Volltext Seite (XML)
Freiberger Anzeiger und , Tageblatt. » Erscheint jeden Wcchentag ftüh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. - Inserate wndßn an Len Wochentagen nur -iS Nachmittag» S Uhr für Lie n-chst-rschcin-nde Nummer angenommen und Lie gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 226. Donnerstag, de» 2?. September 1853. Tagesgeschichte. Dresden, 25. September. Se. Majestät Ler Köniz wer den Sich morgen früh nach Frohburg begeben, um die dort cantonnirende zweite Jnfanteriebrigade zu besichtigen. Ihre Majestät die Königin und Ihre Königlichen Hoheiten die Prin zessinnen Anna, Margarethe und Sophie werden Sc. Majestät bis Riesa begleiten, von wo aus dte Allerhöchsten Herrschaften einen kurzen Besuch in Jahnishausen zu machen gedenken. Die Rückkehr Sr. Majestät dürfte am 28. September erfolgen. (Dr. I.) Glauchau, 21. September. In den ersten Vormittags stunden des heutigen Tages hat ein toller Hund in mehreren Theilen unserer Stadt einige andere Hunde, fünf Pferde und leider auch zwei Kinder angefallen; später ists gelungen, den selben zu erschlagen. Die Sektion und thierärztliche Untersu chung dieses Thieres hat erwiesen, daß bei demselben die HundS- wuth schon den vollen Grad erreicht hatte. Den Eigenthümer dieses Hundes weiß man noch nicht namhaft zu machen. Die ser tolle Hund, der Größe und Nace nach ein mittler Viehhund zu nennen, hat Len erwähnten fünf Pferden nach Oberlippe und Nase, bekanntlich den gefährlichsten Stellen, gebissen, und nur eins derselben ist unversehrt geblieben, weil die Zähne des Hun des den zufällig schlasshängenden Nasenriemen erfaßt hatten. In die Nase eines Hengstes hatte sich das Thier so verbissen, daß das unglückliche Pferd eines zweimaligen Aufschleuderns des Kopfes bedurfte, und seinen Angreifer los zu werden und in die Luft zu werfen. Der Thierarzt hat die Wunden der Pferde ausgebrannt, und außerdem ist, wie man hört, bei ei nigen noch das von Zwickau zu beziehende berühmte Sonn- tag'sche Mittel in Anwendung gebracht worden. Die gebissenen Hunde sind, so viel man deren bis jetzt erlangen konnte, getöd- tet worden, und sollen, wie verlautet, polizeilicher Vorsichtsmaß regeln zu Folge, alle andere Hunde unsers Ortes während der nächsten Wochen entweder an die Kette gelegt oder eingesperrt werden. — Das eine der beiden angefallenen Kinder ist von dem tollen Thiere nur umgerissen worden, und es hat sich an seinem Körper irgend eine Verwundung nicht gefunden und nur an dem Kuttchen desselben war Speichelschaum des Hundes zu sehen und man hat dieses Kleidungsstück sogleich verbrannt; das andere Kind aber ist wirklich gebissen und befindet sich jetzt unter ärztlicher Behandlung. (Dr. I.) s Brand, 24. September. Der gestrige Ftsttag wurde für die hiesige Mädchenschule zu einem besonders erhebenden und freudenreichen dadurch, daß eine kürzlich entlasset,« Schilf lerin, Namens Thekla Gerischer, Tochter deS hiesigen Herrn Bürgermeisters Gerischer, derselben mit Genehmigung deS Herrn Localinspectors eine herrliche, kostbare Fahne zum Geschenk überreichte. Dieselbe trägt die Inschrift: Zum Andenken an den 23. September 1855. Es wurde dadurch nicht nur einem fühlbaren Bedürfnisse abgeholfen, sondern auch dte Anhänglich keit an die Schule auf eine wahrhaft dankenswerthc Weist be- thätigt. Möge Gott die edle Geberin und alle Glieder der hoch achtbaren , ehrenwerthen Familie Gerischer mit seinem reichste» Segen krönen und unS sie und alle Wohlthater Unserer Schn» len recht lange erhalten. Berlin, 21. Sept. Der Fall Sebastopols hat hier und da die Ansicht hervorzerufen, die Zeit sek nun gekommen, wo Deutschland die Rolle des Vermittlers zwischen den kriegführen den Mächten übernehmen müsse, damit nicht der siegende We sten das Uebergewicht in Europa bekomme und dadurch daS po» - litische Gleichgewicht gestört werde. Diese Ansicht ruht jedoch auf keinem richtigen Grunde. Der Schlag, welchen Rußland durch den Fall Sebastopols erlitten, ist allerdings groß; allein so groß ist er nicht, daß damit Rußlands Macht gebrochen wäre. Seine Plane auf die europäische Türkei find allerdings durch den'Verlust der Pontusflotte für eine lange Zeitz pereitelt; aber in feiner Hauptmacht, selbst in der Ostsee, steht noch intaet La. Durch die Eroberung Sebastopols ist da- Problem, ob Rußland überhaupt, d. h. in dem Kern seiner Macht, unübe^ windlich sei, noch nicht gelöst. Dies kann erst durch einige große Feldzüge ins Innere Rußlands entschieden werden. Wenn daher die Alliirten auch allerdings durch die letzten Ereignisse, große materielle und moralische Erfolge über Rußland errungen haben, so find sie doch jetzt noch weit davon entfernt, dafiÄ«^ so weit gedemüthigt zu sehen, daß es um Frieden bitte», müße, weil seine Macht völlig gebrochen und die der Alliirten unwi derstehlich sei. Wie demnach eine europäische Großmacht von zwei andern noch nicht hat zu Boden geworfen werden können^, da kann man nicht behaupten, das europäische Gleichgewicht. schwebe in Gefahr, weil die erstere eine Schlappe erlitten hat. Erst wenn Rußland im Norden und im Süden und im Innern seines kolossalen Reichs geschlagen und sein Heer vernichtet wäre . könnte man dies behaupten. Ein solches Resultat aber werden.