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1080 ias Amthaus, die Bürgerschule und die Gewerbschule, in wel chen beiden Lehranstalten auch einige Zeit dem Unterrichte bei gewohnt wurde, zuletzt die Casern« besucht. Nach der Tafel, zu welcher die Spitzen der königlichen und städtischen Behörden, sowie der Geistlichkeit und einige andere angesehene Persönlich keiten befohlen waren, begaben Sich Se. Majestät in das „Ca- finv", woselbst Allerhöchstdieselben durch ein vom Vorsteher der gedachten Gesellschaft, dem Kaufmann Gustav Dörstling, aus gebrachtes Hoch bewillkommnet wurden, und beabsichtigten als dann noch einige gewerbliche Etablissements der Stadt in Au genschein zu nehmen. (Dr. I.) Aus München vom 21. August schreibt man dem Frank furter Journal: „Das Stadtgespräch bildet die plötzlich aufge tauchte Nachricht von der Einsperrung einer Nonne in einem hiesigen Frauenkloster. Man hört hierüber, daß es eine junge Ordenskandidatin der „Armen Schulschwestern" sei, die in ei ner Filiale zu Rosenheim Unterricht ertheilte, vor Schluß die ses Schuljahres aber schnell hierher in das „Mutterhaus" be rufen wurde, wo ihre Einkleidung sofort erfolgen sollte. Das lebenslustige Mädchen schien hierzu keine Lust mehr zu haben; denn sie schaffte sich weltliche Kleider an, und begab sich nach ihrer Hierherkunst zu einem Verwandten, dem sie erklärte, daß sie nicht mehr ins Kloster zurückkehren wolle. Dieser jedoch wandte alles Mögliche aus, um sie wieder ihrer Oberin zuzu führen, was ihm endlich auch gelang. Die Novize that nun wenigstens scheinbar Buße, gab aber kurz darauf wiederholt ihren weltlichen Anschauungen Worte und verlangte sofort ent lassen zu werden. Allein statt dessen brachte man sie zur Strafe ins Gewahrsam des Klosters. Von da aus gelang es ihr, Briefe zu expediren, welche die Sache an die Oeffentlichkeit brach ten. Die Fama fügt bei, das Mädchen besitze ein Vermögen von ca. 10,000 Fl., und in Anbetracht dieses Umstandes habe das Institut ihre Einkleidung für so wichtig gehalten. Dem Ver nehmen nach ist von Seiten der weltlichen Behörde bereits eine Untersuchung eingeleitet. Paris. Die Neue PreußischeZeitung schreibt: „Einem Pri vatschreiben aus Paris entnehmen wir, daß General Canrobert an allen hohen und officiellen Orten zwar die Ueberzeugung aus spreche, der nächste Sturm auf den Malakowthurm werde den gewünschten Erfolg haben, daß er aber in vertraulicher Unter haltung Zweifel kundgebe und die Bemerkung hinzufüge, er möge nicht dafür einstehen, daß sich die Armee zum dritten Male zum Sturme führen lassen werde. Es stimmt dies überein mit andern Nachrichten aus der Krim, die wir durch Vermittelung eines Freundes aus Paris erhalten. Die französische Armee ist von dem Muthe der Verzweiflung erfüllt, der bevorstehende Sturm wird ein fürchterlicher sein und, wenn er gelingt, zu einem Gemetzel werden, das seines Gleichen in der Kriegsge-" schichte nicht haben würde. Gelänge er aber nicht, so würden sich die Folgen gar nicht berechnen lassen. An ein Ueberwintern vor Sebastopol sei dann kaum zu denken." Brüssel, 22. August. Höchst beklagenswerthe Ereignisse in der fabrikreichen Provinz Namur halten seit zwei Tagen Lie öffentliche Aufmerksamkeit rege. Volksaufläuse haben stattge funden, und es mußten Truppen aus Namur, Mons und so- ! gar aus Brüssel requirirt werden. Das unwissende und viel- ! leicht irre geführte Volk klagt die errichteten großen Chemika- liensabriken als die vermeintliche Ursache der in jener Gegend i wieder erschienenen Kartoffelkrankheit, so wie der jetzigen Theu- s rung an, und wollte jene Fabriken aus dem Wege geräumt j wissen. Auch Blut ist geflossen. Ein Jnfanteriepiket, welches ' zur Bewachung der im offenen Felde stehenden Fabrikösse postirt 1 war, mußte gestern Abend auf einen unter Singen, Toben und Trommelrühren heranziehcnden Haufen Feuer geben. Drei junge Männer aus Valcourt sind getödtet worden, ein vierter ist schwer verwundet. Das Kriegsministerium hat in der . „Emancipation" eine Mittheilnng abdrucken lassen, welcher zu- folge der Volkshaufe, einige fünfzig Köpfe an der Zahl, auf das Zurufen des wachehabendcn Unterofficiers nur durch das Geschrei: „Herunter mit der Oesse! Es lebe die Republik!" geantwortet hat. Letzterem Ruse ist durchaus keine Bedeutung beizumessen, da die Meuterer nach meinen persönlichen Nach richten eben so gut und noch mehr: „Es lebe der König!" ' schrieen. Die Manifestationen, welche noch fortdauern, nachdem bereits an 100 Verhaftungen vorgenommen worden sind, und noch immer frische Truppen mit der Eisenbahn verführt wer den, haben durchaus keinen politischen Charakter, aber eine t desto größere Bedeutung in gewerblicher Hinsicht. Aus einem ähnlichen Grunde zeigt sich auch Gährung in Lüttich, wo die -s von der Vieille Montagne in der übervölkerten Vorstadt St. - Leonard errichtete Zinkweißfabrik und die zur Verbesserung des Laufes der Maas durch die Stadt unternommenen Arbeiten, welche Las ehemalige Bett des Flusses trocken gelegt und de» Canälen das benöthigte Ableitungswasser entnommen haben, E Anstoß erregen. Bisher hat man jedoch nicht vernommen, daß 's die Lütticher auch nur im Geringsten die ihnen offen stehende» gesetzlichen Wege zur Geltendmachung ihrer Klagen verlasst» haben. Bekanntmachung. Einer Mittheilung des hiesigen Garnisons-Commandos zu Folge wird die hiesige Garnison in der Zeit V0M 28. Auglist bis 1V September l. I. einige Male zur Uebung auf Allarm und Appell versammelt werden. Indem wir dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen, fordern wir zugleich Eltern und Erzieher auf, während der Zeit da die M Garnison sich versammelt, zu Verhütung möglicher Unglücksfälle alle unerwachsenen Kinder von den Gassen und öffentlichen Plätzen entfernt I zu halten, bemerken auch, daß die Polizeidiener angewiesen find, bei obiger Gelegenheit Kinder ohne Weiteres von den Straßen wearuweisen. M Freiberg, am 25. August 18S5. Der Stadtrath. , Clauß.