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V AuS der Krim. Nach der Schlacht an der Tschernaja zeichneten sich, wie „Daily News" sich berichten läßt, die eng- W lischen Soldaten hauptsächlich durch die „Geschicklichkeit" aus, A womit sie die Leichen „entkleideten", zu deutsch: plünderten Die zum Transportcorps gehörigen Matrosen übertrafen in die ser Beziehung Alles. Stiefeln, Kapots, Czakos und Feldfla schen verschwanden mit wunderbarer Schnelligkeit. Sechs Stun- c den nach dem Kampfe waren die auf dem Schlachtfelde liegen den Todlen sämmtlich entkleidet, ja man hatte nicht einmal Al len die unentbehrlichste Bedeckung, Hemd und Beinkleid gelas sen. So weit war selbst im Verhältniß zu frühern ähnlichen Leistungen der Engländer die „Geschicklichkeit", d. h. der Skan dal, noch nie getrieben worden, und General Pelissier sah sich deshalb zu den ernstesten Reklamationen veranlaßt, wie aus ei nem Tagesbefehle General Simpson's vom 20. August hervor- geht, worin er sowohl das Einkleiden- als das Kausen von auf dem Schlachtselde aufgehobenen Gegenständen tadelt und verbie tet, da alles auf dem Schlachtfelde gefundene Eigenthum der siegreichen Nation, nicht aber einzelnen Individuen gehöre, es also unehrlich sei, sich dergleichen anzueignen, oder nachher zu kaufen. Wiederholungen solcher Fälle würden in höchst summa rischer Weise bestraft werden. — Ein Correspondent des „Mor- ning Advertiser" schreibt, die Franzosen führen fort, ihren Man gel an gebührender Achtung vor den Engländern auf das Aeu- ßerste zu treiben. Die Franzosen hätten nämlich zwei Capitäns von englischen Transportschiffen arretirt, von denen einer eine russische Muskete trug. Trotz aller genügenden Ausweise habe man sie 3 Stunden lang behalten, sie dann sehr unhöflich ent lassen und die Muskete für französisches Eigenthum erklärt. rationell um 11 Uhr nach dem Rathhause zurück, sich sämmt lich nach dem SitzungSsaale begebend, in dem sonst die Stadt verordneten ihre Sitzungen abzuhalten pflegen. In einem Halb kreise standen die Magistratsmitglieder, Stadtverordneten und Beamten der städtischen Behörden versammelt, während ihnen gegenüber sich die resp. Deputationen zur Beglückwünschung der Stadt aufgestellt hatten. Der Oberbürgermeister Sperling stand in der Mitte des Kreises und ihm zur Seite der Stadt- verordnetmvorsteher Galkowski; an beide Herren traten die ver schiedenen beglückwünschenden Deputationen heran, um ihre Her zensgefühle der Stadt an dem heutigen Jubelfeste auszusprechen. Des Abends waren die meisten Gebäude der Stadt glänzend erleuchtet. Vor allen zeichnete sich das Magistratsgebäude durch eine brillante und kunstreiche Illumination seiner Fayade mit tels Gasflammen aus. In gleich prachtvoller Weise war das Standbild des verstorbenen Königs von verschiedene Figuren bildenden Gaslichtern umgeben. Die Times hat Privatberichte aus Danzig vom 21. Aug., worin es heißt: „Admiral Dundas hat vom englischen Gesand ten zu Stockholm nähere Mittheilungen über die Verheerungen erhalten, die das Bombardement zu Sweaborg angerichtet, welche von russischer Seite kommen. Die Russen verloren da- bei über 2000 Mann; die furchtbare Explosion, in deren Folge am ersten Tage gegen Mittag ein Magazin in die Lust flog, das den ganzen Bombenvorrath enthielt, kostete 600 Menschen das Leben. Alle Magazine wurden vernichtet. Ebenso ist das große Linienschiff, das in der Durchfahrt zwischen beiden Inseln nördlich von der Veste liegt, halb zerstört. Alle Verbindung Mzwischen Helsingfors und Sweaborg ist abgeschnitten, weil die Russen den großen Schaden verheimlichen wollen, den das Bom bardement angerichtet." Hamburg, 5. Sept. Der „Ham. Corresp." schreibt: Die Herren auf Helgoland scheinen es mit den auszuhebenden Legionären jetzt etwas genauer zu nehmen, wahrscheinlich ist dem ersten Bedürfniß an Kanonenfutter genügt, denn es kom men jetzt sehr häufig kriegslustige Wehrleute, die mit nur unbe deutenden Schäden versehen find, von da zurück, wohl gemerkt, ohne daß ihnen für ihre Badereise irgendwie Ersatz geboten würde. Von der italienischen Grenze, 3. Sept. Man er kennt es jetzt, warum der Papst in seinen Allocutionen Spa nien, welches ihn doch so schwer beleidigt, schont, und Sardinien mit dem Dann belegt. Die Geldftage ist die Ursache davon. Die Bilance der päpstlichen Finanzen ergiebt wieder ein bedeu tendes Deficit. Es muß daher darauf Bedacht genommen wer den, diese Lücke zu füllen, wenigstens sie nicht noch größer zu machen. Seit der Französischen Revolution, seit welcher die Zuflüsse zur päpstlichen Kammer weggefallen sind, welche vor her von Frankreich kamen, war es besonders Spanien, welches den Tribut der Frömmigkeit nach Rom entrichtete. Man rech net 14,000 Millionen, welche aus der Pyrenäischen Halbinsel für Milch- und Butterbriefe, Ablässe, Pallien rc. dahin geflos sen sind. Hat dieser Tribut auch in neuerer Zeit sehr abgenom men, so dauerte er doch noch fort. Bricht aber Rom mit Spa nien gänzlich, so hört auch der Rest dieser Einkünfte auf. Der Bruch würde jedoch vollendet sein, sobald Spanien mit dem Bannfluch belegt würde. Darum zögert Rom noch mit dieser seiner ultima ratio. Indessen wird dies den römischen Finanzen nicht viel helfen. Spanien schreitet in der Offensive gegen den Papst fort; die Gesandten sind abberufen; die Rota, das päpst liche Gericht in Madrid, ist aufgehoben. Spanten will durch aus das Weltliche und das Geistliche, die Geld und die Gewis sensfrage trennen. Die Zeit muß es lehren, ob es auf diesem Wege, der consequent zu einer Reformation führen muß, fort schreiten oder wie früher die Streitigkeiten durch ein — Con- cordat beilegen wird. (D. A. Z ) Stadttheater zu Freiberg. Am Donnerstag, den 6. dj., eröffnete Herr Schauspieldi rector Carlsen, nachdem er eine längere Zeit in Chemnitz verdienten Beifall geärntet, unsere Bühne, und zwar, da er kurz zuvor erst angekommen, mit nur drei kleinen, aber höchst entsprechenden Pieren: zwei Lustspielen, „ die Dienstboten von Benedix", „die Reise von Königsberg nach Thorn, von Ange- ly", und einem Genre-Bild „der Kurmärker und die Pikarde von Schneider". Indem wir uns nun jeder besonder» Kritik D über diese erste Vorstellung. enthalten, können wir aber der vollen Wahrheit gemäß nicht anders, als mir Vergnügen be kennen, daß wohl selten, auf den größten Buhnen selbst, oben genannte Stücke zu größerer Befriedigung dem Publikum vor- geführt werden möchten, als es von der Gesellschaft Herrn