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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. ' - : . 'j Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittag» L Uhr - für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. Montag, den Lo. August 1855. 7 Tagesgeschichte. Rochlitz, 16. August. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr ereignete sich beim Ueberfahren dex Mulde zwischen hier und Zaßwitz das schreckliche Unglück, '^aß der Kahn, in welchem außer der denselben führenden Frau des Fährmanns Knorr 7 erwachsene Personen und 3 Kinder befindlich waren, das Gleich gewicht verlor und umstürzte. Die darin sitzenden 11 Personen fielen sämmtlich ins Wasser, und leider vermochte man nur 8 davon lebend wieder herauszuziehen. Die Frau des pensionir- ten Försters Bräuer und das 7jährige Mädchen des Markthel fers Müller allhier wurden todt herausgezogen, während man Fräulein Hentschel aus Neustadt bei Stolpen, die bei genann tem Förster mit ihrem Bruder zum Besuche war, bis jetzt noch nicht aufgefunden hat. Das Unglück ist dadurch herbeigeführt worden, daß die Fährmannsfrau den Kahn nicht erhalten konnte und vom Seile, an welchem übergefahren wird, loslassen mußte. Der Fährmann Knorr ist um deswillen, weil er nicht selbst übergefahren, sondern dies seiner Frau überlassen hat, sofort eingezogen und beim Justizamte allhier in Haft und Un tersuchung genommen worden. (Dr. I.) Aus Thüringen, 15. August. Eben verbreitet sich die Kunde, daß die Cholera bis Erfurt vorgedrungen und in dieser Stadt extensiv und intensiv in starkem Grade auftrete. — Eine unsrer Regierungen, die Meiningensche, macht jetzt darauf auf merksam, daß die Drainirungen sich besonders bei den letzten Ueberschwemmungen als äußerst vortheilhaft bewiesen, und nimmt hiervon Anlaß, dieses wichtige Verbesserungsmittel aufs Neue den Landwirthen zu empfehlen. Dem Schwäbischen Merkur schreibt man aus Paris vom 11. August: „Ich vernehme aus bester Quelle, daß die bedeu tendste Finanzgesellschaft Frankreichs, es ist nicht nöthig, sie nä her zu bezeichnen, mit der spanischen Regierung wegen Ankauf von Minen, Waldungen und „Nationalgütern" in Unterhand lungen steht, deren Kaufschilling sich auf eine überaus hohe Summe belaufen und die spanische Regierung auf einige Zeit aus aller Geldklemme befreien würde. Ich kann für jetzt nichts Näheres hierüber sagen, aber die Sache ist in den besten Hän den, im guten Gange und wird wahrscheinlich demnächst zum Abschluß gedeihen." Paris, 13. August. Der Moniteur verkündet heute, daß die Königin von England am 18. August gegen 6 Uhr Abends ihren Einzug in Paris halten wird. Die Königin wird sich von dem Straßburger Bahnhof über die Boulevards de Straß» bourg, St.-Denis und de la Madeleine, die Rue royale, die Place de la Concorde, die Elyseeischen Felder, die Allee der Kaiserin, den Park von Boulogne und die Brücke von St.-Cloud nach dem Schlosse St.-Cloud begeben. Nach der heutigen Abend-Patrie ist, wenn keine Aenderun- gen getroffen werden, das Festprogramm während der Anwe senheit sder Königin von England Folgendes: Die Königin wird am 20. August die Ausstellung der schönen Künste und die Sainte-Chapelle (zum Justizpalast gehörig) besuchen und daS diplomatische Corps empfangen. Am Abend werden die Mit glieder des Theater fran^ais in St.-Cloud spielen. Am 21. Au gust wird die Königin Versailles und Trianon und Abends die Große Oper besuchen. Die königl. Gäste werden ferner die Komische Oper besuchen, wo „Haydee" gegeben wird. Der große Ball im Stadthause wird am 23. AuLust stattfinden. Am 25. August wird der Hof eine große Promenade im Walde von St.-Germain machen. Die große Revue wird am 24. Au gust auf dem Marsfelde abgehalten werden, nach derselben ein Goüter in der Militärschule (auf dem Marsfelde) stattfinden und- dann dem Jnvalidenhotel die Ehre eines Besuchs der königl. Gäste zu Theil werden. Die Königin hat außerdem den Wunsch ausgedrückt, die Ausstellung mehre Male zu besuchen. London, 14. August. Heute wurde das Parlament ge schlossen. Der Kanzler verliest die Thronrede. Die Königin bedauert die Vereitelung der Wiener Conferenzen, stützt sich in Betreff der kräftigen Fortführung des Krieges auf das Land und auf die Alliirten, erwähnt rühmend der französischen und sardinischen Allianz, spricht von der Anwerbung fremder Legio» näre und von der türkischen Anleihe und rühmt einige vorge nommene Reformen im Innern und in den Colonien. London, 15. August. Das Parlament ist gestern Nach mittag um 4 Uhr im Hause der Lords durch eine königliche Commission bis zum 23. Oktober vertagt worden. Der Lord- Kanzler verlas die Vertagungsrede, welche im Wesentlichen un gefähr folgendermaßen lautet: „Auf Befehl Ihrer Majestät entbinden wir Sie Ihrer parlamentarischen Thätigkeit, indem wir Ihnen den lebhaften Dank der Königin für den Eifer und die Ausdauer ausdrücken, womit Sie Ihren langen und müh seligen Pflichten obgelegen haben. Ihre Majestät hat mit Be friedigung gesehen, daß, während Sie damit beschäftigt waren.