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1277 Die Verhältnisse der Bergarbeiter bei dem sächsischen Regalbergbau. Unter diesem Titel ist soeben in der hiesigen Engelhardt'- scheu Verlagshandlung eine Schrift, 9t Octavseirm umfassend, von Carl Langheld, erschienen. Wir besaßen bis jetzt nvch keine Schrift, die mit dieser Gründlichkeit und Ausführlichkeit die Bergarbeiter-Verhältnisse besprochen hätte. Zugleich ist sie aber auch aus den besten Quellen geschöpft, so daß ihre Mit- theilungen und Resultat« auf die größte Glaubhaftigkeit An spruch zu erheben berechtigt sind. Bei dem hohen Interesse nun, welches die Sache für einen sehr großen Theil der hiesigen Bevölkerung hat, dürfen wir es für angemessen erachten, wenn wir wenigstens Einiges aus der genannten Schrift in diesem Blatte auszugsweise zur öffentlichen Kenntniß bringen. Wie bedeutend die den Berg - und Hüttenarbeitern gewähr ten Bergmazazinunterstützunzen gewesen find und es zur Zeit noch sind, können beispiels»veise folgende, das Freiberger Berg- magazin betreffende Zahlenangaben darthun. Aus diesem Ma gazin wurde an die Berg- und Hüttenmannschaft der Freiber ger Refier incl. Pensionsempfänger an Korn abgegeben: im Jahre 1838 auf 19 Wochen 11,363 Schfl. 2 Viert. 2 Metz. 174 Wochen 137,303 Schfl. 1 Viert. 2^ M. s - 1839 - 39 r 30,674 - 3 - 3'/, s . s s 1840 - 14 s 4575 s — s 2 - s - 1843 - 24 : 20,309 s — s 3 - s - 1846 - 32 s 24,210 - 1 r " ' - s r r 1847 - 7 s 5027 s — r — s r 1851 - 10 r 9065 r —— s — s s - 1852 - 29 - 32,078 - — - — - Wird hierzu noch die dem Betrage von 62,616 Thlr. 18 Ngr. 8 Pf. für die in den Jahren 1846, 1847 und 1852 auf 42 Wochen anstatt der Naturalvertheilung abgegebenen Brot geldzuschüsse entsprechende Summe von 44,037 Schfln. 2 Viert. 3 Metz, hinzugerechnet, so ergiebt dies auf 216 Wochen die Summe von 181,341 Schfln. 1*/, Dl. Und diese Quantität wurde um den Betrag von überhaupt 494,460 Thlrn. 23 Ngr. 1 Pf., pro Schfl. mit durchschnittlich 3 Thlr. 18 Ngr., an die 'Percipienten abgelassen, während der durchschnittliche Markt preis zu Freiberg währenv der gedachten Kornvertheilung 4 Thlr. 18 Ngr. 3 Pf. betrug. Für sämmtliche bei der in Rede stehenden Anstalt betheiligten Mannschaften von gemeinjährig 6737 Mann ergab dies einen Gewinn für die oben angegebene Zeit von 183,154 Thlrn. 12 Ngr. 3 Pf., d. h. diese Summe wurde dm Berg- und Hüttenarbeitern als Unterstützung zu Theil.') . Die in dem hartm Jahre '1847 von dem Freiberger Brrg- magazine gewährten, schon sehr bedeutenden Unterstützungen an Korn- und Geldzuschüssen im Gesammtbetrage von 70,277 Thlrn. 17 Ngr. 7 Pf. werden noch durch die Unterstützungen Überbo ten, welche dieselbe Anstalt im Jahre 1854 in dem Gesammt betrage von 82,322 Thlrn. 5 Ngr. 2 Pf. den Berg- und Hüt *) Auf die Melioration oder Verbesserung und Erweiterung der Gruben ist aus deren eigenen Mitteln in den jüngsten 12 Jahren die Summe von 2,300,000 Thlrn. verwendet worden. tenarbeitern gewährt hat, während im Jah« 1853 der Gesammt- unterstützungÄettag nur die Höhe von 40,150 Thlr«. 