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Freiberger Anzeiger I Tageblatt. — -—— Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittag« 3 Uh< " für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile, mit S Pfennigen berechnet. Moatag, de« 10. September 1855. Tagesgeschichte. Vedera«, 5. Sept. Der Comite zur Hebung der We- berei hat nach Ausweis der Rechnung auf die erste Hälfte des ä laufenden Jahres während dieser Zeit 763 Stück verschiedene halbwollene und halbseidene Kleider und Möbelstoffe fertigen lassen und dafür einen Lohn von 2181 Thlr. erhalten, und nach Abzug des Regieaufwandes und der Maschinenzinsen einen sol chen von 1943 Thlr. an die einzelnen Arbeiter gezahlt. Wäh rend der ersten vier Monate des Jahres war die Zahl der be schäftigten Stühle auf circa 20 gesunken. Die Zahl derselben j. stieg aber von da an schnell und beträgt jetzt circa 50. — Der Bau des Straßentractes- von hier nach Mittelsaida ist nun, nach- dem die Verhandlungen mit den betheiligten Landgemeinden H feiten der Staatsrcgierung zu einer Vereinigung geführt hatten, in seiner ganzen Ausdehnung in Angriff genommen. Der eine Stunde Wegs betragende Theil Oederan-Gahtenz wird in un gefähr drei Wochen vollendet sein. Der Bau selbst beschäftigt eine sehr große Anzahl hiesiger Einwohner, die ohne denselben hrodlos sein würden. (Dr. I.) Berlin, 6. Septbr. In der Elberfelder Zeitung findet sich folgende Bekanntmachung: „Neuern Nachrichten zu Folge ist die Cholera in der Stadt Halle zum Ausbruch gekommen. Es ist daher von Seiten des Localcomitv selbst nunmehr die Aufhebung des Kirchentags in Anregung gebracht worden. Jn- dem wir unter so bewandten Umständen die Verantwortung uicht übernehmen können, die ergangene Einladung noch aufrecht zu erhalten, beeilen wir uns zur öffentlichen Kenntniß zu brin gen, daß der für die Tage des 18.—21. Sept, nach Halle aus- geschriebene Kirchentag nicht stattfinden wird. Berlin, 4. Sept. D1855. Die vereinigten Ausschüsse des Deutschen evangelischen f Kirchentags, v. Bethmann Hollweg." — Das Dresdner Journal sagt: „In mehren Blättern ist die Nachricht zu lesen, daß die in Dresdens Nähe gelegme Besitzung des Prinzen Albrecht von Preußen durch Kauf in andere Hände übergegangen sei. Wir glauben gut unterrichtet zu sein, wenn wir diese Nachricht als unhegründet bezeichnen." Königsberg, 2. Sept. Das övOjährige Jubiläum Kö- ' nigsbergs ist heute in unserer von einer nicht unerheblichen Cho- U lera-Epidemke vielfach beunruhigten und in Trauer versetzten Stadt in einfacher Weise gefeiert worden. Von dem rekchhal- , Utigen und interessanten, auf X Tage berechneten Programm blieb nur der Empfang der Deputationen auf.derrr Rath Hanse, dir kirchliche Feier und die Spendung von 15 Ngr. an jeden.der 23W Stadtarmen übrig. Des Abends war eine festliche Illu mination, zu der der Magistrat öffentlich aufgefordert hattt. Die kirchliche Feier celebrirte in der Domkkrche, in deren Chvr Preußens alte Herzöge und Hochmeister begraben liegen, der Generalsuperintendent selbst. Paris, 9. September. Der „Moniteur" von heute Mor gen meldet : Als gestern Abend der Kaiser nach der italienischen, Oper fuhr, schoß in dem Augenblicke, wo ein Wägen mit Hof damen vor der Einfahrt hielt, ein auf dem Trottoir stehendes Individuum zwei kleine Pistolen, jedoch ohne nur zu zielen, ab. Es wurde Niemand getroffen. Das Individuum, welches eher wahnsinnig als ein absichtlicher Mörder zu sein schien^ wurde sofort verhaftet. . (Dr.^J.) Die Neue Preußische Zeitung enthält fotzenden Bericht aus Gupatoria vom 9. Aug.: „Viel wird über die schädliches Thiere der Insel gefabelt; wir sind hier von Taranteln, Skor pionen und Vierzigfüßen umgeben, giftige Schlangen girbt eS' in Mässen, und dennoch Höri man niemals von einer Verletzung durch diese Thiere. Gegen eine Tarantel schützt am besten ein Schafpelz, den ein Jeder unter sich breitet- wemr er auf freiem Felde die Nacht zubringt. Das Schaf ist der Todfeind dieser . Spinne und soll dieselbe wittern und ausscharren, um fie mit vieler Passion zu verzehren. Der Skorpion verletzt nur, wenn er unvorsichtig getreten wird, und Jeder fleht sich vor, beim et waigen Forftücken von Steinen, keine Veranlassung zum Käm pfs zu geben: Ein widerliches Thier ist- der Vkerzigfüß ; er sicht aus wie ein mittelstarkes.Damenband, ist braunroth und mit Schuppen und gepanzerten Gliedern bedeckt und geschützt; er ist vollkommen friedfertig, scheut aber den Menschen nicht, sondern kriecht den Schlafenden auf den Kleider« herum; kommt er auf Hand oder Gesicht, so erzeugen seine 40 Füße ein Jucken, und man darf dann das Thier nicht mit Gewalt fortjagen, da es sonst vor Schreck seine Füße in die Häut einschlag^. wodurch eine Entzündung entsteht. So zahlreich hier auch die Schlan gen sind so fliehen sie jedes Geräusch und ein Bivouacfeuer vertreibt, sie auf große Strecken: Aw 6. Juli stellte sich in der hiesigen Gegend die Landplage der Henschrecken ein, und ich kann wohl sagen, diese Erscheinung hat alle Bilder, die ich mir davon gemacht, bei weitem übertroffen. Am merkwürdig sten war für mich der Umstand, daß am Tage zuvor auch nichd