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716 Letzteren haben die Neigung, wenn die Stürme der Gegenwart sie ermüden, sich in die Ideenwelt zu flüchten und in diesem lustigen Reiche ungemein thätig zu sein. Nach jedem natürli chen Aufschwung kann man sicher darauf rechnen, daß das deutsche Volk zu irgend einer stillen Beschäftigung greift. In Amerika aber preßt die Gegenwart zu sehr auf den Menschen, die drängende Noth, sich der Armuth zu erwehren, der reißende Geschäftswirbel und die Politik regen die Kräfte fortwährend auf, und kommt eine Freistunde, so ist man müde zum Lesen. Eher als der Ansiedler zum Lesen und zu wissenschaftlicher Beschäftigung kommt, geht die Familie, um in dem einförmi gen Dasein doch einmal eine Abwechslung zu haben, zu einem ländlichen Balle, wo in unreinlicher Wirthsstube, zwischen Ta baks- und Whiskydüften, den Tänzern Rock und Weste unnö- thigssind. Bei Vergnügungen dieser Art benimmt der Ekel anfangs mancher Dame die Stimme, aber nach und nach fügt man sich der Landessitte; es konnte auch unangenehme Folgen haben, wenn Jemand sich der Geselligkeit unfeiner Nachbarn entziehen wollte. Was haben also diese deutschen Eingewanderten gewon nen? Für sich selbst haben sie nicht Fülle und Behagen, nicht frischen Lebens Lust und Thätigkeit gewonnen, sondern sie ha ben durch Arbeit und Leiden erreicht, was jeder Bauernknecht auch erreichen konnte. Sie genießen das Gefühl amerikanischer Freiheit, aber sie entbehren des gewohnten geselligen und geisti gen Verkehrs und der gewöhnlichsten kleinen Annehmlichkeiten. Sie sind nicht umgeben von der Verderbniß in den Städten, man findet unter ihnen die edelsten Naturen, bei denen die Treue noch Etwas gilt und Würde und Werth des Mannes sich in täglichem harten Kampfe gestählt haben aber hätten sie all' diese Energie, diesen Heldenmuth, die hier das Dulden und Ausdauern von ihnen verlangt, in ihrem Vater lande auf ein würdiges Schaffen verwandt, so würden sie für sich und Andere Tüchtiges geleistet haben. Einzelne sind als amerikanische Farmer glücklich, die große Mehrzahl ist es nicht; deren Leben ist — Resignation, fortdauernde Entsagung. Ein Begräbniß auf dem Auswandererschiffe. „Es ist ein unbeschreiblich unangenehmes Gefühl eine Leiche an Lord zu wissen," sagt Gerstäcker in seinem neuen Buche „Nach Amerika." (Leipzig, Costenoble). „So wurde denn auch die Leiche einer Frau sofort aus dem engen untern Raume hin auf auf das Deck geschafft und dort mit einer Matratze auf ein Paar über die Wasserfässer gedeckte Dreier gelegt. Ein mitanwesender Chirurg öffnete ihr an jedem Arme eine Ader, um sich von dem wirklich erfolgten Ableben zu überzeugen. Als z'ede Ungewißheit beseitigt war, wurde der Segelmacher beordert, Lie Verschiedene, wie es auf Len Schiffen gebräuchlich ist, in rin Stück Segeltuch einzunähen: nur das Gesicht sollte bis zum letzten Augenblicke der Bestattung frei und offen bleiben. Der arme Mann, der seine junge Frau so unerwartet auf der lan gen Reise verloren hatte, küßte noch einmal die bleichen Lippen und stand dann weinend neben der Todten. Der Steuermann linkte nach einiger Zeit dem Segelmacher, den Körper vollstän dig einzunähen, er selber befestigte einen schon bereit gehaltenen Sack mit Steinkohlen zu den Füßen der Leiche und die Zwi schendecks-Passagiere