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Freiberger Anzeiger knd Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich Ngr. - Inserate werden an den Wochentagen nur LiS Nachmittag» 3 Uhr für die nachsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeil« mit 5 Pfennige« derechrat. 227. Freitag, de» 28. September 1855. Tagesgeschichte. Dresden, 26. Sept. Wie uns mitgetheilt wird, wird in den nächsten Tagen ein Aufruf an das sächsische Volk zu Errichtung eines, dem hochseligen Könige Friedrich August H. zu widmenden großen Nationaldenkmals von den Präsidenten beider Kammern der letzten Ständeversammlung ertasten werden. Die Subscriptionen werden von den Mitgliedern beider Kam mern beziehendlich in ihren Kreisen und Wahldistricten entge- gengenommen und in allen Orten der letzter« die Unterzeich- nungslisten ausgelegt werden. Die Frage übeh die Beschaffen heit des Denkmals und über den Ort, wo eS zu errichten, soll bis zum Schluß der Sammlungen ausgesetzt und sodann von den Gebern durch von ihnen gewählte Vertreter entschieden wer den. Dem Aufruf selbst liegt die Idee zum Grunde, daß nur Ein Denkmal zu errichten, um die Mittel nicht zu zersplittern, und daß dasselbe ein großartiges nationales und in jeder Be ziehung eingemeinvaterländisches werde; eine Idee, welcher die von den Comitls zu Dresden und Rochlitz beabsichtigten, unter sich verschiedenen Unternehmungen, nicht in allen Richtungen entsprechen. (Dr. I.) Leipzig, 26. Sept. (Meßbericht.) Die Rauchwaarenmeffe hat nun bereits über acht Tage mit der Kürschnerwoche begon- nen und ist solche sehr lebhaft verlaufen. Am gefragtesten wa ren Bisamkatzen und Katzen aller Art, Nerze, Chinchilla, Canin, Fehrücken, und Wammen, Biber, Krimmer und Astrankaner. Der Großhandel beginnt nun auch darin, doch hat man wenig Meinung dafür, weil alle Preise zu hoch stehen und die Ein käufer aus Griechenland fehlen. Mit Hasenfellen ging es in letzter Zeit besser und find die Preise steigend. In wollenen Tuchen und derartigen Artikeln war der Absatz bisher bedeutend, nur will der Preisaufschlag von 2—3 Ngr. pro Elle den Fa brikanten noch nicht recht genügen, da er den hohen Wollprei sen noch nicht völlig angemessen sein soll. Feine '/4-Tuche sind für den Export sehr gesucht und wurden mit 5—6 Ngr. pro Elle höher bezahlt. Verhaltnißmäßig gleich höhere Preise wer den für andere moderne Winterstoffe, wie Buckskins und Man telstoffe in neuen Mustern angelegt. Recht lebhaft ist auch der Verkauf in Flanellen, Thibets rc. und werden auch dafür an gemessene Preise bewilligt. Ebenso befriedigend waren die Ge schäfte bisher in halbwollenen Stoffen. In Seiden, und Mode artikeln wurde besonders viel für Griechenland und Warschau gekauft und man erwartet noch lebhaften Umsatz, da viele Ein käufer, der jüdischen Feiertage wegen, erst später eintreffen. In Ansehung auf die beendete Ledermesse hat sich ergeben, daß von Sohlenleder folgende Zufuhren stattgefunden hatten und die da bei gesetzten Preise erlangt wurden: AuS Luxemburg cirra 300 Bürden zu 40 bis 42 Thlr., MalmedH 200 Bürden desglei chen, Prüm 600 Bürden zu 37 bis 39 Thlr., Siegen 600 Bür den zu 38 bis 40 Thlr., Eschwege 1000 Bürden zu 39 bis 40 Thlr. und deutsches Sohlleder tirea 800 bis 1000 Bürden zn 33 bis 37 Thlr. pr. Ctr. Rindleder wurde mit 11*/« biS 13 Ngr., Kipsleder mit 9 bis 15 Ngr. und braune Kalbleder mit 20 bis 22'/, Ngr. pro Pfund verkauft. Roßleder wenig am Platze erhielt pro Decher 2 Thlr. und lohgare Schafleder prv 100 2 Thlr. mehr als Ostermesse. Von sämmtlichen ringeführ- ten Ledern ist nichts unverkauft geblieben. Die Ledermesse war sonach außerordentlich und hat die Gerber vollkommen zufrieden gestellt. <Dr. I.) . ' Oesterreich. Eine Wiener Correspondenz in der Allge meinen Zeitung sagt: „Das kann man schon jetzt mit Bestimmt, heit sagen, daß das Wiener Cabinet den Gang der Kriegs«» eignisse nicht durch einen neuen VermittelungSantrag unterbre chen wird, so sehr ihm immerhin an der Wiederherstellung deS Friedens liegen muß. Aber man sieht hier zu klar ein, daß er nicht mehr durch eine diplomatische Dazwischenkunft, sondern nur durch die militärische und finanzielle Erschöpfung des einen der streitenden Theile zu «wirten ist. Ganz abgesehen davon, ob diese Dazwischenkunft jetzt in Paris und London begeh« wird, muß man annehmrn, daß Rußland sse nicht früh« aw- rufen wird, als bis eS durch totale Lähmung sein« Kräfte ge- nöthigt ist, sich den demüthigenden Bergungen zu unterwerfen, welche die Alliirten schon damals aufstellten und festhielten, als ihre Sache noch höchst ungünstig stand. England und Frank reich würden ohne Zweifel mehr als eine Flotte und eine Fe stung verlieren, ehe sie sich von ein« feindlichen Macht vor- schreiben lassen, wie viele Schiffe fie in Toulon oder Ports mouth halten dürfen. Eine solche Abdikation unterzeichnet eine Großmacht wie Rußland nicht eh«, als fie muß und d« letzte Mann und der letzte Rubel nicht buchstäblich daran gefetzt find; zu einem solchen Aufgebot ihr« äußersten Mittel fehlt aber noch viel, und darum müssen die mitteleuropäischen Staaten, die durch den Krieg ohnehin in keine geringe Mitleidenschaft versetzt find, seine energische Fortführung gewärtigen. Selbst wenn die Al»