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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittag« 3 Uhr K fiix die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 286. Freitag, de» 7. Deeember. 1855. ausübt, daß sie der Nationaleitelkeit keine Wunden schlagen läßt, kurz, Fälle dieser Art werden so häufig, daß es den Anschein ge- „Rußland", sagte mir neulich ein Bojar, bei dem ich eine Tasse winnt, als müsse Rußland in eine Anarchie des Blutvergießens Thee trank, „kann nicht von seinem Range als Großmacht her- versinken, wenn der gegenwärtige Zustand noch ein Jahr dauert, abüeiaen- donn in 8-», 8" 8.» Von Norden bis Süden giebt es kein Dorf, das außer Men- abftetgen, denn tn dem Augenblick, wo der den Thron um- „nd Geld nickt auck nock Waaen. Vierde. Vieb bätte lie ¬ haben, erheben, um ihre Freiheit wiederzugewinnen. Auch ste hen wir noch nicht am Ende unsrer Hilfsmittel. Wir haben daS vollkommendste Kanalnetz der Welt; und ein Reich, das, wenn auch nur während der Sommerzeit, auf hundert verschie denen Straßen die Produett deS Weißen und Baltischen MeereS bis zum Pontus Und Kaspischen See verführen kann, unterliegt nicht im Verlauf von ein Paar Jahren." Gewiß liegt dies» Aeu« Tagesgeschichte. Freiberg. Im Monat November 1855 hat das Leihhaus auf 385 Pfänder 911 Thlr. ausgeliehen, und für 823 Pfänder, so eingelöst worden, 1796 Thlr. 20 Ngr. zurückempfangen. Anmerkung:, Unter obigen 823 Pfändern, waren 561, welche zur Versteigerung gekommen. Königsberg, 4. Dec. Hier eingetroffene Nachrichten aus Petersburg melden, daß ein großer Ministerrath stattfinden werde, zu welchem die Oberbefehlshaber Berg, Grabbe, Paniutine und Rüdiger sowie auch sämmtliche Admirale, mit Ausnahme der im Süden und in Kleinasien commandirenden nach Petersburg be- rufen worden sind. Kopenhagen, Donnerstag, 29. November. General Can- robert verläßt heute die dänische Hauptstadt und bezieht sich nach Kiel. Der König hat ihm den Elephantenorden verliehen- (Dr. I.) Aus Kopenhagen wird dem „H. C." über die Anwesen heit des Generals Canrobert unterm 27. November berichtet: General Canrobert, nachdem er Vormittags mehrere öffentliche Anstalten und Museen in Augenschein genommen hatte, wurde gestern Nachmittag 4 Uhr in einem königl. Staatswagen zur feierlichen Audienz beim Könige abgeholt. Nach der Audienz war große Tafel im Christiansburger Rittersaale, der sonst nur bei ganz seltenen Gelegenheiten zu diesem Zwecke benutzt wird. Die Schloßwache trug zu Ehren des Gastes ihre Gala-Uniform. — Der Erbprinz Ferdinand, mit welchem der König sich ge stern wieder ausgxsöhnt hat, war bei der Tafel anwesend. Abends war Ball beim Landgrafen Wilhelm von Hessen, wo General Canrobert ebenfalls zugegen war. Der Pesther Lloyd enthält folgenden interessanten Artikel schwebende Glanz verschwände, würden sich alle jene Völkerschaf- f„n müssen. Gäule und Rinder ten, die wir einzig durch die Gewalt der Waffen unterworfen 1' " aus Petersburg vom 20. Nov.: „Rußland ist sehr krank; zem wurde ein junger Deutscher und seine Frau wenige Werst aber während alle Welt hier nach Frieden seufzt, verhehlt sich voü Petersburg ermordet, als sie in dem Walde von Kathari- doch Niemand, wie schwer er herbeizuführen sein wird, da die "fnhof spazieren gingen, keine 200 Ellen weit von den Häusern, lose miteinander verknüpfter Stamme blos unter der Bedingung marodirenden Soldaten erschlagen und auSgeplündert worden; ßerung etwas Wahres zu Grunde, obschon die größere Zahl der ' Grundbesitzer die über sie ergehenden Leiden keineswegs so auf die leichte Achsel nimmt. Daß der letzten Reerutirung ein Re- script des Ministers des Innern folgte, welches die von Nikolaus I. so oft angefochtenen Privilegien deS Adels bekräftigte, ja den Letzter« an seine Pflichten gegen daS „Land" — ein bisher in Rußland unbekanntes Wort — erinnerte, ist in dieser Beziehung ein bedeutsames Zeichen. Und wenn die Aristokratie ihre Bau ern nicht mehr gern hergiebt, so wollen sich auch diese selbst nicht mehr ohne Murren in die Uniform stecken lassen. Sie^ kennen die Hölle, die ihrer im Regiment wartet, wo der Stock ihre Glieder und ihren Geist bilden soll. Daher müssen die,^ strengsten Maßregeln ergriffen werden, um die Conscribirten ank Ausreißen zu hindern; man scheert ihnen die Köpfe und fesselt die Verdächtigen paarweise aneinander, da die Drohungen der Priester mit der Hölle, der Excommunikation und dem Zorn des Czar nicht mehr auSreichen. Trotzdem entwischen Viele und führen dann ein Banditen- oder Wilddiebleben; der Regierung fehlt es an Mannschaft zur Aufrechterhaltung der Ordnung, sodaß sich Raubanfälle dicht vor den Thoren großer Städte er eignen. In vielen der östlichen Gouvernements sind die Stra ßen nicht mehr sicher; in den Distrikten von Rjasan, Orel, Woronesch durchstreifen Banden von Flüchtlingen die unermeß? lichen Wälder und legen an Alles Hand, was ihnen in den Weg kömmt. Neulich ward ein Fürst, der sich nicht eben durch Menschlichkeit gegen seine Leibeigenen hervorthat, am Hellen, lich ten Tage auf seinem Wege nach Hause, kaum eine Meile weit von seinem Gute, ermordet; man fand seinen Leichnam im Wa gen sitzend, den Kopf auf dem Kiffen danebenliegend. Vor kur- ch noch Wagen, Pferde, Vieh hätte lie- nd Rinder find verzehrt und gefallen, die Karren sind in der Krim wegen Holzmangel verbrannt wor- schen und Geld nicht au