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M. n 1855. 205 Montag, den 3. September in 8 in nen kk. c. r u. en. lgs en, Lei nn )e- er- ich Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Nzr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 5 Uhr für die nächstcrscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. )bst. en. Tage8geschichte. Leipzig, 31. August. Die hiesige Feier des diesjährigen Constitutionsfestes (4. Sept.) ist aus Sonntag den 2. Sept, verlegt worden. Die Feier desselben wird um 6 Uhr früh mit einer Reveille der Commnnalzarde einzeleitet; dieser solgt um 7^2 Uhr ein dreimaliges Abblasen der Melodie „Nun danket alle Gott" von Len beiden Hauptthürmcn, um 7 Uhr das Läu ten mit allen Glocken und um 8 Uhr Ler GotlesLienst in den Stadtkirchcn. Aus Geyer vom 25. Aug. wird der Sächsischen Consti- tutionellen Zeitung geschrieben: „Inder 10. Vormittagsstundc riefen — zum dritten Male nach dem großen Brande — die Sturmglocken ihren schaurigen Feuerruf hinein in die er schreckenden Gemüther. Es brannte abermals im obersten Stadt- Ibeile hart an Len neugebauten Häusern, und zwar das dem Posamentierer Werner gehörige Haus- Bei der seit einigen Tagen hier herrschenden Hitze war es gar nicht zu verwundern, daß dasselbe in kurzer Zeit über und über brannte. Wodurch das Feuer entstanden, weiß Niemand; die Untersuchung aber ist sofort eingeleitet worden. Leider war unter den beiden Par teien, die das Haus bewohnten, eine, die auch schon beim gro ßen Brande um Alles, um Haus und sonstige Habe, gekommen war: der Tischlermeister Krauß. Er halte nach jener Unglücks nacht in diesem Hause ein Asyl gefunden. Und nun hat er wieder Alles verloren, was Lie Liebe ihm gespendet, was er sich selbst wieder errungen, und sogar 100 Thlr. baares Geld, das er als letzten Theil seiner Brandcasse vor einigen Tagen erst erhalten. Ruft solche Unglücksbotschaft nicht all das Mitleid wach, das ihr im Herzen traget, die ihr sie leset? Nun, die ihr's könnt, thut, was es euch gebietet! Gegen 12*/r Uhr Mit tags überzog sich Plötzlich Ler bis dahin so schöne, heitere Him mel mit einem schwarzen WolkenkleiLe, und bald schüttete das selbe in grausenerregender Weise aus, was es in seinem Schoose barg: Blitz und Donner, Regen, Schloßen und Hagel, so daß man glauben sollte, Ler jüngste Tag sei im Anzüge. Daß die ses gräßliche Unwetter nicht unerheblichen Schaden angerichtet, brauchen wir nicht zu versichern. Der untere StaLttheil war an einigen Stellen im vollsten Wortsinne überschwemmt, und Bäume und Felder haben zum Theil beträchtlich gelitten. Noch ärger aber hat das Wetrer in dem benachbarten Tannenberg gehaust. Dort hat es sogar ein Haus weggeriffcn und Möbel, Wäsche und Klötzer mit sich fortgenommen. j- Niederschöna», 26. August. Eine recht einfache, aber sehr' würdige Feier erfreute heute einen sehr großen Theil un serer Parochianen. — Kurz nach dem Frühgottesdienste bewegte sich ein ziemlich langer Zug, voran die festlich gekleidete Ju gend der drei Schulen der Harochie mit ihren Fahnen, geführt von ihren Lehrern — denen ein großer Theil der Gemeinde vertreter sämmtlicher eingepfarrten Orte und viele Andere folg ¬ ten — von hiesiger Schule aus nach der Pfarrwohnung, um den Herrn Pastor Dachsel, der als eifriger Seelsorger geachtet ist, zu seinem 25jährigen Amtsjubiläum zu beglückwünschen. Bor Ler während des Gottesdienstes mit Guirlanden und Krän zen geschmückten Wohnung des geehrten Jubilars angekömmen, wurden von den Kindern und Lehrern zwei kurze, ekgendS zu Lieser Feier gedichtete Lieher einstimmig gesungen, während welcher Ler Jubilar vor die Hausthüre sich begeben hatte. Hier auf ergriff der Lehrer hiesigen Orts das Wort, im Namen der Gemeinden, der Lehrer und Schulen, wies die Bedeutung und Wichtigkeit des wichtigen Tages nach und knüpfte daran aus führlicher den Glückwunsch; zum Schluß übergab der hiesige Gemeindevorstand dem Jubilar eine sehr schöne silberne Dose als Andenken an den heutigen Tag. Hierauf sprach der Ju bilar mit rührenden Worten seine Ueberraschung aus, die um so größer war, da er nur 5 Jahr im hiesigen Amte gewirkt, dankte recht herzlich und hoffte^ das gute Einvernehmen, in wel chem er jetzt mit der Gemeinde gestanden, möge erhalten, das freundschaftliche Verhältniß mit den Lehrern nicht gestört, seine Wirksamkeit in den Schulen auch ferner nicht gehindert werden. — Nun wurde noch ein ebenfalls für diesen Zweck gedichtetes Lied gesungen und damit die Feierlichkeit beendet. Die Kinder, nachdem sie durch einen frischen Trunk erquickt waren, wurden nun entlassen; die Erwachsenen aber, der freundlichen Einladung des Jubilars folgend, verweilten noch einige Zeit in gemüth- licher Heiterkeit in der Wohnung desselben. Die ganze Feier hat jedenfalls einen guten Eindruck gemacht; denn dem Jubi lar, der durchaus keine Ahnung von dem Ganzen hatte und diesen Tag in einfachster häuslicher Stille feiern wollte, wurde dadurch die Gewißheit, daß seine Gemeinde sowohl das Amt als auch die Person würdig zu ehren verstehe. Die Gemeinde empfand das wohlthuende Gefühl edel vollbrachter That. Ehre darum jeder Gemeinde, die so zu handeln versteht! Berlin, 28. August. Die Preußische Correspondenz bringt Näheres aus den nunmehr vollständig zusammengestellten amt lichen Nachweisen der Lurch die Ueberschwemmung im Frühjahr 1855 in den Weichselniederungen des Regierungsbezirks Ma rienwerder herbeigeführten Verluste. Wir entnehmen daraus Folgendes: Der Verlust an Vieh (Pferde, Rindvieh, Schweine und Schafe), welcher durch die Ueberschwemmungen in diesem Regierungsbezirk entstanden ist, beläuft sich auf einen Werth von 116,172 Thlrn., der schaden an Gebäuden auf 394,9S6 Thlr., der Verlust an todtem Inventar auf 77,800 Thlr-, an Vorräthen von Getreide, Kartoffeln, Heu und Stroh auf 70,103 Thlr., an Wintersaat auf 120,424 Thlr., der Verlust wegen nicht zu bestellender Sommersaat auf 106,854 Thlr., der Ver lust an Sömmerweide auf 51,644 Thlr., der Schaden durch Ver sandungen auf 267,811 Thlr., der Verlust, welcher durch die Herstellungskosten für Brücken, Gräben, Schleusen «. verursacht wurde, auf 30,139 Thlr., endlich der sonstige Verlust, an Obst-. Freiberger Anzeiger und Tageilatt.