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Freiberger Anzeiger und u - - , 7:" Tageblatt. - Erscheint jeden Wochentag ftüh S Uhr. Preis vierteljährlich IS Nzr. — Inserate werden an Len Wochentagen nur bis Nachmittags S Uhr> - . für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit S Pfennigen berechnet. 203» Freitag, den Tagksgeschichte. Berlin, 26. August. Hinsichtlich der Maßregeln, welche in Bezug auf die diesseitige Artillerie und die Cavalerie behufs Erleichterung der Staatsausgaben bevorstehen, erfahren wir aus guter Quelle Folgendes: Ein Theil der Reservisten der Artillerie, namentlich jene aus frühern Jahrgängen, wird entlasten wer den, da bei dem jetzigen Stande, der Dinge eine Verwickelung Preußens und Deutschlands in Len orientalischen Krieg in eine weite Ferne gerückt erscheint und die weitere Beibehaltung die ser für eine etwaige allgemeinere kriegerische Entwickelung Ler europäischen Angelegenheiten angekauften Pferde sich nur als eine unnöthige Last für den Staat erweisen würde. Der Stand Ler preußischen Artillerie bleibt im Uebrigen auf dem etalmäßi- gen Fuße, und es findet keine Verminderung in letzterer Be ziehung statt. Auch die Cavalerieregimenter erfahren nur eine Verminderung an denjenigen Mannschaften und Pferden, welche über den etatmäßigen Kriegsfuß hinausgingen. Die Stärke eines jeden Cavalerieregiments wird 602 Mann und Pferde bleiben. Aus dem hier Mitgctheilten wird zu ersehen sein, daß, während Preußen eine sehr Achtung gebietende Macht wie immer auf den Beinen hält, auf der andern Seite aber dem Staaic gänzlich unnütze Ausgaben durch die in Aussicht stehende Maßregel erspart werden. Die Einleitungen zur Ausführung dieser Maßregel werden, wie wir hören, ungesäumt getroffen werden, sobald der Beschluß über letztere selbst erfolgt sein wird. Diesem Beschlusse dürfte aber in diesen Tagen entgegen zu sehen sein. Die KunLe von Lem Bcvorsiehen dieses Schritts der Staatsregierung hat hier einen sehr günstigen Eindruck her vorgebracht. (D. A. Z.) — Der National-Zeitung wird aus Schlesien vom 23. Aug. geschrieben: „Seitens des Kreisgerichts zu Kempen wird gegenwärtig in den amtlichen Blättern Schlesiens ein Mann, Namens Baranski, steckbrieflich verfolgt, der an Tobsucht leidet und von der merkwürdig fixen Idee besessen ist, daß, wie Lie Anzeige der Behörde sich ausdrückt, Geistliche gar keine Aecker und Gutsbesitzer nur so viel, wie sie mit 6 Pferden be- wirthschaften können, besitzen dürften. Der Mann suchte, vor gebend, er sei ein Nachkomme König Sigismund August's von Polen, seiner eigenthümlichen socialen Anschauung durch An- zünden von Wirthschaftsgebäuden der Geistlichen und Gutsbe sitzer einigen Nachdruck zu geben und hat bereits an drei Stel 31. August 1855. len dergleichen Baulichkeiten, im Kreise Schtldberg gelegen, in Brand gesteckt. Baranski ist Zimmergeselle und war vor seiner Entweichung in der Irrenanstalt zu Owinzke untergebracht." Paris, 27. Aug. Die Abreise der Königin von England hat mit viel größerem Glanze stattgefunden, als ihr Einzug in Pa ris. Was damals durch die Nacht verhüllt wurde, strahlte heute im Hellen Glanze der Sonne, und der Zudrang des Publikums war womöglich größer als damals. Der Zug, der sich wieder über die Boulevards bewegte und der Punkt 11 Uhr unter Ka nonendonner von den Tuilerien abging, wurde eröffnet von der Musik und einer Abtheilung Guiden, ihnen folgten die Adju tanten und Ordonnanzoffiziere und die hohen Würdenträger der Armee, darauf drei prächtige Wagen, jeder mit 6 Pferden be spannt und jeder derselben von einem Piques geführt, hinter diesen, worin sich Hofdamen rc. befanden, ein Wagen mit acht ebenso geführten Pferden, darin Prinz Napoleon und der Prinz- von Wales, und endlich der bei der Trauung des Kaisers ge brauchte, mit acht reichgeschirrten Pferden bespannte Wagen, worin die Königin von England, der Kaiser, Prinz Albert und die englische Prinzessin sich befanden, den Schluß bildeten die Hundert-Garden und eine Abtheilung Gardekürassiere. — 28. August. Der heute früh erschienene Moniteur mel det, daß der kaiserliche Eisenbahnzug gestern um 5 Uhr Nach mittags zu Boulogne eingetroffen ist. Eine Revue über die im Lager befindlichen Divisionen fand unmittelbar darauf an der Küste statt und war Anlaß zum Ausdrucke einer lebhaften Begeisterung. Die Königin hat dem Minister des Innern 25,000 Fr. zur Vertheilung an die Armen von Paris geschickt. Die hiesigen Musikzustände betreffend. Freiberg hatte sonst immer den Ruf, nächst-Dresden und Leipzig das beste Musikcorps in Sachsen zu besitzen. Es kam daher, daß den Musikern Seiten des Bergbaues eine, wenn auch nicht wesentliche, so doch wenigstens eine sichere Einnahme gewährleistet, und daß Seiten des Publikums ihnen eine grö ßere Theilnahme und Unterstützung gezollt wurde. In Folge dieser günstigen Umstände wurden nicht unbedeutende musikalische Kräfte herbeigezogen und durch den verewigten Musikdirektor Anacker weiter ausgebildet. Nachdem nun aber die Beitrags leistung Seiten des Bergbaues eingezogen und somit die gewisse Einnahme in Wegfall gebracht worden war, gingen diejenigen. .