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loren r ab- rauer Zu vähr- e der ng zu Freiberger Anzeiger und Tageblatt. arzt. Erscheint jeden Wechent-g früh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. - Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittag« 3 Uhr für die nächsterscheinende Nmmner angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. inken A, den rn Vo- entge- !N bittet md. schäft Uhr hnuilg. :n Sta- her. aos» I leien P I cror. eri Uhr im her. en nist ei» dorf. 174. Ein deutsches Volksfest. Bekanntlich hat der regierende König Max von Bauern die uralte, schon vom Kaiser Barbarossa bewohnt gewesene Burg zu Nürnberg in mittelalrerlichem Style restauriren lassen. Diese Bauten sind nunmehr vollendet, und seit Anfang Juli residirt der bayrische Hof für längere Zeit in den Mauern der alten Kaiserburg. Zum Empfang des königlichen Paares wa ren von den Bewohnern Nürnbergs so großartige und theil- weise sc originelle Anstalten getroffen worden, daß Aehnliches kaum in einer anderen deutschen Stadt zu schauen sein dürfte. Unzählige blau und weiße Fahnen, Lie theilweise von den Dä chern bis an die Parterres hinabreichten, Kränze und Guirlan- den bedeckten die Häuser. Inschriften, Ehrenbogen re. bewill kommneten überall das königliche Paar. Am Sonntag traf der Hof unter großem Jubel ein, und von da an brachte feder Eisenbahnzug Tausende von Fremden, so daß am Dienstage in keinem Gasthofe ein Unterkommen, in keiner Restauration ein Platz zu finden war. Am Judenbühl, einem freien Platze, an Größe die innere Stadt Dresden übertreffend, war ein ! Volksfest veranstaltet, welches ununterbrochen 8 Tage dauerte und zu jeder Tageszeit ein reiches Bild heitern süddeutschen Le bens, vor Allem aber der ungeheuren Konsumtion des bairischen Nationalgetränkes gewährte. Den Glanzpunkt der Festlichkeiten jedoch bildeten der Aufzug der Gewerbe am Montag (2. Juli) lund der großartige kostümicte Festzug, Nürnbergs Vergangen- iheit und Gegenwart darstellend, am Dienstage (3. Juli). Nach alther gebrachter Sitte, die Jedem, der sich in Nürn- ILerg ansiedelt, Geschenke an Hausrath, Lebensmitteln rc. über- Ireicht, bewillkommneten auch die Bürger Nürnbergs ihren fürst- Ilichen Mitbürger mit den Produkten ihrer Thätigkeit. Alle ^Gewerbe hatten sich zu festlichem Zuge versammelt; jeder Zunft ^ging Lie Fahne voran, dann die Meister im Festtagsschmucke, »ihnen folgten, die Geschenke tragend, die Gesellen und Lehrlinge «im weißen Oberhemde mit bunten Hosenträgern nach Art der RTyroler, schwarzen Beinkleidern und Barets von verschiedenen »Farben — ein unabsehbarer Zug—; von der Schuhbürste bis Izum Kutschwagen, vom Mehlsack bis zur Pastete waren alle KHausgeräthe, alle Lebensmittel in überreicher Menge, in pracht- Vvollster Ausstellung zu schauen. Es würde viel zu weit führen, Udie kostbaren Arbeiten, lauter Meisterstücke moderner Industrie, «genauer zu beschreiben, selbst wenn es möglich gewesen wäre, 1855. sie im Vorübergehen mehr als oberflächlich zu betrachten. Manche Hausfrau mag sich solche Ausstattung wünschen, solche Möbels, solches Tischzeug; manchen Landwirth mögen die prachtvollen Ochsen am Gärtnerwagen, oder die zahllosen Ge müse, alle aus den reizendsten Blumenbouquets hervorblickend, oder Lie kolossalen Hengste am Wagen der Brauer, deren Fäs ser reiches Schnitzwerk trugen, eine Freude gewesen sein; man ches Kinderherz hat wohl gejubelt bei der Menge des niedlichen Spielzeuges an Lem ungeheuren Christbaume>; manche Dame möchte wohl solchen Papageibauer, solches Album für ihr Bou doir haben; manchem Feinschmecker hat wohl Ler Mund ge wässert bei dem Anblick Ler decorirten Spanferkel, der kostbaren Rindsviertel oder des ungeheuren Lebkuchens, 1'/^ Ctr. schwer, getragen und geleitet von 16 Gesellen. — Der ganze Zug war wie ein Mährchen aus Schlaraffenland, von dem Hans Sachs, Nürnbergs unvergeßlicher Volksdichter, sagt: Da sind die Häuser deckt mit Fladen, Lebkuchen die Hausthür und Laden, Umb jedes Haus so ist ein Zaun Geflochten mit Bratwürsten braun. Am Montag gab es ein solches Haus in Nürnberg, einen Tempel mit Mosaik - Parquet von Sülze, aus dem sich zwölf mächtige Säulen von Cervelatwurst erhoben, mit einer Kuppel von Würsten, deren kleinste Gattung, die Knackwürste, die Spitze und die Verzierungen — mit gezogenen Guirlanden —bildeten. Immer wieder ertönten die Rufe der Bewunderung oder auch heiteres Gelächter, wie z. B. bei Len kolossalen Butterzöpfen, bei den Waschfässern und Wasserkannen, bei den Kehreulen und Besen, und immer noch nahten neue Geschenke — kostbare Uh ren, Silbergeräthe, Kleider, Teppiche, Armsessel, Pelze rc. — es wollte nicht enden. Die Fleischmannsche Papirrmachöe-Fa brik überreichte zwei Löwen in Lebensgröße, die Cramer-Clottsche und die Gas-Fabrik hatten große Broncefiguren zur Beleuch tung des Schloßhofes schon früher daselbst aufgestellt. Der Werth der Geschenke wird auf 20 bis 30,000 Gulden geschätzt. Im Schloßhofe angekommen, überreichte jede Innung ihre Ge schenke mit einigen Versen. Nürnbergs Vergangenheit und Gegenwart war das Thema des großartigen kostümirten zweiten Zuges am Dienstage, ein weites Feld künstlerischer Thätigkeit, welche sich aber dabei so ausgezeichnet bewährte, daß alle Erwartungen übertroffen wurden. Sonnabend, den 28. Juli