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Erscheinen: DienStag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter t M., durch den Boten inS Haus IM 25 Pf , durch di« Post 1 M. 25 Ps., durch die Post frei ins Haus 1 M. 50 Pf. o GMnlWNkl Inserate für die am Abend vorher auszugebendt Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. RmEatt /ür äie königlichen unä höllischen ^ehöräen zu Erohenhain. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Rr. 43. Donnerstag, den 12. April 1888. 76. Jahrgang. Bekanntmachung, die Anlegung von Leitern an Häuser betreffend. Infolge gemachter Wahrnehmungen wird hierdurch zur allgemeinen Nachachtung erneut bekannt gemacht, daß innerhalb des hiesigen Stadtbezirkes Leitern, welche an Häuser zu baulichen oder anderen Zwecken angelegt werden, und bis zur ersten Etage oder darüber hinauöreichen, von dem Innern der Häuser aus gehörig zu befestigen und vor dem Umstürzen zu sichern find. Zuwiderhandlungen hiergegen werden auf Grund tz 366 Nr. 8 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geld oder entsprechender Haft bestraft. Großenhain, am 10. April 1888. Axx Städträth. Herrmann. Bekanntmachung, die Aufstellung von Blumentöpfen archerhalb der Fenster betreffend. Wir finden uns veranlaßt, in Erinnerung zu bringen, daß es nur gestattet ist, Blumentöpfe außerhalb der Fenster zu stellen, falls gegen deren Herabfallen auf die Straße durch eiserne Stäbe, durch Gitter u. s. w. sichere Vorkehrungen getroffen sind. Zuwiderhandlungen werden gemäß § 366 unter 8 des Reichkstrafgesetzbuchs mit Geld bis zu 60 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Großenhain, am 11. April 1888. Axx Stkdtrath. Herrmann. Bekanntmachung. Laut anher erstatteter Anzeige ist am 22. März d. I. in der hiesigen Poststraße ein Geldtäschchen mit Inhalt aufgefunden worden. Der sich legitimirende rechtmäßige Eigen thümer erhält dasselbe gegen Erstattung der Jnsertionskosten in der RathSkanzlei zurück. Großenhain, am 10. April 1888. Axx Stadtrath. Herrmann. Bekanntmachung. Die den 1. April s. e., fälligen sind nach Vs Pfennig von jeder Beitragseinheit längstens bis zum 23. April a. 6. an die Stadthauptcasfe zu bezahlen. Großenhain, am 31. März 1888. Der Ktadtrath. Lehmann. Nutz- und Brennholz-Auktion. Im Gasthofe zu Schönfeld sollen Dienstag, den 17. April 1888, von Vormittags 9 Vs Uhr an folgende im Weitziger Forstrevier aufbereitete Hölzer, als: 119 Stück kieferne Stämme, von 12 bis 24 am Mittsnstärke, 121 „ „ Klötzer, von 15 bis 22 em Oberstärke, 89 „ ,, Derbftaugen, von 11 bis 15 em Unterstärke, 34V „ fichtene Reisstaugen, von 2 bis 5 em Unterstärke, 835 Raummeter weiche Brennscheite, S4S „ „ Brennknüppel, 5» „ ,, Aeste, 92,30 Wellenhnndert weiches Reisig, auf den Parzellen „Wüstlinge" und „Kienhaide", Abtheilungen 41 und 58, einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den unterzeichneten Oberförster zu Weitzig a. R. zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Wald orte zu begeben. Köuigl. Reviervsrwaltuug Weitzig a. R. und König!. Forstrentamt Moritzburg, den 21. März 1888. von Hopffgarteu. Michael. Tagtsnachrichtcn. Sachse». In Verfolg der diesbezüglichen Beschlüsse der Ständekammern bei letztem Landtage hat das königl. Finanz ministerium als Verwaltungsbehörde des Staatsdomänenbesitzes den Beschluß gefaßt, die Weinrebe in den fiscalischen Wein bergen der Hoflößnitz (es gehören hierher 10 Winzereien, welche östlich des Lößnitzbaches, sonach in der oberen Lößnitz, und 2 Winzereien, welche westlich des Baches, demnach in der niederen Lößnitz gelegen sind) gänzlich auSzurotten. Das genannte Ministerium hat demgemäß an die Bergverwalter Anweisung ergehen lassen, diese Ausrottung durch dis Winzer jener in Rede stehenden Bergflachs» bewirken zu lassen. Am Montag haben diese Vernichtungsarbeiten, und zwar zunächst in den beiden Winzereien der Niederlößnitz (den sogenannten Eckbergen) begonnen. Die Reben weiden vollständig mit ihren Gesenken und Wurzeln ausgehackt, nebst den beistehenden Wein pfählen aufgeschichtet