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89. 1855 Donnerstag, den IS. April . Erscheint jeden Wochentag ftüh S Uhr. Preis vierteljährlich 1S Rgr. Inserate werden an den Wochenlage» nur bis Nachmittag» 5 Uhr' für die nächsterscheineude Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit S Pfmnigen berechnet. Tagesgeschichte. Dresden, 16. April. Der Abg. Wahle, der bereits früher in der II. Kammer einen Antrag auf Abkürzung der Landtage eingebracht hatte,- der von der betreffenden Deputation jedoch nicht zur Begutachtung kommen soll, brachte heute eine Erwei terung desselben ein, die dahin ging, daß die Negierung künftig alle Vorlagen, die den Kammern gemacht werden sollen, in der Regel sofort beim Beginn des Landtags vorlege, und daß fer ner die Regierung ersucht werden möge, die noch rückständigen Vorlagen nunmehr mit thunlichster Beschleunigung den Stan den zuzustellen. Nach einer kurzen Debatte ward beschlossen, diese erneuerten Anträge des Abg. Wahle der ersten Deputation zuzuweisen. Ohne Debatte und einstimmig trat dann die Kammer dem Beschlusse der I. Kammer bei: „in der künftigen ständischen Schrift über das Finanzgesetz der Regierung gegen über die zuversichtliche Hoffnung auszusprechcn, daß der in der ständischen Schrift vom 18. Mai 1852 gestellte Antrag (auf zeitigere Einberufung des Landtags) bei der Einberufung zum nächsten ordentlichen Landtage Berücksichtigung finden werde." Hierauf berieth die Kammer dem Bericht des Abg. vr. Platz mann über die Petition des Stadtraths zu Leisnig über das Bettelwesen und die Einführung des Bezirksprinckps. Der Bericht schlägt vor, die Leisniger Petition auf sich beruhen zu lassen, beantragt aber: „der Regierung die thunlichste Förde rung des Zustandekommens und der Wirksamkeit der, tz. 3V der Armenordnung vom Jahre 1840 gedachten Association mehrer Heimathsbezirke, insbesondere der Städte mit im Umkreise dersel ben gelegenen Dorfschaften zu größern Armenbezirken und die Constituiruug gemeinschaftlicher Armencommisfionen, angelegent lich zu empfehlen." Die Anträge fanden einstimmige Annahme. Schließlich berieth die Kammer noch die Petitionen mehrer landwirthschaftlichen Vereine um Herabsetzung des -täglichen Lohnes für die zum Flurschutz commandirten Soldaten (8 Ngr. täglich.) Die betreffende Deputation wollte nach dem Vorgänge der 1. Kammer die Petenten abschläglich beschieden wissen, riech aber an, die Erwartung auszusprechen, daß die Regierung den militärischen Flurschutz unter den bisher bestandenen Voraus setzungen des nachgewiesenen Bedürfnisses, der üblichen Löh nungsvergütung und der nicht beeinträchtigten Interessen des reinen Militärdienstes nicht blos als eine billige Rücksicht, son- Tageblatt. Freiberger Anzeiger .... ' deru als eine ihr obliegende Verpflichtung anerkenne. Die Kammer trat dem Antrag einstimmig bei. Leipzig, 16. April. Dem hier unter der Redaction des Professors Kahms erscheinenden Sächsischen Kirchen- und Schulblatt, ist jetzt die bislang gewährte Unterstützung aus Staatsmitteln von der Regierung entzogen worden. Man er innert sich, daß auf einem der jüngsten Landtage jene Unter stützung in Frage kam und damals gewünscht wurde, eS möge das Blatt eine etwas minder einseitige Richtung, die ja doch nur von einer ungeheuren Minderheit des sächsischen Volks ge- theilt werde, einschlagen; man weiß aber auch, daß das Ge wünschte in keiner Weise geschehen ist. (D. A. Z.) Aus Holstein, 12. April. In Folge einer soeben er schienenen kriegsministeriellen Resolution wird die Mannschaft zum deutschen Bundeseontingent bis zum 15. April einberufen. Die deutschen Bataillone, welche, augenblicklich noch in Däne mark stationirt und auf Kriegsfuß gesetzt wurden, sind daS 14., 15., 16. und 17. Linieninfanteriebataillon sammt dem 5. Jä gercorps. Man vermuthet, daß diese genannten Bataillone in dem lauenburgischen Lande concentrirtz werden, wenn der Deutsche Bund eine Mobilisirung der Bundestruppen beschließen sollte, und daß solche zum 10. Armeecorps stoßen, von welchem das Holstein lauenburgische Contingent einen Theil ausmacht, und welches dem Vernehmen nach im Hannoverschen aufgestellt werden soll. Zum Chef des holstein-lauenburgischen Contin- gents soll nun der dänische Generallieutenqnt v. Krogh designirt sein und als seinen Stabschef bezeichnet man allgemein den Oberstlieutenant v. Steinmann. Da das Commando über die ses 10. deutsche Bundesarmeecorps, wie bekannt, zwischen den betreffenden Bundesstaaten wechselt und die Tour des Comman- dos diesmal auf Dänemark fällt, so würde der General v. Krogh oder ein vom König eventuell erngnnft^ Ahef des Con- tingents die Ehre genießen, das 70,000 Mayn starke 10. deutsche Armeecorps zu commandiren. Es tritt' hier, dann der komische Fall ein, daß ein dem Deutschen Bunde drH Jahre (1848—So lang feindlich gegenübergeständener General ein ganzes deut sches Armeecorps commandirt. Die iy Dänemark flöhenden deutschen Bataillone freuen sich herzlich darauf, wieder nach Deutschland zurückzukommen, und hoffen, daß dann in ihrer deutschen Äluttersprache commandirt wird und daß das däniDe Commando für deutsche. Truppen wieder.verschwindet. Hie wurden in Dänemark M gut DäniU tMmandirt, und H D