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1000 „Rosamond" (6), der „Sealark" (8) und dem „Rolla", wird ihr nach Boulogne yvraussegeln. Dem „Observer" zu Folge werden die Cabinetsmitglieder Lord Clarendon und Lord Gran ville Ihre Majestät begleiten. Die Abwesenheit des Hofes von England wird voraussichtlich zehn Tage dauern. Balaklava, 21. Juli. Die russischen Vorposten jenseit der Tscherna-Rjetschka stehen wieder in Tschorgun; die von den Tür ken erbaute Brücke über Len Fluß haben sie abgebrochen. Im Baidarthal kommt es hin und wieder zwischen französischen Pa trouillen und streifenden Kosacken zu Plänkeleien. Vormals fan den dergleichen zwischen Türken und Kosacken statt, wobei meh rere türkische Streifer, namentlich solche, die erbeutetes Vieh nach Baidar trieben, in die Gefangenschaft auflauernder Feinde fielen, welche dann regelmäßig, nachdem der Waffentanz vorüber, ihre Knuten auf dem Rücken der Gefangenen tanzen ließen. Franzosen, welche in russische Hände fallen, werden durchweg höchst respek tabel behandelt. General Mayran hat im Baidarthal alles Heu, ca. 30,000 Ctr., aufgekauft, welches nach Kamiesch transpor- tirt wird. So lange die Transportfuhrwerke sich durch das Bai darthal bewegen, müssen sie sehr stark convoyirt werden, weil die Kosacken, einzeln in Hinterhalten lauernd, plötzlich Hervor brechen und sich des Transports zu bemächtigen suchen. Des gleichen finden bei den Heuschobern der Baidardörfer ebenfalls kleine Kämpfe statt; in letzterer Zeit hat der Feind dieselben auf- , gegeben, steckt aber dafür, wenn es möglich ist, die Heuhaufen in Brand; glücklicherweise ist ihm diese Maßregel etwas sehr spät eingefallen, dm» mehr als Dreiviertel der Fourage befin den sich schon in völliger Sicherheit, und das Wenige, welches noch uneingebracht ist, lagert in den zunächst Baidar gelegenen Dörfern, in welche man starke Truppencommandos geworfen hat. Es soll dort gestern der gewiß höchst seltene Fall vorge kommen sein, daß 5 Infanteristen, welche Morgens auf Mause- (Schleich-) Patrouille ausgeschickt waren, mit einem Dutzend ge fangener Reiter (Kosacken) wieder zurückkehrten. Ueber Lie Ein- zelnheiten dieser Affaire erfahren wir Folgendes: Die franzö sische Truppe bestand aus einem Korporal und 4 Mann; einem von Wald umgebenen, einzeln gelegenen Khutor (Meierhofe) sich nähernd, gewahren sie vor der Fronte des Gehöfts einen Ka- fvckenposten, schlagen, um nicht entdeckt zu werden, eine Seiten richtung ein und schleichen sich unter dem Schutz dichten Busch werks bis an den Garten der Meierei, tappen pon da vorsich tig weiter und steigen, nachdem sie sich überzeugt haben, daß hier keine Wache vorhanden ist, in den Hofman dessen Thür sie einem tartarischen Knecht begegnen, welcher sofort festgenom- men und auSgefragt wird, und von dem sie erfahren, daß Abends vorher 16 Kosacken eingetroffen seien, sich wacker vollgezecht hät ten und setzt, ausnahmsweise des Postens vor dem Hause und Lev Gtallwache, ihren Rausch ausschnavchten. Durch die Anwe- sdaHeit der Franzosen aufmerksam gemacht, begannen zwei an der Kette liegende Hofhunde anzuschlagen, beruhigten sich jedoch auf Gebot deS Knechts, welcher sich ungemein willfährig zeigte, sogleich wieder. Nun begab man sich in den Stall und drohte den. wachthabenden Van« und seine sich von der. Spreu aufraß» finde Ablösung s-fort niHerzMießen, wenn sie sich nicht aug^u? SkickliH ergeben, wurden. Die Ueberraschten, ohnehin nicht ganz ihrer Sinne mächtig, lieferten ihre Waffen ab, wurden gebun den und in dem Stall, den man von außen schloß, eingesperrt. Hierauf ging es in das Haus, auf dessen Diele die russische Mannschaft sorglos und schwerangetrunken schnarchte. Einige Kosacken hatten den Säbel angeschnallt behalten, die meisten ihn neben sich liegen. Nachdem man sich der frei daliegenden Sei tengewehre bemächtigt hatte, wurden die Schläfer durch einen Schuß erweckt; taumelnd fuhren sie auf und erschracken nicht wenig, als sie beim Schimmer des hereinbrechenden Tages fran zösische Uniformen vor sich erblickten. Die wenigen noch Be wehrten zogen die Säbel, da ihnen aber von dem Knecht ge sagt wurde, der ganze Hof wimmele von Franzosen, so hielten sie jeden Widerstand für nutzlos, ergaben sich und ließen sich paarweise abführen, wobei beobachtet ward, daß nur immer Zwei allein auf den Hof gebracht, dort Hand an Hand sestgebunden und zu ihren Kameraden in Len Stall gesperrt wurden, bei wel chem Geschäft zwei andere tatarische Knechte, durch den Schuß erweckt, mit Freuden hilfreiche Hand boten. Gleich nach dem Schuß kam auch der wachthaltende Kosack ans Haus gesprengt; eine Flintenkugel begrüßte ihn; sofort wandte er um, und jagte mit verhängtem Zügel davon. Drei andere Reiter, welche in einem Seitengebäude geschlafen hatten, waren ebenfalls entwischt, noch ehe man sich zu ihrer Verhaftung anschickte; mit ihnen zu gleich der Herr des Hauses, Lessen Familie sich in Mackenzie befinden soll. Als Lie Gefangenen die geringe Anzahl ihrer Besieger inne wurden, begannen sie zu revoltiren, einige risserr sich von ihren Stricken los und griffen zu umherliegenden Acker werkzeugen, um Len vorhin unterlassenen Kampf jetzt zu begin nen. D ie Franzosen, die sich selbstverständlich nicht lange auf halten konnten, schossen einen der Widerspänstigen nieder, brach ten den andern einige leichte Verwundungen bei und nöthigten nach hergestellter Ruhe die Gesammtmasse, einen Madschari (sehr großen vierräderigen Wagen) zu besteigen, auf welchem selbige sodann im Baidarthale anlangten. Von den freiwillig mitge henden Knechten angetrieben, mußten die zusammengckoppelten Kosackenp ferde ebenfalls denselben Weg ziehen. (D. A. Z.) Mchliche Zlachrichlen. Prediger. vom. X. x. Drinit. Vorm. Text: Apostelg. 9, 1—8. Nachm. Text: Röm. j2, 1—11. Dom: früh 9 Uhr, Herr Superintendent Merbach. — Beichte und Kommunion früh 7 Uhr, Herr Diac. vr. pbii. Teichgräber. — Nachm. Betstunde. Petri: früh halb 9 Uhr Herr Diac. Reinhold. — Nach«. Herr Pastor Uhlmann. — Beichte und Kommunion früh halb 7 Uhr. Nicolai: früh halb 9 Uhr (Musik) Herr Pastor Sturm — Beichte und Kommunion ftüh 7 Uhr, — Nachm. 1 Uhr Katechismusexamen. Jacobi: früh halb S Uhr, Herr Diac. Mäschel. — Nachm. 2 Uhr Katechismusexamen, Herr Pastor Rosenkranz. — Beichte und Kommunion früh halb 7 Uhr.