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ist völlig richtig, daß bei der Unmöglichkeit einer vollständigen Ueberwachung des Privatverkehrs ein absolutes Verschwinden der verbotenen Papiergeldsorten aus dem Verkehr vielleicht trotz der aufmerksamsten Handhabung der Verordnung nicht zu er zielen sein wird. Aber darum die Verordnung zu unterlasst», wäre viel zu weit gegangen gewesen. Es ist in der That mehr oder weniger gleichgiltkg, ob einzelne Stücke jenes Papiergel des noch fortcirculiren, dem masstnweisen Einströmen ist jeden falls begegnet und darauf kam es an. Auch die königl. sächs. Regierung wünscht, daß es bald gelingen möge, zu Vereinba- >1mngen über die Bedingungen der Kassenbillets-und Noten-Emis- fion in deutschen Bundesstaaten und zu einer Eontrole darüber zu gelangen, um dann die gegenseitigen Absperrungen wieder fallen lassen zu können und an der eifrigen Mitwirkung zu Er reichung eines solchen Zieles und nach Befinden wenigstens zu Verständigungen zwischen den zunächst und am Meisten bethei- ligten Staaten wird es nicht fehlen. Aber gerade aus den mit der königl. preuß. Regierung gepflogenen Verhandlungen hat man die Ueberzeugung schöpfen müssen, daß an ein erwünschtes Resultat solcher Unterhandlungen nicht eher zu denken ist, als bis die Verbote in den hauptsächlichsten Thalerstaaten wirklich in Kraft getreten sind. (Dr. I.) j- Hainichen. Unsere Stadt feierte am 12. Juli ein recht schönes Fest. Gs wurde nämlich an diesem Tage in Gegen wart deS Königlichen Kreisdirectors Herrn v. Burgsdorff, des Amtshauptmann's v. Vieth aus Döbeln und des Herrn Supe rintendenten U. Locke aus Nossen das neue, vom Herbste 1853 -bis jetzt erbaute Schulgebäude unter entsprechenoen Feierlichkei ten eingeweiht. Bis jetzt waren die städtischen Schulen .in nicht weniger als 6 Commun- und Privatgebäuden zerstreut, doch ist diesem Uebelstande nun abgeholfen, und das Schulgebäude, das an äußerer und innerer Eleganz und Zweckmäßigkeit nichts zu wünschen läßt, faßt alle städtischen Schulclaffen, 9 an der Zahl, und 6 Lehrerwohnungen in schönen, Hellen und geräumigen Zimmern. Am genannten Tage nun wurde das Gebäude, das durch die Liberalität unserer, bis jetzt durch verschiedene Brände und andere kostspielige Baue bedeutend in Anspruch genomme nen Stadtgemeinde so würdig ausgestattet worden ist, seinem hohen Zwecke übergeben. Um 10 Uhr bewegte sich ein unüber sehbarer Zug von über 1200 Schülern mit ihren Lehrern vom Tempeiplatze nach dem Rathhause, wo sich alle Bauleute, die genannten hohen Gäste, die Herren Geistlichen, Stadträthe, Stadtverordneten, die übrigers städtischen und königlichen Beam ten, die Innungen und zahlreiche Theilnehmer aus dem Bür gerstande anschloffen. Am Schulhause angekommen, erklang mit Orchesterbegleitung das Lied: Nun danket alle Gott, worauf -er hochwürdige Hr. N. Locke in ächt evangelischem Geiste und miit warmer Begeisterung die Weihrede hielt, in welcher derselbe den innigsten Dank gegen Gott, der das Werk in ungünstigen Zeiten so schön gedeihen ließ, aussprach, und an Lehrer, Schüler und die Bewohner der Stadt die Ermunterung ergehen ließ, daß Alle das Ihrige dazu beitragen, damit der hohe Zweck dieses Hauses erreicht werde. Der Rector der Stadtschule, M. Richter sprach im Namen des Lehrer-Collegiums die innigste Freude, den herzlichsten Dank und die besten Wünsche