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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. ———— -r ,1 -r Erscheint jede» Wochentag früh 9 Uhr. Prell vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bi» Nachmittag» Z Uht' für die nachsterscheinende Nummer angmommen und die gespaltene Zeile mit S Pfennige» berechnet. Montag, den LL Mai 1855. Zur Tharandt-Freiberger Eisenbahnfrage. Freiberg, 9. Mai. In Nr. 101 der deutschen allgemeinen Zeitung ist in einem Referate aus Freiberg unter dem Zeichen K an der, von dem Rathe und den Stadtverordneten hier wegen Herstellung der Tharandt-Freiberger Eisenbahn auf Staatskosten an die Staatsregierung und Ständeversammlung gerichteten Petition (abgedruckt in Nr. 103 d. Bl.) am Schluffe in den Worten: „Indem der Stadtrath re. scheint er uns doch insofern rück sichtlich der Localintereffen, die ihm doch vorzugsweise vor Augen schwebten und vor Augen schweben mußten, nicht ganz ' klug gehandelt zu haben, daß er nicht alle Momente für die sogenannte untere oder nordwestliche Bahnlinie der östlichen oder oberen gegenüber geltend zu machen gesucht, hat. Sie ist ohne alle Widerrede für Freibergs Localinteressen die vortheilhaftere, abgesehen davon, daß diese Gegend so reich an gewissen Naturprodukten ist, daß, wenn wohlfeilere Koh len dorthin kommen, Kapitalien und Etablissements, insbe sondere Ziegeleien, Töpfereien mit außerordentlichem Vortheil daselbst opcriren können" als unklug gerügt worden, daß die Gemeindebehörde es unter lassen habe, die Vortheile der sogenannten untern, auf einen Anschluß an Döbeln berechneten Linie besonders hervorzuheben. Nun mag zwar billigerweise den Petenten selbst überlassen blei ben, zu erwägen, ob es räthlich und der Sache förderlich sei, zur Begegnung jenes Vorwurfs irgend Etwas zu thun; das aber können wir uns nicht versagen, auf den Umstand hinzu weisen, daß gerade der langdauernde leidige Streit über die Wahl der Baultnie und über die Vorzüge der einen oder an dern der im Laufe der Zeit in Vorschlag gekommenen fünf Linien unserer Eisenbahnfrage empfindlich geschadet, deren Er ledigung wenigstens nicht gefördert hat. Es scheint uns daher recht wohlgemeint dann, wenn man der Sache wahrhaft nützen will, nicht immer wieder auf den alten Hader zurückzukommen, sondern, wie in der Petition geschehen, die Wahl der Baulinie vertrauensvoll in die Hand der Regierung zu legen, welche in dem königlichen Decrete vom 17. März d. I. ein so lebhaftes Interesse für unsere Eiscnbahnangelegenheit an den Tag gelegt und über die projectirten fünf Bahnlinien die sorgfältigsten und gründlichsten Erörterungen hat anstellen lassen, daher auch volles Vertrauen verdient und schon im Hinblick auf den höhern Standpunkt, welchen sie einnimmt, mit größerer Sicherheit und richtigerem Urtheil als die mehr oder weniger bei der Sache betheiligten Gemeinden und Privaten die Wahl derjenigen Linie treffen kann, durch welche den allgemeinen Interessen wahrhaft genützt wird. Denn daß die Tharandt-Freiberger Bahn nicht blos den Localinteressen der Stadt Freiberg pt dienen hat, sondern deren Vortheile und Wohlthaten der Pe» völkerung des gejammten östlichen Erzgebirges möglichst zugäng lich zu machen sind, darüber dürfte wohl allenthalben Einver» ständniß vorhanden sein. Mit gutem Grund sind daher auch in der Freiberger Petition nicht die Localintereffen Ler Stadt Freiberg in den Vordergrund gestellt worden, und man wird, wenn die Staatsregierung die Tharandt-Freiberger Bahn s» tief als möglich in das Erzgebirge hineingeführt wissen will, hierin nur einen neuen Beweis ihrer Fürsorge für einen in der fraglichen Beziehung bisher ganz vernachlässigten Landestheil zu erblicken haben. Welche Linie aber auch schließlich zur Aus führung kommen möge, wir wünschen der Sache nichts mehr als zunächst „Einigkeit der Kämpfer im eigenen Lager" und zwar selbst mit Hintansetzung einzelner mehr oder weniger begründeter Ansichten; einmüthiges Zusammenstehn thut einem Unternehmen wahrhaftig noth, für welches seit Jahren die acht barsten Männer unseres Orts mit edler Uneigennützigkeit ge kämpft haben, das aber bis in die jüngste Zeit außerhalb unserer Kreise in der Regierung, in der Ständeversammlung wie im Lande leider schon zu viel der Gegner hatte und noch hat. Das „viribus unitis" des ritterlichen Beherrschers von Oesterreich sei daher unsere und aller derer Devise, denen die schleunige Erlangung einer Schienenverbindung zwischen hier und Tharandt-am Herzen liegt, denn nur durch „vereinte Krafts kann und wird es endlich gelingen, die Gegner unserer Bahn aus Lem Felde zu schlagen und das Ziel vieljähriger beharr licher Mühen siegreich zu erringen! Und das gebe Gott! Tagesgeschichte. Dresden. Für die vom Bund beschlossene Kriegsbe reitschaft ist Alles bei uns vorbereitet. Unsere Infanterie, aus 20 Bataillonen bestehend, wird hiernach 17,741 ManN zählen. Die 5 Schwadronen, welches fekes unserer 4 Cavaleri«- regimenter hat, werden im Ganzen 795 Mann, die gejammte