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Tageblatt -'4 Sonnabend, den 3 November 1855. , gen Friedensverhandlungen, welche Oesterreich denn doch wohl den hinter ihr liegenden Meerbusen beherrscht, fabelhaft schnell dem größten Verluste zurückgeworfen. Endlich, als die der Russen immermehr gelichtet wurden, als die kühne der Belagerten sich mit Heldenmuth fortvertheidigte, die Belagerer mit einem Verlust von 4060 Mann ab während die Türken nur gegen 1000 Todte und Ber ken mit Reihen Schaar - mußten :. ziehen, wundete zählten. Was würde Lei der Nachricht solcher Schmach der Kaiser Nicolaus empfunden haben, wenn ihn die Vorsehung nicht gütig abgerufen hätte! So können die Russen bei etwai- Südseire des Festlandes von Südrußland macht das schwarze Meer einen engen Einschnitt in das Land, der sich zu einem Meerbusen und nach Norden und Osten hin wie in zwei Hör ner erweitert. In den nördlichen Theil dieses Meerbusens er gießt sich der Bug. An der Mündung desselben liegt die be rühmte russische Festung Nikolajew, welche man das zweite Se- bastopol genannt hat, der Hauptplatz der russischen KriegSvor- räthe und Magazine, der Bauort- der russischen Kriegsschiffe. In die östliche Seite dieses Meerbusens mündet der große Dnie- stcr, welcher sich vor dem Ausfluß in den Meerbusen in zwei Arme theilt und hier zwei Dreiecke bildet, oberhalb deren die wichtige Stadt Cherson liegt. Der Eingang vom schwarzen Meere in diesen Meerbusen ist ziemlich eng. Zwei Vorgebirge, welche als Landzungen vorstehen, verengen den Eingang in den selben. Auf der östlichen Landzunge liegt die Festung Kien- burn, auf der nördlichen die Festung Otschakow. Der schmale Eingang in jenen Meerbusen führt den Namen Straße von Kienburn. Beide Festungswerke sind von großer Wichtigkeit, denn sie bewahren Len Eingang zu dem Meerbusen, an dessen einem Ende der wichtige Waffenplatz Nikolajew mit seiner Rhede liegt. Die Alliirten erschienen mit ihren Flotten am 14. October Nachmittags auf der Höhe von Kienburn. Eine Abtheilung der verbündeten Truppen setzte ans Land, um die Festung nach der schmalen Landseite hin einzuschließen. Am 15. Abends ließe» 6 Dampfer ihr großartiges Feuer gegen Kienburn los, welches bis zum 17. October Nachmittags einen dichten eisernen Hagel von gewaltiger Wucht auf die Festung niederfallen machte. So etwas hatte die russische Besatzung noch nicht gesehen und sie hatte unter dem Aufprasseln der harten Nüsse nichts Eiligeres zu thun, als die Festung noch denselben Nachmittag den Alliir ten auszuliefern. So war die Festung, welche den Eingang m diesen Winter einleiten wird, auch nicht einen Sieg in die Wagschale legen. Zudem wird die Nachricht von der Nieder- läge der Russen auf die Bergvölker des Kaukasus einen Ein- druck machen, der den Nimbus der russischen Macht in jenen k Gegenden weithin zerstört- Solche Nachrichten sind für jene ; freiheitliebenden Natursöhne eine Aufforderung, den Unabhän- U gigkeitskampf gegen ihre Dränger zu versuchen. Zur See haben die Alliirten jüngst einen raschen und sehr x vortheilhaften Sieg errungen. Westlich von der Krim, auf der .») gefallen. Wohl steht ihr gegenüber noch die Festung Otschakof; allein deren Feuer hat die Flotille der Alliirten nicht hindern können, in den Meerbusen einzulaufen. Bereits haben sich die Schifft der Alliirten vor den Mündungen des Dniepr, dem Li--; man aufgestellt. Nur 10 Stunden aufwärts von hier liegt Cherson, der Hauptverkehrsort für den gejammten Handel Südrußlands mit bedeutender Schiffswerft«. Ueber Cherson führt eine Straße von Nikolajeff nach der Krim und dem uw» tern Dniepr entlang in den östlichen Theil Rußlands, DHr Blicke auf den Kriegsschauplatz. Die Alliirten entwickeln vor Beginn des Winters eine höchst energische Thätigkeit auf dem Kriegsschauplätze und die Russen haben jüngst entschiedenes Unglück auf zwei Punkten gehabt. In Kleinasien auf der SüLostseite des schwarzen Meeres s haben den vergangenen Sommer fortwährende Kämpfe zwischen M den Russen und Türken stattgefunden, deren Ausgang meist den A Russen günstig war. Etwa 20 Meilen vom schwarzen Meere Laus in südöstlicher Richtung liegt Lie Festung Kars, die da- D rum von großer Wichtigkeit ist, weil sie den Schlüssel zur Hoch ebene von Erze rum bildet. Wer aber in Besitz der Letzter« ist, dem ist die Verbindung mit Persien gesichert. Außerdem M beherrscht die Festung Kars von Kaukasien aus den Weg in kl das Innere Kleinasiens. Kars, welches von einer muthigen ,1 türkischen Besatzung vertheidizt wurde, ward voit den Russen kg mit großer Hartnäckigkeit belagert. Hätten die Russen diese H Feste bezwungen, so war Lies doch wenigstens ein kleiner Ersatz ? für den Verlust Sebastopols. Aber auch nicht einmal dem „kran ken Manne" gegenüber vermochten die Russen zu siegen. Am f29. Sept, stürmten die Russen acht Stunden lang diese Berg- feste. Mehrmals drangen die Belagerer bis in einige Batterien 'der Türken ein, wurden aber eben so oft von den tapfern Tür- Erscheinl jeden Wochentag früh 9.Uhr. -Preis vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachnilitags s Uh< - für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die g-spaliene Zeile mir 5.Pfennigen berechnet. ' : - ----- - / " Freiberger Anzeiger und - . - - - '