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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3 Uhr! " , für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. ^84. Donnerstag, den S. August 1855. Tagesgeschichte. Dresden, 7. August. Heute Mittag 12 Uhr hat der feier liche Schluß des achten ordentlichen Landtags in den Parade- sälen des königlichen Schlosses stattgefunden. Nach vorausge- gangenem Gottesdienste in der evangelischen Hofkirche, bei wel chem Hofprediger vr. Käuffer die Abschiedsrede hielt, versam melten sich die Mitglieder beider Ständekammern Mittags halb 12 Uhr im Ballsaale der zweiten Etage des königlichen Schlos ses, von wo aus dieselben ^12 Uhr in den zur Vollziehung des Schlußactes bestimmten Eckparadesaal eingeführt wurden und dort in der Weise ihre Plätze angewiesen erhielten, daß die Mitglieder der Ersten Kammer vor dem an der Westseite des Saales auf einer Estrade errichteten Throne die rechte, die der Zweiten Kammer die linke Seite des durch einen freien Gang in zwei Hälften getheilten Saales einnahmen. Das zahlreich vertretene diplomatische Corps stellte sich vor den Ständen zur Linken vom Throne auf, während in den übrigen, die für die Ständemitglieder abgeschlossenen Abtheilungen umgebenden Räu men die bei der Feierlichkeit anwesenden Herren der dritten, vierten und fünften Klasse der Hofrangordnung sich befanden. Um 12 Uhr kündigten Trompetenfansaren die Ankunft Sr. Ma jestät des Königs an, Allerhöchstwelcher unter Vortritt des gro ßen Dienstes, so wie der Staatsminister Freiherr v. Beust, Rabenhorst, Behr und v. Falkenstein (Staatsminister Or. Zschinsky war durch Unwohlsein verhindert) und sämmtlicher Herren der ersten und zweiten Klaffe der Hofrangordnung, in- gleichen der nicht im Dienste befindlichen k. Kammerherren und Flügelabjutanten, in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des Kron prinzen . durch den Ballsaal und den Thronsaal in den Eckpa radesaal eintraten. Empfangen von einem, vom Präsidenten der Ersten Kammer ausgebrachten dreimaligen „Hoch" der Versammlung begaben Se. Königliche Majestät sich zum Throne, ließen Allerhöchstsich auf demselben nieder, während Se. Königl. Hoheit der Kronprinz zur Rechten des vom großen Dienste um gebenen Thrones und die Staatsminister am Fuße der Estrade sich aufstellten, und verlasen bedeckten Hauptes folgende Rede: „Meine H erren St Lnde!" , „Der ordentliche Landtag, dessen Arbeiten sie eben been digt haben, steht zwar an Bedeutung seinem unmittelbaren Vorgänger nach, doch hat, er des Nützlichen und Ersprießlichen nicht wenig gebracht. Sie haben trotz der Ungunst der Zeit, Meinen Wünschen entsprechend, zur Ausführung zweier neuen Eisenbahnen auf Staatskosten ihre Zustimmung gegeben and dadurch nicht nur den Muth bewährt, der auch unter bedrohli chen Umständen von wohlüberlegten Unternehmungen sich nicht abschrecken läßt, sondern auch, wie Ich hoffe, den am meisten nothleidenden Landestheilen die Aussicht auf eine nachhaltige Besserung ihrer Zustände eröffnet. „Das vereinbarte Gesetz über Berichtigung von Wasser läufen und Ausführung von Ent- und Bewässerungsanlagen wird unserer in erfreulichem Fortschritt begriffenen Landwirth- schaft einen neuen Hebel zu mannichfachen Verbesserungen, das gleichfalls als verabschiedet anzusehende Gesetz über Aufbringung des Bedarfs für Kirchen und Schulen die Möglichkeit gewäh ren, manchen drückenden Ungleichheiten abzuhelfen. Durch ihre Zustimmung zu dem Gesetze über die Friedensrichter endlich haben Sie einen Keim zu manchem Guten und zugleich den Schlußstein zu den Arbeiten deS außerordentlichen Landtags ge legt, dessen Ergebnisse nun ungesäumt zur Ausführung gelan gen sollen. „Bedauern muß Ich es allerdings, daß es nicht gelungen ist, eine Vereinbarung über das Gesetz, das Jagdrecht auf frem dem Grund und Boden betreffend, zu erzielen und dadurch dem verletzten Nechtsgefühle Genüge zu thun, zumal Mir da durch die wohlbegründete Hoffnung vereitelt wurde, auch diese letzte Wunde aus den vorhergegangenen stürmischen Zeiten durch eine versöhnende Maßregel zu schließen. „Auf die Feststellung des Staatshaushalts können wir mit Befriedigung blicken. Während Sie in den meisten Punk ten den durch die Bedürfnisse gebotenen Anforderungen Meiner Regierung entsprochen haben, ist es zugleich durch die von Ih nen gethanen Vorschläge möglich geworden, der bedrängten Ge genwart einige Erleichterung zu verschaffen. Solche Ergebnisse werden stets zu erreichen sein, wenn Regierung und Stände nur das Beste des Ganzen im Auge haben und unter gewissen hafter Wahrung des ständischen Bewilligungsrechts auch der Staatsverwaltung der für das öffentliche Wohl erforderliche Spielraum gegönnt wird. „ Mein Bemühen wird stets dahin gehen, den Geist weiser Sparsamkeit mit denjenigen Rücksichten zu vereinigen, welche die wachsenden Bedürfnisse der Verwaltung erheischen. „Die politischen Verwickelungen, deren ich beim Beginn deS letzten außerordentlichen Landtags gedachte, haben zwar znr