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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 1- Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bi» Nachmittag» 3 Vhr für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 233. Freitag, den S. «etob-r 1835. Tagesgeschichte. Dresden, 2. Oct. In diesen Tagen verunglückten zwei Personen durch Kohlendampf. Ein auf dem Weinberge deS Senators Just in der Lösnitz arbeitender Klempnergeseüe nahm in die Kammer, in welcher er mit dem Kutscher schlief, seine Kohleupfanne ruft und setzte solche neben sein Berl. Am nächsten Morgen fand man Beide bereits ohne Bewußtsein. Nur mit großer Mühe gelang es, den Kutscher zu retten. Der unvorsichtig« und selbst gewarnt« Klempner aber gab noch an demselben Tage seinen Geist unter großen Qualen auf. Leipzig, 2. October. (Meßbericht.) Wie in ftübricirten, so war auch die Messe in rohen Ledern sehr lebhaft, und es hat der Bedarf durchgängig, besonders aber in rohen Wildhäu- ten und Kalbfellen bei weitem nicht gedeckt werden können. Der Verkauf ging darum sehr schnell von Statten und wurden für trockne Buenos-Ayres-Häute 33 bis 36 Thlr., für west indische 29 bis 32 Thlr. und für trockne, gesalzene Bernambuco 26 bis 28 Thlr. pro Centner bezahlt. Die Lager von ostin dischen Kips waren etwas stärker, doch wurden auch diese, bis auf Kleinigkeiten, zu guten Preisen bald geräumt, wie auch Das, was vom deutschen Rindleder am Markte war. Kalb felle waren besonders sehr gesucht und erhielten in schwerer Waare 11 bis 13 Ngr. und in leichter 12 bis 15 Ngr. pro Pfund. Von den Tuchfabrikanten ist der größte Theil bereits abgereist, und die Verkäufer sind mit dem Resultate zufrieden, wenn auch das Geschäft in den letzten Tagen einen flauern Anstrich hatte und die Preise von Mitteltuchen gegen vorher 1 bis 2 Ngr. pro Elle gedrückt wurden; feine Sorten dagegen behaupteten den früheren Aufschlag, ebenso auch Buckskins und Winterrockstoffe in neuen Farben und guten Qualitäten. Die Einfuhr von Tuchen, BuckskinS rc. schlägt man diese Messe auf 150,000 bis 160,000 Stücke an, und ist davon, bis jetzt wenigstens, verkauft worden, durch den weitern Verlauf der Messe aber dürfte sich der Absatz wohl auf der Einfuhr er höhen. Von Flanellen wurde fast Alles verkauft, und find darauf, wie auch auf Dreivierteltuche noch namhafte Aufträge zurückgelaffen worden. In andern wollenen Artikeln, wie Thi- bets aus Gera, Greiz rc. und Glauchauer und Chemnitzer rc. halbwollene Waaren, z. B. glatte und gemusterte Lüstres, Or leans, Damaste rc. ist der Verkauf sowohl für die deutsche Kundschaft, wie für die ausländische zu guten Preisen sehr lebhaft gewesen. Dasselbe läßt sich noch von vielen andern Ar» tikeln, als voigtländischr weiße Waaren, Posamentierwaaren, wollene Strumpfwaaren rc. sagen, worin bis jetzt im Allge meinen die Messe recht gut war; dagegen zeigte sich dieselbe für sächsische Spitzen nur mittelmäßig. Für Eallico's war das Geschäft in der ersten Woche so lebhaft, wie in einer Früh- jahrmess«. In Berliner Tüchern und ShawlS war das Ergeb- niß weit besser, als es sich in der ersten Zeit anließ. Englische Manufacturwaaren und Spitzen gingen bisher recht leidlich, und wird dafür noch mehr erwartet, wenn das polnische Ge schäft beginnt. Im Rauchwaarenhandel war es in der letzten Woche, der jüdischen Feiertage wegen, etwas stiller, und wur den die meisten Geschäfte in Dachsen für Frankreich, Bären, Landratten, Füchsen, Bibern, Seeottern, Seehunden und Chin- chilla's für Polen gemacht. In Astrakaner, Ukräner und Krimer konnte noch wenig gethan werden, da die Zufuhren, in Folge des russischen Ausfuhrverbots, noch nicht eingetroffen sind. (Dr. I.) Berlin, 2. Oct. Wiener Correspondenten bezeichnen die gegenwärtige Position Oesterreichs in dem Sinne, daß daS Wiener Cabinet seine Bestrebungen zur Anbahnung neuer Frie densverhandlungen vorläufig wieder auf sich beruhen zu lassen gesonnen sei, weil die kriegerische Stimmung des russischen Ho fes jede Aussicht auf Erfolg versperre. Besser könnte das be treffende Verhältniß nicht auf den Kopf gestellt werdm. Die Sache ist ganz einfach die, daß Oesterreich sich hinsichtlich seiner Ansicht über die Interpretation des dritten Punktes schon früher ganz bestimmt ausgesprochen hat und auch jetzt gegenüber den weitern Mehrforderungen der Westmächte seine bezügliche frü here Ansicht in allen wesentlichen Punkten festzuhaltrn entschlos sen ist. Oesterreich kann darum die Forderungen der West- mächte nicht blos wegen der kriegerischen Stimmung Rußlands, sondern zunächst und in der Hauptsache schon wegen ftmer ei genen Stellung dem russischen Hofe nicht zur Annahme propo- niren. Mit Rücksicht auf die weitere Sachlage zwischen Oester reich und den Westmächten verdient darum auch die Reise des Barons Bourqueney, französischen Gesandten in Wien, nach Paris alle Beachtung. Hat die Mission des Herrn v. Prokesch- Osten, wie es kaum noch einem Zweifel unterliegt, die erwünsch ten Erfolge nicht gehabt, so ist auch, für s erste wenigsten-, nicht abzusehen, wie eine Aussicht für die Verwirklichung der erstrebten Annäherung an die Position der Westmächte gefun-