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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh S«Uhr. Pie!« vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werde» an de« Wochentagen nur bis Nachmittag- 5 Uhr für die nächster scheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennige« berechnet. Mittwoch, den ll April Aus -er Geschichte des Bergbaues der Alten, insbesondere der Athenienser.*) Auch dieses wissenschaftliche Thema, das mit der europäi schen Culturg-schichte in enger Verbindung steht, führt uns auf das trefflich begabte Volk der Griechen, der Schöpfer euro päischer Cultur. Waren auch die Griechen nicht das erste berg bautreibende Volt überhaupt — die alten Indier, Aegypter und Phönizier haben ihn viel früher betrieben — so sind sie doch unter den Europäern die Ersten gewesen, welche die Gold- und Silberadern der Erde ausgebeutet haben, und von den Unter nehmungen dieser Art nehmen die Silberbergwerte auf Laurion — einem Gebirgszuge des südlichen Attika's von unbedeutender Höhe, jetzt unter dem Namen Legrano bekannt — die erste Stelle ein. Daß sie schon in sehr alter Zeit bearbeitet worden sind, dafür sprechen die Zeugnisse der Alten selbst, nur ver mochte Keiner zu sagen, wann diese Bearbeitung eigentlich ihren Anfang genommen habe. Ja es ist sogar zweifelhaft, ob Griechen die ersten Anfänge des attischen Bergbaues gemacht haben: haben ja doch auf den griechischen Inseln den Bergbau auf Kupfer und Gold Phönizier und Aegypter zuerst ins Leben gerufen. Daß indeß lange nach der Zeit, wo eine ägyptische Kolonie sich in Attika festgesetzt hatte, der Bergbau seinen Anfang auf Laurion genommen habe, muß trotz der das Gegentheil ver sichernden Angaben alter Schriftsteller behauptet werden. Denn die Seltenheit des Silbers noch in Solons Zeitalter (594 v. Ehr.) deutet unleugbar darauf hin, daß ein regelmäßiger und künstlicher Betrieb jenes Bergbaues damals kaum begonnen habe. Allein auf des Themistokles Rath (485 v. Ehr.), der die von Persien drohenden Gefahren sehr richtig erkannte und nicht minder scharffinnig urtheilte, daß diese Gefahren nur durch eine tüchtige Flotte abgewendet werden könnten, erbaute man aus dem Einkommen, welches der Bergbau auf Laurion dem Staate gewährte, eine Flotte, welche bald den Kern der ganzen grie chischen Seemacht bildete: dies deutet auf einen schwunghaften und ergiebigen Betrieb der Silbergruben. Aber schon 60 Jahre später berichtet man trotz der zahlreichen Bergarbeiter von einem ') Dieser Aufsatz erschien bereits in der letzten Nr. der Berg werks-Zeitung. Ich habe ihn einer Revision unterworfen und theil- weise erweitert. Sollte er nicht auch in einem Local-Blatte, da- in dem Mittelpunkt des sächsischen Bergbaues erscheint und dort so weit verbreitet ist, von Interesse sein? empfindlichen Sinken des Silberausbringens. Der allbekannte Athenienser Xenophon schrieb nun, als die bedenklichen Zustande des Bergbaues fortdauerten, eine kleine Schrift, die wir noch besitzen, in welcher er, von der Hoffnung der Unerschöpflichkeit der Silberadern seines Vaterlandes erfüllt, den Athenienser« Rathschläge ertheilt, wie dem ganzen Bergwesen im Interesse des Staates wieder aufgeholfen werden könne. Aber der herein- brechende Verfall seines Vaterlandes, sowie einige durch die Länge der Zeit schwierig gewordene Rechtsverhältnisse und Pri vatinteressen, waren nicht geeignet, jenen Rathschlägen Gehör zu verschaffen. Im Zeitalter Philipps von Makedonien (360 bis 336) werden die Klagen über Unergiebigkeit der Silber- gänge immer lauter und im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung kommen die Gruben fast ganz zum Erliegen. Da gegen machte man sich nun über die alten Berg- und Schlacken halden her und schmolz dieselben noch einmal aus: denn der Schmelzprozeß hatte sich gegen die frühere Zeit doch etwas ver vollkommnet. Aber im zweiten Jahrhundert scheint Alles zum Stillstände gekommen zu sein-: denn die Nachrichten aus jener Zeit sprechen nur noch von den attischen Bergwerken als einer Antiquität, als einer äußeren Erinnerung an glücklichere Zeiten. Ueber den technischen Betrieb des laurischen Silberbergbauer wurde im Alterthum Mancherlei geschrieben, namentlich von der Schule des Aristoteles, die überhaupt als die Schöpferin der Naturwissenschaft angesehen werden muß. Doch sind jene Schriften im Original ohne Ausnahme verloren gegangen. Was wir von der Technik des attischen Bergbaues wissen, ist in Kürze Folgendes. Man legte auf Laurion theils Schächte, theils Stollen an. Daß man Zimmerung gehabt habe, ist gewiß. Die ausgefundenen Schächte zeigen eine bedeutende Weite, während die Stollen sehr eng sind. Markscheiden zwischen den einzelnen Gruben fanden Statt: ihre Verrückung oder ihr Angriff, um vielleicht daS anstehende Silber zu gewinnen, war aufs Strengste verpönt; es findet sich sogar ein Beispiel von Todesstrafe für dieses Vergehen. Klagen über böse Wetter fin den sich mehrfach; doch kannten sowohl die Griechen, als di« Römer Wetterzüge. Wie man die Grubenwasser beseitigt hat, wissen wir nicht; wenigstens werden durchaus keine Maschine« zu diesem Zwecke erwähnt. Wohl aber hatte man deren zur Erzförderung, wiewohl namentlich in Spanien und Aegypten die jüngeren und kräftigeren Sklaven dazu vorzugsweise ver wendet wurden. In Attika sollen die bergmännischen Sklaven