Volltext Seite (XML)
sten Segenswünschen begleitet, verließen darauf die allerhöchsten und höchsten Herrschaften die festlichen Räume und kehrten im Wagen zurück, während die lustwandelnde Menge an den ver schiedensten Punkten des Gartens durch Gesangvorträge und Jnstrumentalchöre erfreut wurde und ein großer Theil der Be sucher beim Einbruch der Dunkelheit sich nach dem Conditorei garten begab, wo die Liedertafel bei schöner Beleuchtung ihre ftisch-kräftigen Lieder erschallen ließ. Das Fest verlief, wie schon bemerkt, in der schönsten Ordnung und das tausend- und abertausendzählige Publicum bewährte allenthalben die muster hafteste Haltung. (Dr. I.) Bad Elster im Voigtlande. 5. Juli. Die neueste 11. Nummer der hiesigen Curliste, welche bis zum 3. Juli reicht, weist in 243 Parteien 407 Personen auf, worunter 345 Cur- gäste. Präsent waren am 3'. Juli 337 Personen. Unter den neuangekommenen Ausländern finden wir namentlich Berlin, Hamburg, Akenburg und Greiz vertreten. (Dr. I.) Berlin, 6. Jul. Das Handels-Archiv enthält folgende von dem Centralbureau des Zollvereins ausgestellte vorläufige Abrechnung über die gemeinschaftlichen Einnahmen des Zollvereins i in ersten Quartale 1855. Von den Ein gangsabgaben hat die Bruttoeinnahme betragen: 4,425,678 Thlr., von den Aus- und Durchgangsabgaben im westlichen Ver bände 30,062 Thlr., von den Aus- und Durchganzsabgaben im östlichen Verbände: 104,135 Thlr. Diese Einnahmen wer den bekanntlich nach dem Verhältniß der Bevölkerung in der Weise vertheilt, daß der auf Hannover und Oldenburg fallende Theil um drei Viertheile vermehrt wird; Preußen erhält von den auf seinen Hebestellen in den östlichen Provinzen erhobenen Durchgangsabgaben die Hälfte vorweg als Entgelt für die nach den Zollvereinsverträgen von der Gemeinschaft ausgeschlossenen, aber unter dem Transitzoll mitbegriffenen Wafferzölle und Schif fahrtsabgaben auf der Oder, Weichsel, Memel und deren Ne benflüssen. Frankfurt erhält, wie bekannt, ein Aversionalquan- tum, das unter den gemeinschaftlichen Kosten mitbegriffen wird. Im Königreich Sachsen beträgt die gemeinschaftliche Bruttoein nahme für die Eingangsabgaben: 324,688 Thlr., die Kosten der Zollerhebung, des Zollschutzes rc. bestehen in 32,817 Thlrn., bleiben zur gemeinschaftlichen Theilung zu stellen: 291,871 Thlr.: davon fallen auf das Königreich Sachsen 218,939 Thlr., mithin hat dasselbe herauszuzahlen: 72,932 Thlr. Für die Aus- und Durchgangsabgaben beträgt im Königreich Sachsen die Brutto einnahme: 22,330 Thlr., davon fallen auf dasselbe 9149 Thlr., mithin hat es herauszuzahlen: 13,181 Thlr. — Die Aeltesten der hiesigen Kaufmannschaft heben in ihrem Bericht an das Handelsministerium hervor, daß die Bedeutung der Industrie und des Handels von Berlin, im Verhältniß zu denen der übrigen Fabrik- und Handelsstädte Norddeutschlands auf keine Weise überschätzt werde, „wenn man die Hauptstadt Preußens gegenwärtig als den Mittelpunkt für die Fabrikation und den ganzen Handel von Norddeutschland bezeichne". Was die Han delsbeziehungen zu den Herzogthümern Schleswig und Holstein anbelange, so habe das Verhältniß Deutsch lands zu diesen Landen sich leider in der Weise umgestaltet, daß, während man sich früher nur über die Verlegung der dä nischen Zollgrenze bis an die Eiderlinie