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ut auf - »gleich seNr. ' Freiberger Anzeiger und Tageblatt. eptem- > lendors i »h mit «- Findn U dilies - Erscheint jeden Wochentag ftüh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittag« 3 Uhr für die nächsterscheinende Nummer angenommen.und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 219. Mittwoch, den IS. September 1855 erg. ersten !sse in er von neltaze Milt- ie heu- Rczcl morgen n und iuzleich slellunz ccrzüz- rndiren. stkllunz ce drill te Har- haußs! ufrichliz > Wort- bilden kommen Wasßr lich bei zcändnl freund Ein Blick auf das Kriegstheater in Asien. In Teheran ist vor Kurzem ein russischer General crschie- ? nen; er soll am persischen Hofe das Terrain bearbeiten; denn neben der Meldung von Alexander II. Thronbesteigung soll der selbe auf den Schah dahin wirken, daß Persien aus der bisher beobachteten Neutralität heraustrete. Bei diesen asiatischen Des poten, die aus Angst, Provinzen zu verlieren, und aus Gier, Provinzen zu gewinnen, zusammengesetzt sind, und von der all gemeinen Weltlage nur eine dämmerige Ahnung haben, ist Al les möglich — warum nicht auch ein-Losbrechen gegen die ver- , haßte Nachbarin, die Pforte! Jndeß bis jetzt beharrte der persische Hof trotz alledem als 4. gewandter diplomatischer Jongleur in jener strengen Neutrali- ä tät, welche zwar große Gefahren für die Zukunft birgt, doch im jetzigen Augenblicke wenigstens das Klügste für eine Des potie ist, welche weder ein zuverlässiges Heer, noch einen vollen Schatz hat. Rußland wird und kann diese Passivität nicht ver zeihen, da es in Vorderasien erst dann freie Hand gegen die Türken erhält, wenn es sich auf Persiens Treue verlassen darf. Der persische Hof wird verlangen, daß die russischen Heere erst Retwas thun sollen; denn bisher haben sie dort noch so gut wie Mar nichts geleistet. Der Grund liegt nahe genug. Zwischen Mußland und den transkaukasischen Provinzen ragt das Land der freien Tscherkessen, das Land Schamyls; die irreguläre x Reiterei Murawiews besteht zum größten Theile aus den Söh- nen der Kabarda, der Vorthäler des Kaukasus und der Aus- läufer dieses Gebirges, die einander nicht kennen oder einander Hassen, welche nur dem russischen Zwange folgten und denen , Meine Minute zu trauen ist, wenn sie mit ihren Stammgenossen . ^zusammentreffen oder dieselben als Sieger vorrücken sehen. Jn- 'klll. dem Murawiew mit solchen Elementen über die türkische Grenze Sevtk. ging, begann er ein gewagtes Spiel. Nicht etwa der Türken ;r wegen; denn die anatolische Armee hat sich seit Jahr und Tag mehr als eine Horde zusammengerafflen Gesindels, denn als Saale, ""b organisationsfähige Masse erwiesen: Pascha's ohne Ehre und Treue, Truppen ohne Mannszucht, ohne ordentliche Ver- pflegung, Löhnung und Führung, kurz nichts, was Achtung gebieten und Erfolg verheißen könnte. Murawiew ist einer der cißtraul kecksten russischen Generale; aber so schlecht die türkische Grenze ErbseoMgedeckt ist und so mangelhaft Kars und Erzerum besetzt sind, W- die Erfolge der Russen sind bisher weit hinter den Erwar tungen ihrer Freunde zurückgeblieben. Noch ist der prophezeite Zug nach Kleinasien zur Bedrohung Konstantinopels bloS eine „schöne Idee", ja wir zweifeln sogar, daß die Russen sich ohne Verstärkung durch bedeutende reguläre Streitkräfte, wozu vor läufig wenig Aussicht ist, lange auf türkischem Gebiete halten können. Die erwartete Erstürmung von Kars und die Erobe rung von Erzerum sind noch nicht erfolgt und würden leicht zur Vernichtung der ganzen transkaukasischen Armee führ«, wenn die Besatzungen beider Plätze sich ihrer Brüder in Si- listria und Kalafat nur einigermaßen eingedenk zeigten. Die neulich gemachte Mittheilung von dorther scheint dies zu bestä tigen. Aber so lange Kars und Erzerum in türkischen Händen befindlich, sind die Russen weder gegen einen Handstreich Scha« myls auf Tiflis, noch gegen den Abfall des unterworfen« Theils der Bergbewohner gedeckt. Doch selbst wenn Murawiew seine 35,000 Mann daran wagte, um in Kleinasien eine großartige Diversion zu mach«, selbst wenn die Türken wie Spreu vor ihm zerstöben und die Kurden in Massen mit den Russen fraterniflrten, — selbst in diesem für die Russen allerglücklichsten Falle läge es in der Macht der Verbündeten, ihm jeden Augenblick in den Rück« zu fallen und Tiflis zu nehm«. Im Besitz der sämmtlich« Schwarz-Meer-Häfen ist es den Alliirten ein Leichtes, überle gene Streitkräfte auf die eine oder andere der drei Straßen zu werfen, die nach Tiflis führen. Von Suchuw Kale, Redut Kale und Schefkatil (Fort St. Nikolai) kann eine feindliche Armee eben so schnell, wie die russische von Kars und Erzerum aus, nach Tiflis gelangen, und sie darf auf diesem Marsche selbst auf zahlreichen Zuzug aus dem Lande rechnen^ Jene drei Straßen sind sogar in besserem Zustande, als diese zwei, da die Russen von Tiflis aus keine Mühe gescheut haben, mit den Forts an der kaukasischen Schwarz-Meer-Küste in steter bequemer Verbindung zu bleiben. Diese Forts sind jetzt aber in den Händen der Verbündeten, und zwischen ihnen und Tiflis ist keine Festung vorhanden, welche stark genug wäre, den Feind aufzuhalten; dagegen liegt auf der Mitte des Weges als Etappe die Stadt Kutais. Durch die Besorgnisse der Russen vor einem Ueberfalle Schamyls erklärt sich die unsichere Haltung des selbst als tollkühn bekannten Generals Murawiew vielleicht weniger, als durch diesen Umstand. Mindestens werden die Russen so gut wie wir wissen, daß die freien Tscherkessen so wenig Sym pathie für die Türken, wie für die Russen hegen, seitdem sene,