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Freiberger Anzeiger Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. - Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3 Uhr für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeil- mit ö Pfennigen berechnet. 192, Sonnabend, den 18. August 1855. I^ie Aernt' ist da, es neigt fich allerwegen Das Lebensbrot der blanken Sichel zu; So gieb, o Gott, vom Himmel Deinen Segen, Denn Herr der Aernte bist allein nur Du! Dein Antlitz leuchte freundlich auf uns nieder Im liebeheit'ren, warmen Sonnenschein, Ja zeige Deinen Menschenkindern wieder, Wie Du Verwalter Deines Reichs kannst fein! Der menschliche Schmuck. III. KlmkerMgnissc. Der plastische Thon gehört zu denjenigen Naturproducten, deren sich der Mensch schon auf den frühesten Stufen bemäch tigt, um sich Gefäße, Geräthe und andere Dinge für seine Zwecke zu fertigen, welche die Natur entweder nicht so, wie er sie braucht, oder doch nicht in hinreichender Anzahl, Gestalt und Größe liefert. Der plastische Thon findet sich überall und ladet durch die Leichtigkeit, womit er sich bearbeiten läßt, zur Benutzung ein. Schon auf sehr tiefen Culturstufen finden wir th'önerne Schalen und Töpfe und thönerne Schmucksa chen. Auf den Pelewinseln treffen wir Arm - und Halsschnüre aus gebranntem Bolus, ebenso in den Urnen der alten Urbe wohner von Deutschland an, letztere zum Theil mit Farbe be malt. Bei weiterem Fortschritt der Töpferkunst kommt die Er findung der Glasur auch diesem Thonschmuck zu Gute, und so finden wir unter andern in den Grabstätten Aegyptens jene unendliche Menge von glasirtem Thonschmuck, der in den ägyp tischen Museen Europa's aufbewahrt wird. Es sind dies theils kleine Kugeln oder Perlen, theils Cylinder, theils auch andere Gebilde, welche eine mythologische Bedeutung haben. Der Vogel ruft zu Dir am frühen Morgen, Mild streust Du ihm sein täglich Futter aus: Drum denkst Du auch der bitt'ren Nahrungssorgen Am Kummertische in der Armuth Haus. t Wir harren Dein; was Du uns hast gegeben, Du kannst es nehmen, denn es ist von Dir; In Deiner Hand steht unser Sein und Leben, Wir sind getrost, denn Dir vertrauen wir! Hermann Barth. Vor Allem aber hat die Nachahmung der Edelsteine in Glas seit uralter Zeit, wie noch heutigen Tages einen we sentlichen Bestandtheil des menschlichen Schmuckes gebildet. Aus den Glasfabriken von Phönicien und Aegypten, China und Ostindien, von Venedig wie von Böhmen wurden alle Lande der Erde mit den verschieden gestalteten und gefärbten Perlen, Cylindern, Tropfen, Kugeln, Würfeln und ähnlichen Körpern versorgt, die nicht allein den edeln Diamant und Ru bin, sondern auch alle übrigen Edelsteine nachbilden. Noch heute beschäftigt die Herstellung dieses Glasschmucks Tausende von fleißigen Menschen. In Venedig befinden sich Glasfabri ken, welche jährlich 100,000, ja eine halbe Million Pfund Glas flüsse in Scheiben von 4 bis 5 Fuß Durchmesser und Linien Dicke absetzen; man fertigt einfarbige, gestreifte und ge musterte Perlen, die bis in das Innere von Afrika, bis Su rinam, ja bis an die Südsee ausgeführt werden. Während fie in jenen fernen Landen, dann unter den Landleuten namentlich des südlichen und östlichen Europa auf Schnüre gereiht um Hals und Arme getragen werden, fertigen die europäischen Damen aus diesem Stoff zierliche Strick- und Stickarbeiten. Das Glas verwendet man ferner zur Nachahmung der theuern und seltenen achten Perlen, indem man dasselbe M