und durch Brand vernichtet. Diese vom königl. Finanzministerium angeordueten Ausrottungsarbeiten sind nicht mit den vom königl. Ministerium des Innern ver anlaßten Reblausvernichtungsarbeiten in den Wcinländereien der Lößnitzortschaften zu verwechseln. Letztere beziehen sich hiernach nur noch auf die Privatweingelände und nehmen unter Zuhilfenahme von Schwefelkohlenstoff und Petroleum nächsten Montag unter Aufsicht der Reblauscommission wieder ihren Anfang. Beide Ausrottungsverfahren haben nur gemein, daß die Weinreben hier gänzlich, dort theilweise, je nach Auf findung von Reblausansteckung, durch Brand vernichtet Werren. Auf den fiscalischen vormaligen Weinländereien wird ein neuer Culiuranbau nicht beabsichtigt, vielmehr sollen die Gelände in Parzellen getheilt (vermessen) und als Villenbauplätze veräußert werden. Deutsches Reich. Dis Nächte des Kaisers werden noch immer durch Husten und Auswurf gestört, auch haben sich wieder kleine Anschwellungen gezeigt; in dem Allgemeinbefinden Sr. Majestät folgen sich noch abwechselnd Zeiten eines ver- hältnißmäßig günstigen Zustandes und solche, welche weniger befriedigend sind. Der Monarch erledigt trotzdem alle Re- gierungsgeschäfte und zeigte am Dienstag bei gutem Appetit gehobenen Krästezustand. — Se. Majestät der Kaiser hat dem vr. Sir Morell Mackenzie das Großcomthurkreuz des königl. Hausordens von Hohenzollern verliehen uns demselben die Insignien dieses Ordens mit ungefähr folgenden Worten ein gehändigt: „Als Sie zuerst kamen, hatte Ich Vertrauen zu Ihnen, weil Sie durch Meine deutschen Aerzte empfohlen waren; aber bald lernte Ich Ihre Tüchtigkeit Selbst schätzen und gebe Ihnen deshalb mit vielem Vergnügen diesen Orden in Anerkennung Ihrer wrrthvollen Dienste und in Erinnerung an Meine Thronbesteigung." Der Besuch, welchen die Kaiserin Victoria im Ueber- schwemmungsgebiete der Warthe am Montag abgestattet hat, beweist in überzeugendster Weise die innige Theilnahme, welche unser erhabenes Kaiserpaar den von der UeberschwemmungS- katastrophe Heimgesuchten widmet. Die hohe Frau hat sich selbst zur Dolmetscherin dieser Gefühle gemacht, indem sie bei den verschiedenen officiellen Empfängen in Landsberg, Kreuz, Posen rc. ihrer und des Kaisers Theilnahme an dem schweren Unglück in den herzlichsten Worten Ausdruck verlieh und dabei wiederholt das Bedauern ihres kaiserlichen Gemahls aussprach, nicht persönlich in die heimgesuchten Landestheile kommen zu können. In allen Städten, welche die Kaiserin mit längerer oder kürzerer Anwesenheit beehrte, wurde ihr seitens der Be völkerung eine begeisterte Begrüßung zu Theil, wie dies namentlich in der Stadt Posen der Fall war, woselbst sich auch das polnische Element an dem Empfange stark betheiligte. In Posen besichtigte die Kaiserin die Lokalitäten, in denen die Obdachlosen hauptsächlich untergebracht sind, also die Schulen, die Militärbaracken und die Forts, und sprach sich die hohe Besucherin auf das Anerkennendste über die getroffenen Maßregeln aus. Kurz nach 5 Uhr Nachmittags trat die Kaiserin die Rückreise über Bentschen und Frankfurt an und erfolgte in der zehnten Abendstunde die Ankunft des kaiserlichen Extrazuges auf dem Charlottenburger Bahnhofe. Die Hochzeit des Prinzen Heinrich von Preußen mit der Pnnzessin Irene von Hessen ist nunmehr definitiv auf den 24. Mai d. I. festgesetzt worden. Die Sturmfluth von Gerüchten, welche durch die Kanzler krisis verursacht worden ist, will sich noch immer nicht ganz verlaufen, während die Krisis selbst zur Zeit als wieder be schworen oder wenigstens als vertagt gelten kann. Welche Vorgänge hierbei eigentlich hinter den Coulissen gespielt haben und ob das battenbergische Heirathsproject wirklich nur den äußerlichen Anlaß zu der Demissionsaffaire gebildet hat, wie von mancher Seite behauptet wird, dürfte vielleicht erst später einmal völlig klar werden. Für jetzt muß man sich mit der Genugthuung begnügen, daß der Sturm, bei welchem eS sich um das Verbleiben des Reichskanzlers im Amte handelte, un schädlich vorübergcbraust