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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an dm Wochentage« nur bis Nachmittag« 3 Uhr für die nLchfierscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit S Pfmnigm.berechnet. 53, Montag, den s März 1855. Tagesgeschichte. Dresden, 2. März. Den gegenwärtig versammelten Ständen sind mittelst königl. Dekrets vom 24. Januar d. I. die Vorschläge wegen einer herzustellenden Eisenbahnverbindung 1) zwischen der Chemnitz-Riesaer und der sächsisch-bairischen Staatsbahn, sowie 2) zwischen Zwickau und Schwarzenberg vorgelegt worden. Der von der Finanzdeputation der Zweiten Kammer über das die erstere Linie umfassende Project erstattete Bericht liegt nunmehr im Druck vor und soll in der morgenden Sitzung der Kammer zur Berathung kommen. Das gedachte königl. Decret verweist zunächst auf den vortheilhaften Einfluß, den eine schon früher mehrfach in Anregung gekommene Schie nenverbindung zwischen Chemnitz und der sächsisch-bayrischen Staatsbahn nicht nur auf die Verkehrsbeziehungen Sachsens zum Auslande, sondern auch auf den innern Landesverkehr (Verbindung des Holz- und mineralreichen Gebirges mit dem getreidegesegneten Niederlande, eines bedeutenden Fabrikbezirks mit Sachsens größtem Kohlendistricte) haben werde, nicht min der aus die finanzielle Einwirkung, die sich davon für die Chem nitz-Riesaer Staatsbahn erwarten ließe, und gedenkt sodann der drei hier in Frage kommenden Anschlußpunkte: Zwickau, Crimmitzschau, Gößnitz. Gegen den zweiten derselben werde man sich ohne erhebliches Bedenken entscheiden; die Wahl zwi schen den anscheinend gleich vortheilhaften Anschlußstationen Zwickau und Gößnitz werde durch die Betrachtung der ver schiedenen hier in Vorschlag gebrachten Verbindungslinien er leichtert. Einer directen Verbindungslinie nämlich zwischen Chemnitz und Zwickau ständen erhebliche Terrainschwierigkeiten entgegen; daneben sei aber auf drei andere Linien, die eine nördlich von der Chemnitz-Zwickauer Chaussee a) über Grüna, Hohenstein, Glauchau, Niederschindmaas im Muldenthale auf wärts nach Zwickau und zwei südlich von jener Chaussee b) über Grüna, Hartenstein, Bockwa und c) über Einsiedel, Zwö nitz, Lößnitz, Bockwa, das Absehen gerichtet worden. Vom technischen und finanziellen Standpunkte aus, nicht minder in staatswirthschaftlicher Beziehung habe man der Linie a den Vorzug zu geben, und biete diese überdem noch den Vortheil einer gleichzeitigen Ausführung der beiden Eisenbahnanschlüffe Zwickau und Gößnitz, da sie in mehr als drei Viertheilen ihrer Längenausdehnung von Chemnitz ab ein und dieselbe Trace mit der Linie Chemnitz-Gößnitz verfolge', so daß es nur noch vom Dorfe Niederschindmaas ab der Anlage einer kurzen/ nahe an Meerane vorbeiführenden Flügelbahn nach Gößnitz bedürfe. Die Länge der Hauptbahn auf Linie a betrage 6,z, Meilen, die der Flügelbahn 1,,» Meilen; der Anlagtaufwand für letztere sei auf 500,000 Thlr., der für das ganze Unternehmen auf 4 Millionen Thlr. zu veranschlagen. Es wird demnach der Stände» Versammlung vorgeschlagen, „eine mit zwei Gleisen zu Verse» hende Eisenbahn von Chemnitz über Glauchau nach Zwickau und — mit der Voraussetzung, daß die wegen einer Schienen» Verbindung zwischen Niederschindmaas und der auf herzoglich sachsen-altenburgischem Staatsgebiete gelegenen Station Gößnitz mit der jenseitigen Regierung angeknüpften Verhandlungen zu einem befriedigenden Ergebnisse führen — eine im Ober» und Unterbau auf ein Gleis berechnete Flügelbahn von Niederschind maas nach Gößnitz in Ausführung bringen zu lassen." Schließ lich wird noch, da es nach Ausführung des Eisenbahnprofectes zweckmäßig erscheinen werde, die Linie Riesa-Zwickau-Hof für den Betrieb als Ganzes zu behandeln, in Vorschlag gebrächt, deshalb zur Vermeidung des Umweges über Werdau, von der Zwickau-Werdauer Zweigbahn eine zweite Curve in südwestlicher Richtung direct auf Reichenbach zu bauen. Die Kosten die ses Baues sollten durch ein bei obigem Voranschläge zu erzie lendes Ersparniß gedeckt werden. — Im Deputationsberichte wird das von der Regierung vorgeschlagene Eisenbahnprojekt und sodann insbesondere der Bau der Linie a, namentlich weil hierdurch Chemnitz, Glauchau, Meerane und Leipzig in direkte Verbindung gebracht würden, zur Ausführung anempfohlen. Die Deputation hat sodann auf ihr Ersuchen um einen Nach» weis über die wahrscheinliche Rentabilität der Bahnen von der Regierung die Entgegnung erhalten, daß die Nettorevenue der selben ungefähr des Anlagekapitals zu werden verspreche, eine Berechnung, der die Deputation große Wahrscheinlichkeit nicht absprechen kann. Nur darin ist sie abweichender Ansicht von der Regierung, daß sie auch die während der drei Baujahre nöthigen Zinsen des veranschlagten Baucapitals zu letzter» hin zugeschlagen wissen will. Ihre Anträge an die Kammer gehe« im Einzelnen dahin; 1) den Ba« einer auf zwei Gleise be rechneten Eisenbahn von Chemnitz über Grüna, Hohenstein, Glauchau, Niederschindmaas im Muldenthale aufwärts nach Zwickau, zur Verbindung der Chemnitz-Risaer mit der sächsisch- bayrischen Staatseisenbahn zu genehm^en. 2) Ebenso die Be» willigung für den Bau einer auf ein Gleis berechneten Mgek