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lk. er mir m treu und entgeldlich itlich dm sigtsberg. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. in sanfter utter von lzner »robirn irab. ein b, i sort — nach. leip. auen: rkraut. SgrieS. rüben- en. Lupch. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3 Uhr für die nächsterscheincnde Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 35. Montag, den 12. Februar 1855. Tagesgeschichte. Freiberg, 8. Febr. Keine Vergangenheit kennt eine so lange und so glänzende Reihe von Kulturstaaten wie die Gegenwart; zu keiner Zeit waren die Interessen so mannichfal- tig und so tief eingreifend mit einander verflochten, zu keiner Zeit waren sie aber auch so mächtig und empfindlich zugleich als in unseren Tagen: ihre Stimme, ihr Mahnruf übertäubt selbst die Lancastcrkanonen Englands vor Sebastopol. Und während die loszclasscne Kricgsfurie im Osten die Werke mensch licher Schöpfungskraft zerstört mit einer Genialität, die eher an die Hölle als an den Himmel erinnert, baut man im Westen der Kunst, der Industrie und dem Gcwerbfleiß einen eben so großartigen als prächtigen Tempel, einen Dom, in dessen Räu men die Friedensstimme aller Kulturvölker ein Echo findet: er ist der verkörperte Bannfluch, den die Humanität über den bestialischen Theil der menschlichen Natur ausspricht. Die Idee, einen Jndustriepalast in Paris zu erbauen, sprach zuerst im August 1851 der Präfekt des Seine-Departements aus, als die genannte Stadt zu Ehren der Londoner Ausstellung ein großes und glänzendes Banket veranstaltet hatte. Und was Frankreich als Republik zu thun beabsichtigte, hat eö als Kaiserstaat ge- than, Napoleon HI. das Wort des Seine-Präfekten gelößt. Wenige Monate, nachdem er den Kaiserthron bestiegen, ließ er durch ein Dekret vom 8. März 1853 anzeigen, daß in einem auf dem Platze Marigny fast im Mittelpunkte der elyseischcn Felder unter dem Namen Palais de l'Jndustrie zu errichtendem Gebäude vom 1. Mai bis zum 31. October 1855 eine allgemeine Ackerbau-Gewerbe-Ausstellung stattfindcn solle. Ein anderes Dekret vom 24. December ernannte unter dem Vorsitze des Prinzen Napoleon eine autz, dem Kreise der hervorragendsten Gelehrten, Künstler, Industriellen und Landwirthe gewählte Commission und beauftragte sic mit Ausarbeitung eines um fassenden Regulativs; der Entwurf erhielt die Billigung des Kaisers und ward am 6. April 1854 zur öffentlichen Kenntniß gebracht, (vr. Seyssarths Schrift „die Untversal-Ausstellung in Paris" enthält das Regulativ in deutscher Uebersetzung.) Der Grundstein zum Jndustriepalast war bereits am 6. April 1853 gelegt worden; er nimmt eine Fläche von 32,000 Meters oder nahe an 100,000 Pariser Huß ein. Sein Erbauer, Viel, ist durchaus kein blinder Nachahmer des Londoner Ausstellungs gebäudes gewesen; er hat den Charakter des französischen Vol ¬ kes in seinem Werke ausgeprägt und ihm namhafte Vortheile vor dem englischen gegeben. Statt der Form des Kreuzes zeigt der französische Bau die eines länglichen Vierecks tnit gleichen Seiten. In London forderte und erhielt man die Wirkung von der weiten Streckung, welche immer auf das Auge einen gewissen Zauber ausübt. Stand man am äußersten Endpunkte der langgezogenen Galerie, deren anderes äußerstes Ende im fernen Dufte förmlich verschwamm, so empfand man jedes Mal ein Gefühl der Ueberraschung, des Erstaunens, der Verwirrung im Anblicke dieses scheinbar endlosen mittleren Schiffes. Das ist englischer Geschmack; er liebt langgedehnte Linien und eine Ueberfülle von Schmuck, wofür auch die neuen ParlamentS- häuser Zeugniß ablegen. Nicht so der französische Baugeschmack. Dieser wendet sich mehr an den Geist als an die Augen, will lieber jenekn als diesen gefallen, begeistert sich deshalb an an, deren Quellen, sucht und findet andere Mittel, Bewunderung zu gewinnen. Obgleich daher großartige Verhältnisse dem fran zösischen Jndustriepalaste keineswegs fehlen, ist eS doch, nicht seine Ausdehnung, sondern die Harmonie der Linien und die Freude an richtigen Verhältnissen, was die Augen fesselt und dem Beschauer wohlthut. Die Hauptfayade des 254 Meters langen, 108 Meters tiefen und 35 Meters hohen bis zum Dache von Quadern errichteten und rings in zwei Reihen — für das Erdgeschos die eine, für das Stockwerk die andere — mit 360 Bogenfenstern durchbrochenen Gebäudes wendet sich der die elyseeischen Felder vom Concordienplatze bis zur Barriere de l'Etoile durchschneidenden Fahrstraße zu, läßt jedoch zwischen ihr, dem sie begleitenden Asphalttrottoir' und sich einen breiten Raum. Aus der Mitte der Fayade tritt auf einem Flächenin halte von 1,360 Meters der größte der 6 Pavillons hervor, die sich sämmtlich über dem Rande der Flügel erheben, und von denen 4 die Ecken des Gebäudes bilden, während der 5. die Mitte der Hinteren Fayade mit vollem Blick auf das Hotel «les jenseits der Seine einnimmt. Dieser Pavillon deckt eine Fläche von 517, jeder der 4 Eckpavillons eine von 500 Meters. Acht hochgewölbte Thore öffnen den Eingang- Das Thor des Pavillon im Mittelpunkte der Hauptfayade, das größte und als Haupteingang das Kaiserthor genannt, ähnelt in seiner Höhe von 19 und in seiner für 10 Reiter ge nügenden Breite von 15 Metres einem Triumphbogen. Bier corinthische Säulen stützen einen Sims, welchen ein Aufsatz überragt, dessen 20 Metres langer und 2 Metres hoher Frieß