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Freiberger Anzeiger und - , - Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3 Uhr -- für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zelle mit S Pfennigen berechnet. 200. Dienstag, den 28. August 1855. Tagesgeschichte. Freiberg, 27. August. Am Nachmittage des gestrigen Sonntages wurde die Ruhe unserer Stadt durch Feuerlärm unterbrochen. In dem benachbarten Tuttendorf brannte Las einem gewissen Jünger gehörende, am Eingänge des Dorfes liegende Haus. Die Entstehungsursache scheint bis jetzt noch nicht ermittelt zu sein. Dresden, 25. August, lieber Lie Reise Sr. Majestät des Königs — Allerhöchstdessen Ankunft in Cbemnitz uns gestern bereits gemeldet wurde, sind uns heute nachstehende Berichte zu- gegangen: Braunsdorf, 23. August. Heute Vormittag halb 11 Uhr trafen Se. Majestät der König mit hohem Gefolge, von Hähnichen kommend, hier ein, und wurden in dem anmuthigen Striegisthale zunächst von den versammelten Ortsbewohnern und den hiesigen Bergleuten auf das Freudigste begrüßt. An dem Eingänge zur hiesigen königl., Erziehungs- und Besserungsan stalt, welcher der Besuch Sr. Majestät vorzugsweise galt, wur den Allerhöchstdieselben von dem Geh. Negierungsrath v. Zahn, dem königl. Amtshauptmann v. Oppen von Freiberg, denen sich der Geh. Legationsrath v. Carlowitz auf Oberschöna, der Oberst v. d. Planitz aus Freiberg und Appellationsrath Schwäbe, Director des dortigen Landgerichts, ingleichen eine Deputation des Freiberger königl. Bergamts angeschlossen hatten, sowie von den Oberbeamten Ler Anstalt ehrfurchtsvoll empfangen, besuch ten sodann die ausgedehnten Räumlichkeiten der Anstalt, in der die gewöhnliche Tagesordnung beibehalten war, wohnten längere Zeit dem Unterrichte der Zöglinge in den vier Schulklassen bei, geruhten von allen Einrichtungen genaue Kenntniß zu nehmen und bezeigten hier, sowie auch bei dem Besuche der Wirthschaft des mit der Anstalt eng verbundenen Staatsgutes und eines Theiles seiner Fluren in gewohnter Weise das allseitigste und eingehendste Interesse. Allen Zugehörigen der Anstalt wird der durch den mehrstündigen Besuch Sr. Majestät ausgezeichnete Tag unvergeßlich bleiben; Beamten wie Zöglingen hat sich die Huld und Gnade, womit der innigstgeliebte König Seine Theil- nahme an dem Gedeihen dieser und dem Wirken jener bekundete, tief ins Herz geprägt. Erst nach 1 Uhr verließ?» Se. Maje stät unsern Ort, um, von dem herrlichsten Wetter begünstigt und den innigsten Segenswünschen begleitet, Ihre Reise über Oederan und Augustusburg nach Chemnitz fortzusetzen. Chemnitz, 24. August, Gestern Abend nach 8 Uhr sind Se. Majestät Ler König in Begleitung des k. Oberstallmeisters Generallieutenant v. Engel, des ?. Generaladjutanten General- lieutenant Reichard und des Geh. Hofraths Bär, sowie des Staarsministers a. D. Kreisdirectors Frhr. v. Friesen aus Zwickau, welch' Letzterer Sr. Majestät gestern Vormittag bis Oederan entgegengereist war, unter dem Festgeläute der Glocken über Augustusburg kommend, hier eingetroffen. Obschon auf den ausdrücklichen Wunsch Allerhöchstdesselben die Veranstaltung von Empfangsfeierlichkeiten unterblieben war, so waren doch die öffentlichen Gebäude der Stadt und viele Privathauser theils mit Fahnen, theils mit Blumen festlich geschmückt, und die dich ten Schaaren, in denen die Bewohner der Stadt schon seit 7 Uhr die Straßen und Plätze durchzogen, zeigten, mit welcher Spannung und Freude man allenthalben der erstmaligen Gegen wart des geliebten Landesfürsten entgegenharrte. Se. Majestät wurden vom Eintreffen im Stadtgebiete an unter immerwäh renden Bivatrufen Lurch die Straßen geleitet, und am „Römi schen Kaiser", woselbst sich zu Seiner Begrüßung mehrere hoch- gestellte Herren aus der Umgegend, unter denen wir den Prinz von Schönburg-Waldenburg, Durchlaucht, und die Grafen v. Vitzthum aus Lichtenwalde und v. Einsiedel aus Wolkenburg nennen, ferner die Mitglieder der königl. Behörden, das Offi ziercorps, der Stadtrath mit den Stadtverordneten, die Geist lichkeit, der Vorstand des Fabrik- und Handelsstandes und an dere distinguirte Persönlichkeiten aufgestellt hatten, mit einem vom Bürgermeister Müller ausgebrachten, von Allen mit inni ger Begeisterung erwiederten Hctch empfangen. , Unmittelbar Da rauf fand die Vorstellung der gedachten Behörden und ^Perso nen statt, wobei Sr. Majestät Namens des Stadtraths und der Stadtverordneten «in in grünem Sammet gebundenes Exem plar „einiger Notizen über die Stadt Chemnitz", welche mit Beziehung auf die Anwesenheit Sr. Majestät zusammengestellt waren, durch den Bürgermeister Müller überreicht und von Allerhöchstdemselben gnädigst ausgenommen wurde. — Der heu tige und morgende Tag sind für den Besuch öffentlicher und gewerblicher Anstalten bestimmt. Heute Vormittag haben Se. Majestät nach Anhörung der Messe in der katholischen Kirche, in Begleitung der Eingangs gedachten Herren, des Amtshaupt manns, des Bürgermeisters und einiger höher« Offiziere hiesi ger Garnison zunächst das Landgericht mit der Frohnfeste, wo selbst Allerhöchstdieselben längere Zeit zu verweilen geruhten«