Volltext Seite (XML)
Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh !> Uhr. Preis vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittag» 3 Uhr für die nächsterschcinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 15. Freitag, den IS Januar 1855. Tagesgeschichte. Madrid. Nach Berichten aus Malaga herrscht dort fortwährend große Anarchie. Die Progressisten wie die Ge mäßigten bedroht der Dolch des Pöbels. Mehrere Kaufleute und Rentner mußten starke Summen bezahlen, um ihr Leben und ihr Vermögen zu retten. Zwischen den Schmugglern und Len Zollbeamten finden an der Ostküste von Spanien häufig blurige Zusammenstöße statt, bei denen die Beamten bisher oft den Kürzer« zogen. Die Regierung wird kräftige Maßregeln er greifen, um diesen Unordnungen ein Ende zu machen." Turin, 9. Januar. Der Eisenbahnzug, Ler am 6. Ja nuar Nachmittags von Genua nach Turin abging, war von deiner großen Gefahr bedroht, der er nur durch Leu Muth und Lie Entschlossenheit eines Bahnwächters entging. Es waren ^nämlich Ränbcr in das Häuschen eines Bahnwächters bei Fe- lizzano eingedrungcn, hatten sich dort des Signalapparats be mächtigt, alles sonstige Werthvolle an sich genommen, den Wäch ter cingesperrt, eine Schiene ausgerissen und eine quer über die Bahn gelegt, um so ein gräßliches Unglück herbeiführen und dasselbe ausbeuten zu können. Dem eingespcrrten Wäch ter gelang es jedoch noch rechtzeitig, einen lebensgefährlichen Sprung aus dem Fenster zu machen und bis zum nächstgele- gcnen Wächterhause zu entkommen; von dort aus wurden die nöthigen Signale gemacht, in Folge deren der heranbrausende Zug anhielt und vor einem Unglück bewahrt wurde. Konstantinopel, 4. Jan. Der „Ostd. P." werden fol gende kaiserl. Erlasse mitgetheilt: I. Hat — Humayoun. „Mein Generalissimus und eifriger Muschir Omer Pascha! So wie Ihr aus dem mitfolgenden kais. Ferman ersehen werdet, haben sowohl Lie preiswürdigen Anstrengungen, wodurch Ihr bis ! jetzt das höchste Lob und die allgemeine Anerkennung Euch verdientet, meine Gunst gegen Euch erhöht, als das treue und tapfere Benehmen der Generale, Offiziere und Soldaten meiner kais. Armee unter Euern Befehlen, als ein Zeichen des Eifers, der Treue und der Tüchtigkeit, die ihnen angeboren sind, uns eine Befriedigung ohne Grenzen verschafft und unsre Würdigung erhalten. So strenget denn auch dieses Mal in der Krim alle Eure Kräfte an, wie sie Euer Eifer und Eure Treue von Euch fordern, indem Ihr Euer volles Vertrauen in die Barmherzig keit des Herrn Gottes des Weltalles setzt, um wichtige Dienste zu leisten und meine Gunst gegen Euch doppelt zu befestigen durch die fortwährende Sorgfalt im freundschaftlichen Benehmen mit den Generalen, Offizieren und Soldaten der beiden hohen Mächte, meiner Alliirten, für eine Sache, worin daS gute Becht meines Landes von Allen erkannt ist, und um neue Proben zu geben von Eurer angebornen Tüchtigkeit, Eurer dauerhaften Pünktlichkeit im Dienste, in jeder Rücksicht der militärischen Grundgesetze und Eurer aufrichtigen Gefühle gegen mich." II. Kaiserlicher Ferman. „An den Muschir meiner kais. Armee von Rumelien, meinen Generalissimus Omer Pascha re. Sobald mein hoher kais. NamenSzug an Dich gelangt sein wird, wisse, daß die Vertheidigung der Macht und Unabhängigkeit meines Reiches und meiner getreuen Unterthanen, und die Auf rechterhaltung ihrer Wohlfahrt und Ruhe für mich wie für alle weisen und einsichtsvollen Personen, die treu ihre Regie rung lieben, die vornehmste und achtungswürdigste Aufgabe ist. Und gleichwie die preiswürdige Sorgfalt, die Du feit de« Anfänge des glücklich beendigten und in dieser besten Absicht unternommenen Feldzuges durch die Dir eigene Einsicht auf Lie Führung Ler Dir anvertrauten Armee verwendetest, und damit mein Lob und meine Billigung Dir verdientest, meine kais. Gunst gegen Dich vermehrt hat; eben so haben meine unter Deinen Befehlen stehenden siegreichen Truppen, indem sie der ganzen Welt in ihrem Benehmen eine treue und vollkommene Selbstverläugnung zeigten, welche die Bethätigung des Eifers, Ler Ergebenheit und der Tüchtigkeit, wie sie ihnen angeboren ist, und so abermals Freunden und Feinden gegenüber bewiesen, daß sie Lie tapfern Abkömmlinge jener Braven sind, die zur Zeit unsrer glorreichen Vorfahren und in ihrem Dienste ihr Blut vergossen und ihr Leben geopfert für die Befestigung der Grundlagen des Reiches und die Wohlfahrt des Landes; damit zugleich bewiesen, Laß unser Vertrauen, wie wir es in Bezug auf die Mühseligkeiten und Plagen jedes Krieges in sie gesetzt, daß sie dieselben mit Stolz auf die Vertheidigung der Unab hängigkeit und des Ruhmes unsers Reiches und Vaterlandes ertragen würden, auf die Wahrheit bestehender Thatsachen ge gründet ist, und wie sie denn von Neuem und vollständig dem Lande seinen hohen kriegerischen Ruhm erobert haben, durch eben dieses ihr Benehmen unsre äußerste Befriedigung, unsre Anerkennung und Würdigung sich verschafft. Es steht fest, daß wir in unsern Gebeten uns immer Deiner einsichtsvollen Per son, eben so wie jener aller Generale, Offiziere und Soldaten hoch und gering, unsrer kais. Armee erinnern, um die wir uns