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996 Zeit ihre Lösung noch nicht gefunden. Jndeß ist die begrün dete Hoffnung gewonnen, daß die Drangsale und Opfer des Krieges Deutschland und mit ihm unserem Sächsischen Vater lande erspart bleiben werden. Zu diesem Ergebniß hat die feste Haltung des deutschen Bundes in treuer Wahrung der Ehre und der Interessen Deutschlands wesentlich beigetragen; auch Meine Regierung hat stets nur in diesem Sinne am Bunde ihre Stimme erhoben. „So möge denn Gott das theuere Vaterland noch ferner in seinen gnädigen Schutz nehmen und unser gemeinsames Be mühen zur Förderung der Wohlfahrt desselben segnen! — " Hierauf erfolgte durch den Referenten des k. Gesammtmi- nisteriums, Regierungsrath Roßberg, der Vortrag des Land tagsabschieds. Nach Beendigung dieses Vortrages trat Staatsminister Freiherr v. Beust vor die Stufen des Thrones und überreichte Sr. Majestät dem König den Landtagsabschied. Nachdem so dann Se. Königliche Majestät die Präsidenten der beiden Kam mern vor den Thron beschieden und das Aktenstück dem Prä sidenten der Ersten Kammer auszuhändigen geruht hatten, er klärte Staatsminister Freiherr v. Beust im Namen Sr. Ma jestät des Königs den Landtag für geschloffen. Se. Majestät der König begaben Allerhöchstsich hierauf unter einem vom Prä sidenten der Zweiten Kammer ausgebrachten dreimaligen „Hoch" unter Vortritt des großen Dienstes rc. aus dem Saale zurück, den sodann auch die Versammlung verließ. , Nachmittags 4 Uhr findet in Pillnitz große königliche Ta fel statt, zu der die Mitglieder der Ständeversammlung, die Staatsminister und die Regierungscommiffare befohlen sind, welche sich auf einem vom k. Oberhofmarschallamte ihnen zur Disposition gestellten Dampfschiffe dahin begeben haben. (Dr. I.) Dresden, 6. August. Der erste Monatsabschluß der Al- bertSbahn ist ein sehr günstiger, indem derselbe auf die Zeit vom 29. Juni, als an welchem Tage dieselbe dem öffentlichen Verkehr übergeben wurde, bis zum 1. August d. I. eine Fre quenz von 37,067 Personen mit einer Einnahme von 4945*/z Thlr. nachweist. (Dr. I.) Annaberg, Ende Juli. Unsrer Stadt steht bekanntlich in Kurzem ein Verlust bevor durch den Abgang des hochwür digen, um Kirche, Schule und Wissenschaft so hochverdienten Herrn Superintendenten vr. Christian Heinrich Schumann, in dem derselbe, in den Ruhestand versetzt, seinen bleibenden Auf enthalt nunmehr in Dresden zu nehmen gedenkt. Am 7. Sonnt. - p. Irin, hielt derselbe, wie in d. Bl. bereits gemeldet, unter großem Zudrange von Zuhörern seine Abschiedspredizt. Un gefähr 14 Tage zuvor hatte vr. Schumann schon in der Epho- ralconferenz Abschied genommen von den Geistlichen und Leh- rem seiner Ephorie, welche am Schluffe derselben durch man cherlei Geschenke, wie silberner Votivtafel, Büste, Gedichte rc. ihm noch Beweise ihrer aufrichtigen Liebe darbrachten. Wie lange die Vacanz dauern werde, ist unbekannt. Doch sollen sichern! Vernehmen nach die Gastpredigten bald ihren Anfang nehmen, und von dem Stadtrathe allhier, welcher als Collator zwar die Stelle zu besetzen, die Bestätigung des Designaten je doch bei dem hohen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts einzuholen hat, die Herren Superintendent Schnei der in Marienberg, vr. tbeol. Ficker in Zwickau, Archidiako- nus Glöckner allhier, Pfarrer Bach in Lengefeld, Pfarrer Schaarschmidt in Mildenau und Pfarrer Simon in Jöhstadt dazu bestimmt sein. (Dr. I.) Berlin, 6. August. Ein Berliner Correspondent der All gemeinen Zeirung, welcher die jedoch selbst von dieser Zeitung bezweifelte Befürchtung bespricht, daß England aus Helgoland ein Zwinguri gegen Deutschland zu machen gedenke, sagt über diese Insel: „Es richten sich die Blicke um so neugieriger auf die kleine Nordseeinsel zwischen den Küsten Hollands und Han novers, fast gleich weit von der Elbe und Weser, Havel und Eider, da man sich der wichtigen Rolle erinnert, welche Helgo land seit dem Jahre 1807 und bis zur Zeit der Abschüttelung des Napoleonischen Joches spielte. Seit den Normannen und Friesen bis unter Karl V. war Helgoland ein weit und breit gefürchtetes Nest von Seeräubern, die als Wappen Rad und Galgen auf dem Aerm el trugen, und deren letzter Häuptling sich nannte: „Ich, von meiner eigenen, nicht von Gottes Gna den der lange Peter, Mörder der Holländer, Einfanger der Ham burger, Stürmer der Dänen, Zuchtruthe der Bremer." Die Helgoländer Weiber überlieferten 1684 diesen Sitz der alten Göt ter dem dänischen Admiral Paulsen. Als im Jahre des Bran des von Kopenhagen die Engländer Besitz von der Insel ge nommen hatten, und von dort aus durch ein ansehnliches Ge schwader die Blockade der deutschen Ströme handhabten, faßte der nackte Felsen bald ein ungeheueres Kriegsmagazin. Es wurde 1808—13 das Eldorado eines immensen Schleichhandels, welcher des bonapartistischen Continentalsystems spottete. Hel goland hieß Kleinlondon. Die größten Handelshäuser Englands, Hollands und Deutschlands hatten daselbst Contore. Handels abenteurer ohne Zahl trieben sich herum. Ohne Beispiel in der Geschichte liefen auf dem kleinen Fleck täglich 3—400 Schiffe ein. Diplomaten und Generale aus allen Ländern hatten hier geheime Zusammenkünfte. Gustav Adolf IV., Karl X., Frie drich Wilhelm von Braunschweig, Walmoden, Gneisenau weil ten auf der Klippe. Dort nahmen und gaben die geheimen Boten des Grasen Münster ihre Nachrichten. Ueber Helgoland ging viel Verkehr aus und nach Spanien, und auf seinem Leucht thurm schien, wie es in den „Lebensbildern aus dem Befreiungs kriege heißt, des deutschen Nordens heiliges Feuer um Erlösung, Freiheit und Rache emporzulodern." Aus Nürnberg, vom 3. August schreibt man der Allge meinen Zeitung: „Wird in Franken ein neues Haus bezogen, so bringen Freunde des Hausherrn die Hausgeschenke, und dieser giebt zum Danke „das Tischruckets." Um seinen Dank für die am 2. Juli von den hiesigen Innungen und einigen Fa briken dargebrachten Hausgeschenke für die königliche Burg zu bethätigen, hat gestern König Max, den alten Brauch ehrend, die Vertreter der an dem Festzuge des 2. Juli betheiligten Ge werbe und Fabriken, 96 Männer aus hiesiger Stadt, die beiden Bürgermeister und den Vorstand des Gemeindecollegiums sammt dem Gewerberath zu einem Banket auf seine Burg geladen. Gegen Ende des reichen Mahles, bei dem eine Zeit lang der Hofmarschall v. Zoller repräsentirte, trat der König in den Saal, nahm Platz an der Tafelrunde, gebildet von Rittern der