wurden aufgefordert, zu erscheinen und der Todten die letzte Ehre zu erzeigen. Von allen Seiten kamen sie still herbei und umstanden mit entblößten Häuptern den Platz, an dem vier Matrosen das Bret, auf welchem die Leiche lag, aufhoben, und mit dem Fußende auf den Schiffsrand hi nausschoben, wo zwei Mann sie im Gleichgewicht hielten. Der Capitän kam indeß auch herbei, nahm seine Mütze ab, trat zu der Leiche und sprach mit lauter Stimme: „ich habe versprochen alle meine Passagiere wohlbehalten nach Amerika hinüberzu führen; Gott dec Herr hat es anders gewollt und diese Seele abgefordert. Des Menschen Kraft ist ein Hauch von seinem Willen; aber vertrauen wir ihm und sein Name sei gelobt!" Den Kopf neigend begann er leise das „Vaterunser" zu beten, in das die Passagiere lautlos mit einstimmten; bei den letzten Worten des Gebets aber und auf einen Wink des Capitains hoben die beiden Matrosen, welche das Bret hielten, dieses all- mählig an dem innern Ende höher und höher; die Leiche wurde dadurch mit dem Kopfende mehr und mehr emporgerichtet und als endlich der Punkt über dem Gleichgewichte erreicht war, glitt sie rasch hinab, von der Last des Steinkohlensackes nach vorn gezogen. „Meine gute Frau!" rief der Mann der Todten in herzzerschneidendem Tone nach und er streckte die Arme noch nach ihr aus, aber im nächsten Augenblick schlug die Fluth über der Leiche zusammen und während das Schiff rasch über die Stelle hinwegglitt, sank der Körper tiefer und tiefer hinab und — die See wogte so still und ruhig als vorher über die Leiche und das Schiff schwamm munter fort seinem Ziele entgegen- Tagesgeschichte. Dresden, 8. Juni. Aus 'einer Bekanntmachung des Di rektoriums der Albertsbahn, die Verpachtung von Bahnhofsre staurationen betreffend, geht hervor, daß der Ausbau der Bahn hofsgebäude auf den Stationen Dresden, Potschappel und Tha raud im Wesentlichen vollendet ist und, daß die Betriebseröff nung der Bahn gegen Ende dieses Monats erfolgen soll. Dresden, tl. Juni. Der diesjährige hiesige Wollmarkt hat heute unter sehr günstigen Aussichten für die Verkäufer be gonnen. Mittags war der größte Theil des eingebrachlen Quan tums verkauft, und zwar zu Preisen, welche 2—3 Thlr. pro Stein höher sind als die vorjährigen. — Gestern früh fand man im Walde, ungefähr hundert Schritt hinter dem „Heller," den Fleischerburschen Arnold, wel cher circa 70 Thlr. Geld bei sich führte, um eine Kuh zu holen, leblos, anscheinend erschlagen, am Boden liegend und der Baar schaft zum Theil beraubt. Das bei sich geführte Papiergeld hatte er im Cizarrenetui verborgen und war dasselbe von den Räubern nicht gefunden worden. — Man schaffte den rc. Arnold sofort in die Stadt, stellte Wiederbelebungsversuche an und war so glücklich, ihn ins Leben zurückzurufen, so daß man Hoffnung auf Wiederherstellung hat. Es waren ghm gefährliche SchlägeI am Kopfe und Fußtritte auf den Körper beizebracht worden. Den Thätern ist man auf der Spur. (Dr. I.) das des lan woi Stl nas rige der 24 (incl Jur Met der den confc Brai gere men, um i unge ren s » den d N Ueber W Sonn D Dezir schen wand D diesm L hältnij Arbeit dens i ferung der k. sem A alte G sondere 600,00 gothais I Staats M gen Bi s ten Pr M Vertrag f lich ma M liefern. den best A nennt, s ) ihr ode hatte di M zu ihrer D Dertheit U hatte de>