ist; eine Garantie, daß er sich im gegebenen Momente nicht wiederum erheben wird, ist freilich nicht gegeben und somit verbleibt als Rückstand der jüngsten Bismarckkrisis eine ziemlich unbehagliche und unerquickliche Stimmung, die möglicher Weise noch verschiedene Nachspiele zeitigen wird. Fürst Bismarck selbst gedenkt sich in den nächsten Tagen in die ländliche Einsamkeit von Varzin zurück- zuziehen und daselbst längere Zeit zu verweilen und man wird ihm dies unter den obwaltenden Verhältnissen kaum verargen können. Am Montag haben zwischen den an der Nothstandslage betheiligten Ressorts commissarische Berathnngen stattgefunden. Dem Vernehmen nach dürfte es sich um einen Betrag von etwa 30 Millionen handeln, wovon 20 Millionen vornehmlich zur Unterstützung der von der Ueberschwemmnug heimgesuchten Bevölkerung und der Rest zur Wiederherstellung der be schädigten Eisenbahndämme, Deiche rc. bestimmt sind. — Mit Rücksicht auf das Unglück, welches dis Nogatgebiete durch die diesjährigen Ueberschwemmungen betroffen, wirr mar: die Be schleunigung aller staatlichen Arbeiten, welche in jenen Ge bieten unternommen werden und bei denen eine große Arbeiter zahl Beschäftigung findet, nur mit um so größerer Freude begrüßen können. Dem Berliner Counts für die Ueberschwemmten in den deutschen Stromgebieten hat der Staatsminister v. Puttkamer eröffnet, daß er beschlossen habe, alle von außerhalb Deutsch lands, sowie die aus Deutschland bei den Staatsbehörden in Berlin eingehenden Beträge dem Berliner Comite zu über reichen. Infolge dieser Anerkennung des Comites als eines Ceutralcomites für ganz Deutschland erklärt sich dasselbe bereit, alle von auswärts eingehenden Sammlungen anzunehmen und auf Grund der Mittheilungen der Regierungscommissare, die den Minister auf den Reisen durch die überschwemmten Ge biete begleitet haben, die den Verhältnissen entsprechende Gabenvertheilung zu bewirken. Im Ganzen sind dem Comite bis zu seiner Sitzung am letzten Sonnabend 305000 Mark zur Verfügung gestellt worden. — Am 10. April hat Seine Majestät der Kaiser dem Centralcomite die Summe vott 50000 Mark allergnädigst überwiesen. — Nach einer Be kanntmachung vom 9. April hat das Berliner Centralcomite bereits 336000 Mark an die Behörden der von der großen tteberschwemmung betroffenen Gemeinden vertheilt. Oesterreich «Ungarn. Die politischen Behörden wurden von der bevorstehenden Rundreise des Kronprinzen Rudolf in seiner Eigenschaft als Generalinspecteur der Infanterie bereits verständigt. Wegen des streng militärischen Charakters dieser Reise, die sich auf die ganze Monarchie erstrecken wird, ist jeder festliche Empfang verbeten. Italien. General San Marzano meldet telegraphisch aus Massauah vom 8. d. M.: Heute früh hier einzegangene Nachrichten bestätigen, daß Ras Alula in Ungnade gefallen ist und es als sicher angesehen werden kann, daß Ras AgoS an seine Stelle treten werde. Außerdem heißt es, daß der Rückzug der bewaffneten Massen heute früh begonnen habe, nachdem das Gepäck des Negus und der Anführer der Truppen bereits nach Adua abgeschickt war. Die zahlreichen unbe waffneten Einwohner, welche dem Heere gefolgt waren, sind fast sämmtlich in ihre heimathlichen Wohnsitze zurückgekehrt. Frankreich. Die „BoulangeritiS", die neueste politische Modekrankheit der Franzosen, macht bei der „großen Nation" weitere bedenkliche Fortschritte. Die Ersatzwahlen, welche am Sonntag in den Departements Dordogne, Aisne und Aude zur Deputirtenkammer stattgefunden haben, bedeuten theilS einen direkten, theilS einen indirecten Triumph des BoulangiS- mus. Drrect triumphirten die Boulangisten in der Dordogne, wo ihr Herr und Meister selber mit ca. 60000 von 100000 abgegebenen Stimmen gewählt wurde, iudirect aber im Aude- Departemeut, wo Boulanger, obwohl er daselbst gar nicht candidirte, 7150 Stimmen erhielt, und im AiSne-Departement, wo der Radicale Doumer gewählt wurde, dessen Candidatur von den Boulangisten unterstützt worden war. Auch der im Aude-Departement gewählte Radicale Fsrroul segelt im Fahr-