4 Rgw 5 Pf. erreichte. — Auch an Holzunterstützunge» durch ermL- ßigten Preis sind den Berg- und Hüttenarbeitem im Jahre 1854 nicht weniger alS 720 Thlr. zu Gute gekommen. Damit ist aber das Kapital der Unterstützungen und Begünstigung««, deren sich der Berg- und Hüttenarbeiter zu erfreuen hat, noch keineswegs erschöpft: die oben bezeichnete Schrift liefert die sprechendsten und ausführlichsten Beweise dafür. Wo ist nun aber der Arbeiterstand, der sich solcher Fürsorge Selten des Ar- beügebers rühmen dürste? Einen interessanten Abschnitt bilden die SterblichkeitS- und Jnvaliditätsverhältniffe in der Bergarbetterelasse. Die Beo bachtungen und Berechnungen hinsichtlich der Sterblichkeit-»«» hältnisse beruhen in dem Bergmannsstande auf 23,981, dagegen in der Stadt Freiberg auf 19,904 Todesfällen. All» Beobach tungen umfassen zwei 25jährige Perioden: von 1801 btS mit 1827 (excl. 1813 und 1814) und 1828 bis mit 1852. Ber gleicht man nun die Sterblichkeit der Einwohner FreibergS mit der in dem Brrgmannsstande, so ergiebt sich zunächst und zwar im Betreff des männlichen Geschlechts beider Bevölkerungen, daß die Kindersterblichkeit desselben in der älter« Periode fast gleich war, sogar in der Stadt Freiberg noch »twaS ungünsti ger, als im Bergmannsstande. Ebenso sind di« DissrrenM der Zahlen für die mittleren Altersstufe« bis zum 40. Jahre mohe- deutend, erst von da an zeigt sich der Bergmannsstand bedeu tend im Nachtheile, besonders in der Altersklasse von 50 btS 60 Jahren, während die Todesfälle unter de« Männern Frei bergs regelmäßiger auf die Altersstufen von 40 bis 80 Jahre« verthrilt find. In der zweiten Periode zeigt sich bei dem männliche« Ge schlechte beider Bevölkerungen eine weit größere Anzahl von Todtgeburten und Todesfällen in den Kinderjahren, aber eine geringere Anzahl von Todesfällen in den höheren Lebensaltern des Bergmannsstandes. Während sich die MortalitätSverhält- nisse des männlichen Geschlechtes in Freiberg verbessert haben, sind die des männlichen Geschlechtes im Bergmannsstande ent schieden schlechter geworden. Demnach ist der auf das Bng- mannsleben wirkende ungünstige Einfluß früher nicht oder we nigstens nicht in dem Maße wie jetzt vorhanden gewesen, son dern gehört erst der neueren Zeit an oder ist intensiver gewor den. Hinsichtlich der Sterblichkeit des weiblichen Geschlechtes beider Bevölkerungen ergiebt sich aus obiger Tabelle, daß i» der ersten Periode die Sterblichkeit des weiblichen GeMechjes im Bergmannsstande von der des weibliche« Geschlechtes io Freiberg fast gar nicht verschieden ist, indem sich einzig «n- allein die Anzahl der vor erfülltem ersten Jahre verstorbenen Mädchen etwas verschieden und zwar zu Gunsten der Stadt Freiberg zeigt. In der zweiten Periode dagegen finden in den MortalitätSverhältnisseu des weiblichen Geschlechtes beider Be- völk«ungen allerdings Differenzen statt, und zwar besonders in Bezug auf Todtgeburten und Sterblichkeit in den Kisder- jahren zu Ungunsten deS weiblichen Geschlechtes im Bergmanus stande; in den höheren Altersklassen find die Differenzen picht' von erheblicher Bedeutung. ' Hat ein BergmannSkind einmal das 6. LeheMahrerr^cht.