zu beklagen gehabt hätte, diese Zollgrenze gegenwärtig bis an die Elbe vorgerückt sei. Die Aeltesten der hiesigen Kaufmannschaft sagen in ihrem Berichte: „ Wir müssen es tief beklagen, daß es den Regie rungen Deutschlands nicht möglich gewesen ist, die schweren Nachtheile, welche daraus für uns entspringen, abzuwenden, und zwei so wichtige Provinzen, wie Schleswig und Holstein es sind, für den deutschen Handel und Verkehr zu erhalten, und müssen nach den letzten Ereignissen um so mehr bedauern, daß die Regierung die desfalls in unserm vorigen Bericht enthaltene Bemerkung nicht beachtet hat." - (D. A. Z.i Aus Schleiß vom 25. Juni: „Während unsere Nach barn in Burgeis von drei Seiten, von dem Almeinabach, von der Muhr aus dem Roßkeil herab und am wüthendstpn von der Etsch angegriffen wurden, sind wir von zwei schrecklichen Feinden, von der Etsch und dem Schlinigerbach, bedroht und ruinirt worden. Was der eine Feind verschonte, wurde vom andern zerstört. Wir konnten nicht glauben, daß die sonst seit Jahrhunderten hier friedliche Etsch uns solchen Schaden brin gen sollte. Ein Mann aus Burgeis kam heruntergelaufen und schrie: „ Rettet, rettet, was ihr tragen könnt, es ist Alles ver- loren!" Diesem Rathe gaben die von Burgeis herabrollenden » Hölzer, Heuwagen, Räder, Brozen, Bettstätten und Geräth» schäften aller Art einen furchtbaren Nachdruck. Man wehrte sich noch mit aller Anstrengung gegen die wüthenden Wogen, man machte Verhaue u. dergl.; dabei stürzte ein braver Arbei ter rücklings ins Wasser, wurde aber von Andern, die ihm nach sprangen, dem augenblicklichen Tode entrissen, und im wörtli chen Sinn bei den Ohren herausgezogen. Endlich hieß es flie hen, eiligst fliehe«; es war Zeit, die Höhen hinter dem Dorfe zu erreichen. Da konnte man jammernd der Zerstörung zu- skhen. Dieses Haus sank schnell, fenes hielt Stand, man hofft schon, aber es wankt, es bricht zum Theil, doch steht der Dach stuhl noch aus den Mauern, man hofft wieder; allein krachend stürzt er herunter. So steht da eine Mauer, dort eine Kam mer, hier eine Stube, und haben nur Gottes freien Himmel zum Dach, dort hält noch ein halber Dachstuhl; fürchterliche Ruinen. Jetzt arbeitet man an der Herstellung einer Noth brücke und an der Zurückleitung der Etsch in ihr altes Bett. Die Seen haben jetzt einen so niedrigen Wasserstand, wie sie ihn am Ende des Winters haben, und sind wohl auf eine fürchterliche Weise tiefer gelegt worden. Die Männer von Mals haben in diesen Schreckenstagen für Burgeis, Schleiß, Laatsch und Glurns Außerordentliches geleistet, was immer möglich war, haben sie gethan. Gott vergelte ihnen diese wahre Nächstenliebe!" Wien, 1. Juli. Die Schützcnzeitung berichtet über die Wasserverheerungen imVintschgau. SoausBurg- eis vom 25. Juni: „Zum unbeschreiblichen Unglück vom 16. Juni habe ich noch nachträglich zu bemerken, daß, nachdem der Bruch am Graunersee geschehen war, in Folge der treibenden Wassermassen auch der Damm des Haiderfees gebrochen ist. Innerhalb 24 Stunden fiel der erstere See 5, der letztere aber 4 Fuß. Die Zerstörung der 35 Häuser in unserm Dorf war in zwei Stunden so vollendet, daß viele Hausbesitzer, die jetzt unglücklich auf dem schauerlichen Gries herumgehen, nicht mehr genau angeben können, wo ihr HauS und ihr Grundstuck ge-