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, — ' Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag ftüh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags S Uhr' für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 1S4. Dienstag, de« 21. August 1855. Tage8geschichte. Dresden, 17. August. Einen neuen eclatanten Beweis von dem durch rationelle Bewirthschaftung und günstige (leider für die Consumenten ungünstige) Zeiten gesteigerten Ertrag un serer Oeconomien liefert das Ergebniß der gestern versteigerten Pachtung unsers Ostravorwerks, eines seit Kurfürst August's Zeiten, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, blühenden (damals „Küchenvorwerk") großen, besonders durch „Mutter Anna's" Selbstbewirthschaftung bekannten Guts am Ausgang unserer Friedrichstadt, welches im Ganzen 860 Acker, darunter 355 Acker Feld, 182 Acker Wiesen und 57 Acker Hutungen ent hält. Es hatten sich zahlreiche Licitanten aus Nah und Fern eingefunden, und das Bieten war ziemlich lebhaft. Das höchste Gebot des als tüchtigen Oeconomen bekannten Pachters des Kammergutes Kalkreuth bei Radeburg, Hänsel, war 13,365 Thlr. jährliches Pachtgeld, eine Summe, welche früher nie erreicht und nur einmal um etwas Weniges übertroffen, jetzt aber, nach Ablösung der Frohnen sehr überrascht. Das Vor werk ist Kammergut, Verpachter daher der Fiskus. (D. A. Z.) Dresden, 18. August. Wie der Vorstand des hiesigen Thier-Schutzvereins (Adv. G. Hoffmann) bekannt macht, wurde gestern früh 7 Uhr in der Birkengasse ein Sperling, dem man den Schnabel mit einem Stück Scharlach verschlossen hatte, ein gefangen und an ihn abgegeben. Das Scharlachstück ist fein und neu, mit Accurateffe oval geschnitten und am Rande aus gezackt; es war in den Schnabel des Vogels eingeschoben, um den Hals geschlungen und sehr fest vernäht. Der Verdacht die ser künstlich ausg^ührten ruchlosen That kann sonach gegen ein Kind nicht gerichtet' werden. Der gedachte Vorstand sichert Dem jenigen, welcher zur Entdeckung und Bestrafung des Frevlers verhilft, eine Belohnung von 2'Thalern zu. (Dr. I.) Berlin, 15. August. Die Beziehungen Preußens zu Ruß land hinsichtlich der russischen Grenzsperre gehen, wie wir nun mit Bestimmtheit hören, einer Regelung entgegen, da das rus sische Cabinet in dieser Hinsicht die bündigsten Erklärungen ge geben haben soll. Diesen Erklärungen dürfte umsomehr Gewicht beizulegen sein, als eine hohe Person Her Ueberbringer derselbm ist und diese erfreuliche Nachricht mit aus St. Petersburg ge bracht hat. Von welcher Bedeutung eine Regelung dieser Be ziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten ist, braucht nach den vielen eindringlichen Hinweisungen des preußischen Handels standes auf die Wichtigkeit der Sache nicht erst hervorgehoben zu wkrden. Der gesammte Handelsstand des preußischen StaatS wie auch des Zollvereins wird dem Erwirker dieser Regelung um so mehr zu innigem Danke verpflichtet sein, als dadurch ge rade Das ins Auge gefaßt worden ist, worauf es im Augenblick in den praktische« Beziehungen der beiden Staaten hauptsächlich ankam. Was die Regelung betrifft, so kann dieselbe keinen großen Schwierigkeiten unterliegen, da bekanntlich bezüglich der selben bereits die bestimmtesten Verträge vom 3. Mai 1815 und vom 19. Decbr. 1818 vorliegen, worin die unbeschränkteste Ver kehrsfreiheit gewährleistet ist. Die Noth der Verhältnisse hat Rußland zu einem freisinniger« Handelssystem gedrängt, so daß es schon seit der Blockade der russischen Häfen große Erleichte rungen in den Handelsbeziehungen Rußlands und Preußens im eigenen Interesse hat eintreten lassen. Es wird nun von Sei ten des diesseitigen Cabinets das Hauptaugenmerk dahin zu richten sein, die Verkehrsfrekheit auf das Bündigste für die Dauer festzustellen und zwar in einer Weise, die jede etwaige Umge hung derselben ausschließt. Die Erfahrungen, welche Preußen in dieser Beziehung gemacht hat, werden ihm hoffentlich dab^ als Richtschnur dienen. Noch ist hervorzuheben, daß Rußland nicht nur durch Getreideausfuhrverbote die Interessen des Nach barstaats, auf welches es doch sonst so großes Gewicht legt, außer Augen gelassen hat, sondern auch durch die Verbote der Einfuhr von russischem Papiergeld sich gewissermaßen außer Verbindung mit Preußen und dem übrigen Europa in dieser Hinsicht gesetzt hat. Ohne Zweifel wird es die preußische Staats regierung nicht versäumen, die Interessen der dem preußischen Staat Angehörigen auch nach dieser Seite hin nachdrücklich gel tend zu machen. (D. A. Z.) Hannover, 13. August. Die Sammlungen zur Errich tung eines Ernst-August-Denkmals sinPHOr!^.^Resul taten weit hinter aller Erwartung zurückgeblieben. Der Kosten aufwand, welchen das betreffende Monument — eine bronzene Reiterstatue — erfordern würde, beträgt nur 50—60,MO, der Ertrag der Sammlungen, welche Ende August geschlossen wer den, aber nur höchstens 14,000 Thlr. Hannover Hat nur 2000, und Städte wie Celle, Lüneburg re. haben höchstens einzeln die Summe von 20- 30 Thlrn. aufgebracht. Grund dieser Erschei nung kann schwerlich ein anderer sein als das politische Miß verhältnis welches in letzterer Zeit sich zwischen Volk und Re gierung geltend machte, und jetzt bekanntlich durch Octrvyirunzs»