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662 Weinlese in Bezug Mf Qualität und Quantität zu den guten zählte. Dies war gewiß ein launisches Jahr mit schließlich doch guten Ergebnissen. Die Witterung des Jahres 1754 war den Reben wieder nicht günstig; auf einen starken Schneefall am 26. Januar trat eine bis zum 21. März dauernde Kälte ein, der April war trocken, aber kühl, die Hitz« im Mai kurz; den ganzen Sommer über regnerische Witterung; die Trauben hatten eine schlechte Blüthe, fielen ab und der Wein wurde sauer. Diese Beobachtungen beziehen sich aber immer nur auf einzelne Länderstriche, find nicht allgemein; und so verhält es sich auch mit dem Voraussagen des Wetters überhaupt. Für jegliches Wetter aber gilt die gute alte Regel: Gott verläßt keinen Rüstigen und Tüchtigen, der sich zu rühren weiß und das gute Wetter in sich trägt. (G. U.) Tagesgeschichte. Freiberg, den 3V. Mai. Oie Thier- und Produkten schau des hiesigen ökonomischen Vereines, sowie Lie Versamm lung des Dresdner Kreisvereines, der im Lehmannschen Saale seine Sitzung hielt, haben ein so günstiges Resultat erzielt, daß Freiberg alle Ursache hat, sich darüber zu freuen: die Erwar tung, die wir neulich in diesem Blatte aussprachen, daß Frei bergs Name und Ehre an keine verfehlte Sache geknüpft sein würde, hat sich vollkommen bestätigt. Uebrigens müssen wir zwei Dinge hervorheben: die erzgcbirgische Oekonomie hat ehrenhafte Fortschritte an den Tag gelegt, und die Deputation des hiesigen Vereines, die mit der Leitung Ler Ausstellung be auftragt war, hat bei ihrer Aufgabe ebensowohl Umsicht, als Unparteilichkeit beurkundet. Eine spezielle Darlegung aller Erscheinungen bei der Ausstellung sowohl, als der abgchaltenen Kreisversammlung wird in diesem Blatte erfolgen, sobald alle die Aktenstücke vorliegen werden, die erforderlich sind, um einen genügenden Bericht veröffentlichen zu können. Wir müssen na mentlich deshalb von einer blos oberflächlichen Berichterstattung absrhen, weil Materialien geliefert worden sind, die in der That Beiträge zu einer Kulturgeschichte des Erzgebirges bilden. Dresden, 31. Mai. Das Dr. Journal enthält in seiner heut. Nummer folgende telegraphische Nachrichten. Dem „Moniteur" vom 28. Mai entnehmen wir nachste hende telegraphische Berichte des Generals Pelissier: , Krim, 25. Mai, 10 Uhr Abends. Wir haben heute die Tschernaja-Linie besetzt. Der Feind, der nicht stark war, machte uns das Terrain sehr wenig strei tig und zog sich mit großer Schnelligkeit in das Gebirge zu rück. Wir haben uns in den Werken, die wir in den Nächten vom 22. bis zum 24. Mai genommen hatten, definitiv festge- fetzt. Es ist ein Waffenstillstand abgeschlossen worden, um die Gefallenen zu beerdigen, und wir sind im Stande gewesen, die Verluste der Russen zu bemessen: sie müssen 5—6000 Mann an Getödteten und Verwundeten betragen. (Auffallend ist, daß diese Depesche über die Verluste Ler Alliirten, die in der ge stern mitgetheilten russischen Meldung als „ungeheuer" bezeich nt werden, ein vollständiges Schweigen beobachtet, da diese bei dem Umstande, daß Letztere im Besitze des Terrains geblie ben, doch mit noch größerer Sicherheit in Zahlen anzugeben gewesen sein wären, als die der Russen.) 26. Mai, 10 Uhr Abends. Der Feind hat keine Demonstrationen gemacht, und zwar weder vor dem Platze, noch gegen unsre Linien an der Tscher- naja. Die Arbeiten zur Befestigung von Kamiesch schreiten vor. Der Gesundheitszustand erhält sich gut. 27. Mai, 9 Uhr Morgens. Vollständiger Erfolg zu Kertsch und Jenikale. Der Feind hat bei Annäherung der Verbündeten geräumt, seine Magazine und Batterien in die Luft gesprengt und seine Dampfer in Brand gesteckt. Das Asow'sche Meer ist von der Flotille der Verbündeten occupirt. Dem „T. C. B." wird aus London vom 28. Mai tele- graphirt: Eine Depesche Lord Raglan's vom 27. d. M. meldet: Wir sind ohne Verluste Herren des asow'schen Meeres. Die Truppen der Verbündeten landeten am Geburtstage unsrer Kö nigin an beiden Seiten der Meerenge. Ein Dampfer und ei nige Schiffe von (?nebst?) 50 Kanonen fielen in Lie Hände der Alliirten. Rosiwein, 28. Mai. Gestern Vormittag wurde in der Nähe unserer Stadt ein arger Bubenstreich verübt. Zwei Schul knaben, Brüder, stießen aus Muthwillen.einen etwa 50 Jahre alten blödsinnigen Mann von hier in die Mulde, an welcher er in der Nähe des Gersdorfer Pochwerkes angelte, so daß er durch Ertrinken seinen Tod fand. Der Leichnam ward kurze Zeit nachher aus dem Wasser gezogen, die beiden Knaben aber sind sofort in Haft genommen worden. (Dr. I.) Eisenach, 29. Mai. Wir vernehmen, daß die deutsch evangelische Kirchenconferenz, welche den 7. Juni hier wieder jusckmmentritt, sich mit folgenden Gegenständen beschäftigen wird: 1) über Behandlung der Sekten; 2) Heilighaltung der Sonn- und Festtage; 3) Kirchenzucht; 4) Organisation der Be zirkssynoden ; 5) Mitwirkung der Gemeinde bei Besetzung geist licher Stellen; 6) Einführung der Passionsandachten in der Pas sionszeit; 7) Antrag des Oberkirchenraths in Berlin auf eine kirchliche Feier des Augsburger Religionsfriedens; 8) Geschäfts ordnung der Kirchenconferenz; 9) 2jähriger Turnus- und Conft- renzversammlung; 10) 2. Theil zu dem deutsch-evangelischen Ge sangbuch; 11) Wahl einer Commission von Commissaren und Theologen zur Feststellung der kirchlichen Grundsätze und Bezie hung auf Vorbedingungen und Hindernisse, Schließung und Scheidung der Ehe; 12) und 13) kirchliche Feier bei Beerdigun gen im Allgemeinen und für besondere Fälle, namentlich bei Selbstmördern ; 14- Conferenzkasse; 15) Answandererehen und 16) das Allgemeine Kirchenblatt. Die Mitglieder der Conferenz werden wieder einen Gottesdienst in der Kapelle auf der Wart burg abhalten, welche der Großherzog wie früher zur Dispo sition gestellt hat. Es soll dabei das durch die Conferenz ent standene kirchliche Gesangbuch gebraucht und sollen namentlich Lutherlieder gesungen werden. Die Theilnehmer an der Con ferenz werden einen großen Genuß haben, wenn sie die Wart burg Wiedersehen; die Arbeiten sind seit Jahresfrist um ein Bedeutendes vorgerückt und die neuesten EartvnS des Profts-