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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3^Uhr für die nächsterschcinendc Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 248, Freitag, den SS. Juni - 1855. Das Decret an die Stände, die Eisenbahnverbindung zwischen Dresden und Freiberg betreffend. (Fortsetzung.) Diese Verhältnisse und der hohe Werth, welcher im In teresse des Hüttenbetriebs aus die bei der jetzigen Anfuhrmoda lität gleichwohl niemals in ganz befriedigender Weise zu er reichende möglichste Pünktlichkeit und Solidität des ganzen Transportgeschäfls zu legen ist, auf der einen, die Größe des Kohlenverbrauchs der fiscalischen Hütten auf der andern Seite, welcher letztere im Augenblicke ohngefähr 650,000 Centner jähr lich beträgt, aber nach Angabe des Oberbergamtcs schon in den nächsten Jahren, und wenn die zu unverkürzter, und thunlichst Vortheilhafter Verarbeitung der in fortwährendem Wachsen be griffenen Erzlieferungen erforderlichen Qefcn hergestellt sein werden, bis auf 800,000 Centner steigen wird, lassen die Lage der mehrgenannten Werke in Ansehung ihres Brennmaterialbe zugs im hohen Grade bedroht und das Bedürfniß der Abhilfe so dringend erscheinen, daß hierdurch die einganzsgedachte Ei- senbahnfrage nothwendig wieder in den Vordergrund gedrängt worden ist. Sieht man ebensowohl von dem oben angeführten Satze von 62 Pf. pro Centner, der sich bei der neuesten Licitation ergeben hat, oder von noch höher gehenden Forderungen, wie von dem Ansätze 44 Pf. ab, welcher nach dem Anhalten des zu jener Zeil bestehenden Contractes bei Entwerfung der bezügli chen Etats für die instehende Finanzperiode zu Grunde gelegt, durch die mit jenem Contracte gemachten Erfahrungen aber als völlig unzulänglich bezeichnet worden ist, und nimmt man als durchschnittlichen Frachtsatz, welchen die fiscalischen Hütten bei ferner andauerndem Chausseetransport muthmaßlich für ihre Kohlen zu bezahlen haben werden, nur 50 Pf. pro Centner. (d. i. ohngefähr 9'/z Ngr. pro Schfl.) an, so berechnet sich der Aufwand für die Anfuhre der obigen 800,000 Centner zu 133,333^ Thaler jährlich. Bei Eisenbahnverbindung bis Frei berg würde, selbst wenn die Eisenbahn den ungewöhnlich hohen Transportsatz von 5 Pf. pro Ctr. die Meile fordert, die Fracht von den Kohlenwerken bis zu den Hütten auf ungefähr 4^ Meilen 22'/- Pf. oder abgerundet 23 Pf. pro Ctr., mithin für das obige Quantum 61,333'/z Thlr. herbeiführen und dieselben überdies vor den Verlegenheiten und Verlusten sicher stellen, welche der dcrmalige Verkehr mit einer großen Anzahl sehr verschiedenartiger und wechselnder Fuhrleute unvermeidlich mit sich bringt. Jener Ersparniß tritt unmittelbar noch diejenige Kostenminderung, welche den gedachten Werken an ihrem be deutenden, der Eisenbahn zufallenden Transporte von Baupro dukten, Baumaterialien, Erzen u. s. w. utrd an dem durch die Eisenbahnconcurrenz merklich wohlfeiler werdenden Localfuhren von Steinen, Lehm, Holz u. s. w. erwächst, sowie die Erspar niß hinzu, welche dieselben bei Benutzung der billigeren Frach ten durch Verwendung wohlfeilerer Kohlensorten machen kön nen. Dürften schon diese Vortheile den oben nachgewiesenen nächsten und unmittelbaren Gewinn der Hütten auf mindestens 80,000 Thaler jährlich erhöhen, so ist hierbei die sodann vermöge der niedri geren Kohlenpreise gewonnene Möglichkeit, die Erze noch reiner auszuschmelzen, als bisher, und die aus früheren Zeiten ange häuften großen Massen geringhaltiger Abfälle an Schlacken u. s. w., deren Verarbeitung zeither kaum die Kosten deckte ' noch mit Vortheil zu verwerthen und dadurch die Betriebser träge ansehnlich zu erhöhen, noch gar nicht mit in Anschlag gebracht. Es bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung, wie die Aussicht auf so gewichtige Erfolge im Vergleich mit den dermaligen Zuständen, bei denen die Innehaltung eines festen Etats zur Unmöglichkeit wird> im Interesse der betheiligten Hüttenwerke das Verlangen immer dringlicher werden läßt, daß ihnen jener Gewinn durch das Zuwarten auf die Herstel lung der mehrgenannten Eisenbahnstrecke Seiten irgend eineS Privatunternehmers nicht auf unbestimmte Zeit vorenthalten bleibe und daß der Staatsfiscus, welchem hierunter, als In haber der Hütten, ein ungleich näheres Interesse als jedem Dritten beiwohnt, die Erbauung jener Bahn baldmöglichst in die Hand nehmen möge; ein Verlangen, dem die Gewährung nicht zu versagen sein möchte, sobald diese in finanzieller Be ziehung sich hinreichend rechtfertigen läßt. Wie schon in der Beilage zum hohen Decrete vom 17". März dieses Jahres erklärt worden, unterliegt diese Rechtfer tigung, selbst wenn man die Strecke Tharandt-Freiberg allein und ohne ihre Rückwirkung auf die Albertsbahn ins Auge faßt, keinem Zweifel, dafern die Tarifirung der Transportpreise in angemessener Weise eingerichtet und von den hauptsächlichsten Kohlenconsumenten theilweise und zeitweilig auf die von der Eisenbahnsracht zu erwartenden Ersparnisse verzichtet wird.