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Freiberger Anzeiger Ml- Tageblatt. Erscheint jeden Wcch-nl-g früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 12 Ngr. - Inserate werden an den Wochentagen nm SiS Nachmittag» Z Uhr für die nachsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit S Pfennige» berechnet. 239. Freitag, de« 12. -Oktober 1853'. Tagesgeschichle. Kirchberg, 6. Oktober. In dem nahen HerrmannS- dorf wurde vorgestern die Frau eines dortigen Einwohners von einem todte» Kinde entbunden, das nur einen Kopf, aber vier Ohren, Arme und Beine hatte. Vom Umerleibe angefan gen, waren es eigentlich zwei Körper weiblichen Geschlechts. Der Bezirksarzt hat dieses Monstrum an sich genommen, um «s weiter zu befördern. (Dr. I.) Aus der Krim. Zu dem Auszuge aus dem russischen Berichte über die Erstürmung Sebastopols vom 8. Sept, giebt die „Nat. Ztg." noch einige Nachträge. Zuvörderst ist die Zahl der Verluste noch durch die der Vermißten zu ergänzen; dieselbe beläuft sich auf 24 Oberofficiere und 1739 Gemeine, so daß hiernach die Gesammtmass« der russischen Verluste an diesem Tage die Zahl von 39 Stabsvfficieren, 318 Oberoffi- eieren und 11,328 Gemeinen erreicht, wobei aber die Verluste der Artilleriemannschaft noch nicht mitgerechnet sind, da über diese noch keine genauen Listen «inginzen. — Ueber den feind-' lichen Verlust heißt es in dem Berichte: „Der feindliche Ver lust an Todten und Verwundeten muß, nach dem Gange der Affaire zu urtheilen, ungeheuer sein. Bei dem Abschlagen des Sturmes ließen die Alliirten in unsern Händen auf der dritten Bastion einen Stabs-, 8 Oberofficiere und 128 Gemeine, un ter welchen 80 leicht verwundet, auf der Redoute Schwarz wur den Ler Commandeur des 46. französischen Regiments und 148 Gemeine gefangen genommen." — Die Räumung der Südseite wird folgendermaßen beschrieben: ,,Um 4 Uhr Nach mittags gab der Oberst- Commandirende den Befehl, in der Dämmerung mit der Räumung Ler Südseite zu beginnen und die Truppen theils auf Schiffen, theils auf der Brücke nach Ler NorLseite überzuführen. Die Räumung wurde in folgen der Weise ausgeführt: Freiwillige und ein Theil der Artillerie mannschast blieben auf der Vertheidigungslinie und unterhiel ten ein schwaches Artillerie- und Gewehrfeuer. Die früher innerhalb der Stadt ausgeführten Barricadenlinien wurden von den Regimentern Tobolsk, Bolhynim und Minsk auf der rech ten Hälfte, Asoff und Odessa auf der linken besetzt. Unter dem Schutze dieser Vorposten begannen die hinter ihnen ausgestellten Truppen sich allmählich auf dem NikolauSplatz zu sammeln und zogen von dort über die Brücke, aber die Truppen auf der Ka» rabelnajaseite schifften sich auf dm Schiffen und Dampfbooten ein, welche auf Anordnung des Viceadmirals Nowofilski in Bereitschaft gehalten waren. Als alle Truppen den Nikolaus platz und daS Paulscap geräumt hatten und die Verwundeten von der Nikolaus- und Paulsbatterie auf die Nordseite gebracht waren, wurde das Signal gegeben, auf welches die übrige Är- tilleriemannschaft, die Freiwilligen und die Truppen, welche die Barrikaden besetzt hielten, nach den Uebergangspunkten abgin» gen. In dem Maße, als die letzten Truppen von den verschie denen Theilen der Vertheidigungslinie abzogen, wurden die FestungSzeschütze auf denselben nach Möglichkeit zerstört, die Pulvermagazine (im Ganzen 32) gesprengt und die Stadt den Flammen übergeben. Nachdem die letzten Truppen übetgesetzt warm, wurde die Brücke zerstört. Am 9. Sept., nachdem schon die Stadt geräumt war, wurden hinter einander die Batterim 7, 8 und 10 gesprengt. Nachmittags flog die Paulsbatterie in die Luft, und kleine Pulvervorräthe, welche in der Nikolaus» batterie gewesen waren, wurden gesprengt. Und so verließ die Garnison nach 349tägiger hartnäckiger Vertheidigung die Stadt, die erst im Angesicht deS Feindes durch Feldverschanzungm be» festigt worden war, obgleich sie zwischen den Stadtthorm und hinter sich so bedeutende natürliche Hindernisse, wie die Sud bucht und die Rhede hatte, unbelastigt die Stadt. Der Feind, unter dem Eindruck der blutigen Zurückweisungen, die er soebm erhaltm, dachte nicht daran, uns zu verfolgen. Unser Ueber» gang auf die Nordsette wurde mit Verlust von nur eintgm Mann bewerkstelligt." Balaklava, 23. Sept. Die Mehrheit der vormaligen Belagerungsbatterirn ist bereits desarmirt, und hat man die be treffenden Geschütze theils nach hier und nach Kämiesch, theilS auch' in die Strandbatterien deS südlichen HafenuferS gebracht, wo sie seit dem 19. Sept, im Verein mit den eroberten russi schen Feuerschlünden ihr Donnerconcert aufs neue begonnen ha ben, in welches der Feind seit gestern früh von der NorLseite her mit einstimmt. Der gegenseitige Artilleriekawpf wir- größ- tentheils nur mit Wurfgeschossen geführt, ohne sedoch bis setzt gewichtige Resultate erzielt zu haben. Die Russen haben ihre Strandbatterien auf der Nordseite nicht bloS vermehrt, sonder» auch überall, wo eS sich thun ließ, theils untereinander, theils mit den drei Forts Konstantin, Katharlno und Sukhaja durch Courtinen verbunden. Die beiden erstgenannten Forts find vo» oblonger Form, sehr hoch, mit einer Doppelreihe Kanonen ar. mirt und auf dem plateausörmigen Dache mit BarbettenbaUerk^