gegen die hohen Behörden und die Stadtgemeinde aus. Im Namen der Königlichen Regierung bekundete der Herr Kreis director auch seine volle Zufriedenheit in freundlicher Ansprache und hoffte, daß die Bewohner dieser Stadt die Schulzwecke durch ehrbaren, ächt christlichen Wandel fördern und wie immer, so in Zukunft ein Zierde des Vaterlandes sein werden. Nach beendeter Feierlichkeit nahm die Schuljugend mit freundlichen Blicken und hoffnungsvollen Erwartungen Besitz, indem sich der Zug durch das Haus über den Schulhof zurück nach dem Markte bewegte. Der Nachmittag vereinigte eine Anzahl Theil nehmer am Feste zu einem Mahle auf dem Rathhause. Wenn bei diesem Feste, das die Schule betraf, zunächst Sr. Majestät! des höchstseligen Königs Friedrich August in treuer Anhänglich keit gedacht wurde, so war cs mehr als Sitte, daß alle Thcil- nehmer in das Sr. Majestät dem Könige Johann und Sr, Königlichen Hoheit dem Kronprinzen dargebrachte Lebehoch feierlich und freudigst einstimmten; doch auch der dieselbe be treffenden höchsten und hohen Behörden und des durch seine humane, intelligente und höchst praktische Leitung um diesen Bau sich ein ehrendes Denkmal erworben habenden Architekten Herrn Anger in Freiberg, gedachte man in dankbarer Aner kennung, wie der Himmel die frommen und wohlwollenden Wünsche für das Gedeihen der Jugend und das Emporblühen der Stadt erfüllen möge. Das am Abende auf dem Rathhause ausnahmsweise auf diesen Tag verlegte und eigentlich am 4. Juli zum Besten des Gellertsdenkmals stattfi'ndcnde Concert war auch von unsern hohen Gästen beehrt, wobei eine Anzahl Bürger ihnen a« späten Abende ein Ständchen mit Fackelzug jbrachte. Tausend-1 stimmige Lebehochs und der feierliche Gesang: Den Königl segne Gott! schloß die Feier des ersten Tages, der am 13. Juli I ein allgemeines Schulfest in Lem Gasthofe zum Tivoli folgte. I Festlicher Zug, allerlei Belustigungen und Gesänge der Kinder I schloffen diese Tage, die in ihren Folgen für die Stadt und! Vaterland recht segensreich und erfreulich sein und namentlich! die Jugend zu neuem Fleiße und Eifer anspornen mögen! Wien, 23. Juli. Nach Berichten aus Galacz vom 8.1 Juli wird stark daran gearbeitet, den Produkten des südlichen! Rußland eine regelmäßige Durchfuhrstraße durch Oester-1 reich zu eröffnen, um dadurch die Wirksamkeit der Blockade! im schwarzen Meere zu verringern. Der Agent eines in Odessa I etablirten amerikanischen Hauses war in Galacz, um ein Ueber-1 einkommen mit der Wiener Donaudampfschiffgesellschaft zu tref- ! fcn, wornach russische Wolle von Reni nach Wien verladens werden soll. Es dürfte der erste Schritt zu einem regelmäßigen» Transitoverkehr durch die österreichischen Staaten sein. In Ga-1 lacz hieß es, die russische Regierung habe die Erlaubniß gege-D ben, von Reni und Ismail Getreide zu verladen. Bestätigt» sich dies und legen die Flotten der Alliirten dem Verkehr a«U der Donaumündung nichts in den Weg, so wird dadurch aller- D dings die Blockade Odessa's theilweise neutralisirt werden. Ge- L genwärtig sollen an der Mündung und weiter aufwärts a«D 400, meist griechische Schiffe, dann österreichische und anderes neutrale Schiffe liegen, sodaß der Ordnung wegen eine ordent- k liche Strompolizei noth thut. Paris, 22. Juli. Die Frage, welche jetzt die Parisers die sich auf den Boulevards begegnen, aneinander richten, be-