärztlich behandelten und den vom vorigen Monate in ihren Wohnun gen krank verbliebenen Personen, sowie 11 im Stadtkrankenhause mit Kur, Medikamenten und beziehendl. Pflege unterstützt, 10 wurden auf Kosten der Armenkasse beerdigt. Dresden, 8. Oct. Für die alljährliche Dauer des Königl. HoflagerS in Pillnitz ist jetzt daselbst eine Telegraphenvereins» statton errichtet worden. Die Leitung ist von Dresden aus bis in die Gegend von Pillnitz auf dem linken Elbufer geführt und der Elbübergang mittelst eines unter dem Strome liegenden Telegraphenseiles von 430 Ellen Länge, 1'/s" Stärke und über 22 Ctr. Schwere bewerkstelligt worden. Die Legung deS TaueS und die Eröffnung der Station hat am vergangenen Sonnabend in Gegenwart Sr. Majestät des Königs und der Glieder der Königl. Familie stattgefunden. Nach erfolgter direkter officiel- ler Meldung über die Eröffnung der Station nach Wien, Ber lin rc. geruhten Se. Majestät sowohl über das gelungme Ver senkungsexperiment als auch über die Einrichtung des BureauS noch Allerhöchstihre besondere Befriedigung auszudrücken und die mit der Leitung der Arbeiten beauftragten Herren, Geh. Rath v. Ehrenstein und Telegraphendirector Preßler, hatten die Ehre, zur Königl. Tafel befohlen zu werden. Die Station ist selbstverständlich auch für den Privatverkehr geöffnet und, wie wir vernehmen, der Preis einer einfachen Depesche (bis 2K Worte) zwischen Pillnitz und Dresden auf 5 Ngr, für eine Depesche von 26 bis 50 Worten aber auf 10 Ngr. und bei 51 bis 100 Worten auf 15 Ngr. festgesetzt worden. (Dr. I.) Aus Berlin vom 2. Oct. wird dem Morning Chronicle gemeldet: Man weiß hier, daß die Mißstimmung in Polen und der Ukraine einen sehr bedenklichen Grad angenommen hat. Die wiederholten Truppenaushebungen haben diese Theile Ruß lands der jungen männlichen Bevölkerung beraubt, und dies ist während der Erntezeit störend empfunden worden. Die Regie rung sucht gegenwärtig in Erfahrung zu bringen, ob Polen ge nug Getreide liefern kann, um das Heer während des näch sten Feldzugs zu versorgen. Man glaubt, daß das Ergebntß dieser Untersuchung einen großen Einfluß auf die Entscheidung der russischen Regierung hinsichtlich der Fortdauer des Kriegs haben wird. Die Nachrichten über den Rückzug der Russen von Sebastopol finden in militairischen Kreisen Glauben, da man der Ansicht ist, daß die Besatzung der Nordseite sich wegen Mangels an Lebensmitteln zur Uebergabe auf Gnade und Un gnade genölhigt sehen würde." — Unterm 4. Oct. wird dem Morning Chronicle aus Ber lin telegraphirt: „Es ging heute in gutunterrichteten Kreisen das Gerücht, die russische Regierung habe Preußen aufgefordert, Schritte zur Anbahnung von Unterhandlungen zu thun. Die öffentliche Stimmung in Rußland Hal angcfangen, sich seit dem Falle Sebastopols kundzugeben. Die großen Grundeigenthü mer haben in Folge der Sperrung der Absatzwege und in Folge des Mangels an Arbeitern die Hälfte oder zwei Drittheile ihrer Einkünfte eingebüßt. Nur noch die Beamten und die aus den Militärschulen hervorgegangenen jungen Leute find für den Krieg. Köln. Der König von Preußen sprach bei der Grund steinlegung der Rheinbrückt in Köln am 3. Oct. nach der Köl nischen Zeitung etwa folgende Worte: „Meine Herren! Gottes Gnade hat gegeben, daß wir dieses Werk im Frieden beginnen können; lassen wir bitten, Gott möge geben, daß der Bau im Frieden fortgeführt werden kann; lassen wir bitten, daß er un ter dem goldenen Füllhorn des Segens gedeihe; daß das Wert auf immerdar unantastbar bleibe, und daß lange bevor der letzte Stein zu demselben gelegt wird, auch dem gesammten Europa der Friede wiedergegeben sei!" Paris, 5. Oct. Nachm. 2 Uhr. Soeben ist folgende De pesche an der Börse angeschlagen worden: „Marschall Pelissier meldet vom 1. Oct.: Am 29. Sept, hat bei Koughil, 5 Stundet