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1231 fehlte e8 aber auch an Organen, wo gerechte Beschwerden von Seiten der Arbeiterstandes anzubringen und ihrem vollen Um fange nach gewürdigt werden konnten. Und doch thut es so unendlich noth, solche Fragen zu ordnen und ihrer Lösung nahe zubringen. — Ein Anfang zur Lösung dieser schwierigen Frage würde gemacht werden, wenn festgestellt würde, daß Lohnbe schwerden des Arbeiterstandes von einer aus Arbeitgebern und Arbeitern zusammengesetzten Commission unter Vorsitz einer ju ristisch gebildeten Person^ beantwortet und entschieden würden, und hierdurch den Arbeitern der Schutz gegen Willkühr gewährt würde, auf den sie gerechte Ansprüche haben. (D. A. Z.) Tayesqefchichte. Leipzig. Der Freimüthigen Sachsen-Zeitung schreibt man aus Meißen vom 22. September: „Herr Karl Heinrich Fer dinand Schütz, Kaufmann und Rittergutsbesitzer auf Schweta, hat dem Stadtrath angezeigt, daß er in seinem am 26. Juni d. I. errichteten Testament der Stadt Meißen, seiner Vaterstadt, ein Legal von 4000 Thlrn. vermacht habe, wovon 1500 Thlr. der Armenkasse zu einer Stiftung für Beschaffung gesunder und billiger Wohnungen für unbemittelte Familien Meißens, 1000 Thlr. der Kleinkinderbewahranstalt, 5O0 Thlr. der Spinn- und Nähschule, 500 Thlr. dem Verein zu Rath und That, zur Vertheilung der Zinsen zu Winterbedürfnissen an verschämte Arme, 500 Thlr. dem Fonds des Waisenvereins zur Vermeh rung der Waisenstellen zufallen sollen. Von diesem Legat hat der edle Geber bereits 1000 Thlr. eingezahlt und die Zinsen des Ganzen schon bei seinen Lebzeiten den betreffenden Anstal ten zuflicßen zu lassen zugesichert. Der Stadtrath stattet dar über in dem Localblatte Hrn. Schütz den Dank der Stadt ab." Chemnitz, 26. Sept. Vorgestern früh gegen 4 Uhr ver suchte ein Gefangener im Landgerichtsgefängniß aus seiner im obersten Stockwerke befindlichen Parcelle, woselbst er während der Nacht in der Nähe des Fensters eine minder starke Mauer durchgearbeitei hatte, sich mittelst eines aus seinem Strohsacke und seinem Handtuche angefertigten Seiles herunter zu lassen und zu entspringen. Dieses kühne Wagniß wurde indessen noch rechtzeitig durch die Aufmerksamkeit des Gefangenwärters vereitelt. — Vor einigen Tagen wurde von der hiesigen Poli zei ein Knabe aufgegriffen, welcher große Aehnlichkeit mit einem 10jährigen, aus einer kleinen Gebirgsstadt gebürtigen, steckbrief lich verfolgten Mädchen hatte. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß dieses Kind wirklich jenes Mädchen war, das sich un kenntlich durch Knabenkleidung, mehrere Wochen lang von der Heimath entfernt und bettelnd im Lande umhergetriebcn hatte. (Dr. I.) > f Braud, 'am 27. Septbr. 1855. In Folg« geschehener Verhandlung Seiten unserer Herren Geistlichen, sowie der Her ren Schichtmeister Nestler und Buschick, des hiesigen Stadtge meinderaths und der Gemeinderäthe zu Erbisdorf und Zug, wurde allgemein der Wunsch ausgesprochen, das von dem 25. auf den 23. d. M. verlegte Religionsfriedensfest auf eine dem heiligen Zwecke entsprechende Weise zu'begehen, und sind des ¬ halb von den gedachten Personen hierzu die nöthkgen Maßre geln getroffen worden. " . Die von dem Festcomitte veranstaltete Feierlichkeit besagten Festes bestand in Folgendem: Der gleichsam wie hierzu eigends geschaffene, vom herrlich sten Sonnenschein begrüßte Morgen des 23. d. MtS. zeigte un ter dem Geläute aller Glocken den festlichen Tag an, und schon in aller Frühe gab es unter den hiesigen Einwohnern, nainen- tlich am Markte und der Chaussee entlang, fleißige und thä- tige Hände, welche keine Mühe scheuten, dieses 300jährige Ju biläum durch Ehrenpforten, Guirlanden und Kränze auf eine recht angenehme Art und Weise zu schmücken. Um 8 Uhr früh versammelten sich die Festtheilnehmer auf hiesigem Markte, als zunächst Herr Schichtmeister Buschick, die Mitglieder des Städtgemeinderaths, des Gemeinderaths zu Zug und Andere mehr, die Schützencorporation, der Gesang- uffb der bergmännische Kranken - Unterstützungs - Verein. In geord neten Zügen erschienen die Bergparade von HlmmelSfürst Fdgr. unter Leitung des Zugcommandanten, Herrn Schichtmeister Nest ler, mit Musik, die zur Z:it in Erbisdorf cantonnirende 1. Schwadron des 1. leichten Reiter-Regiments unter Führung des Herrn Lieutenant von Kospath, die Bergparade von Ver einigt Feld Fdgr. mit Einschluß des Herrn Pastor Colditz, des Gemeinderaths von Erbisdorf und der dasigen Schuljugend, ebenfalls unter Begleitung eines Mufikchores und Führung ei ner Fahne, nicht minder die Dergparaden von Mordgrube und Beschert, Glück Fdgr., sowie enMch die Schüler der Sonn tagsschule und die Kinder aus den ersteren Klaffen hiesiger Stadtschule mit ihren Lehrern. Nach erfolgter Aufstellung sämmtlicher Abteilungen und Korporationen bewegte sich der aus circa 1250 Personen beste hende Zug unter Glockengeläute, Musik und Böllerschüssen vo« Markte aus der Kirche zu, und zwar in folgender Ordnung: voran eine Abtheilung Bergarbeiter in schwarzer Kleidung, der folgten die Schulmädchen von Brand mit der ihnm an dem selben Tage vom hiesigen Bürgermeister, Herrn Gerischer, ge schenkten Fahne, dann die Schulkinder von Erbisdorf und die Schulknaben von Brand mit ihrer Fahne, an diese reihten sich die Schüler der Sonntagsschule, sämmtlich mit ihren Lehrern,^ und der Gesangverein mit Fahne. Hierauf folgte die erste Ab theilung Ler Bergparade mit Musik, dem schloß sich das vorer wähnte Militär an und diesem wieder folgten der Herr k. Col ditz unter Begleitung des Herrn Lieutenant von Kospath und deS Herrn Schichtmeister Buschick, die Herren Obersteiger, sowie der Stadtgemeinderath, die Gemeinderäthe von Erbisdorf und Zug und die andern Festgenossen und Bürger, nicht minder auch der bergmännische Krankenunterstützungs-Verein unter Deckung der Schützencompagnie mit ihrer Fahne. Unter Begleitung des zweiten Musikchores folgte nunmehr die 2. Abtheilung der Bergparade, und diese sowohl, als auch der ganze Festzug wurde von einer Abtheilung Bergarbeiter irr schwarzer Kleidung eingeschloffen und beendiget. In der Kirche auf vorgenannte Weise angelaugt, wurde gewiß jedes fühlende ^enschenherz durch die überaus reiche und sinnige D-coration derselben zur besonderen Ermunterung an dieses 300jährige Jubiläum unserer so vielfach angeseindAnr