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W -orn. elle. Z ^gen teuem rüber- 8 tische» L Iah« I iß be I ontin-! Aus- leide» I sind, >en st! e dar- e Be-! > ihrer Folge n de» 715 dortigen Zuständen Nachrichten gegeben, die sehr interessant find, die aber auch auf der anderen Seite manche geträumte Vorstellung berichtigen und viele Sachen in das rechte Licht setzen. Indem wir auf seine interessanten Mitteilungen selbst verweisen, wollen wir den Lesern dieses Blattes blos einen Theil derselben vorführen, der ein tiefes Schlaglicht auf eine einzelne Ansiedlung und deren deutsche Bewohner wirft. Franz Löher nämlich kam auf seiner Tour auch in den Theil der Unionsstaaten, der den südwestlichen Strich von Illi nois, St. Louis gegenüber zwischen dem Mississippi und Kas kaskia, bildet. In diesem Striche hat sich seit Jahrzehnten eine Anzahl von deutschen Adeligen und Beamten, Gelehrten und Predigern rc. angesiedelt, getrieben von unbezwinglicher Sehn sucht nach Freiheit und Naturfrische. Die in ihrer alten Hei- math die Feder oder den Degen geführt haben, haben in der neuen Pflug und Axt ergriffen. Der Amerikaner nennt sie Gentlemen - Farmer, der Deutsche hat für sie den Namen La teiner-Farmer erfunden, und die genannte Gegend, zu den fruchtbarsten und schönsten Amerikas , der Fieber halber aber auch zu den ungesundesten gehörend, wird das Lateinerviertel genannt. Unser Gewährsmann nun hat diesen Landstrich in der Nähe beobachtet. Mehrere dieser Gentlemen-Farmer bebauten stattliche Farmen und wohnten wie die wohlhabenden Bauern in Norddeutschland. Sie hatten ein ansehnliches Vermögen mitgebracht, waren über das erste Heimwehleiden hinaus und befanden sich zufrieden bei behaglichem Einkommen und ein fachen Genüssen, in kräftigem Selbstgefühl amerikanischer Män ner und in dem freien natürlichen und ungenirten Leben. Doch von Rittergütern mit zahlreichen Dienstleuten war auch bei ihnen keine Spur, zu zierlichen Landsitzen nur ein schwacher Ansatz zu finden. Statt des Parks hatten sie den dunklen Ur wald, und wo der Blumen- und Obstgarten mit hübschen Ra senplätzen und reinlichen Kieswegen hätte sein müssen, befand sich häufig ein Stück Feld voll wuchernden Unkrauts oder ein kleiner Morast. Man hatte schon Mühe genug, nur einen klei nen Garten mit den nöthigsten Küchengewächsen in Ordnung zu halten. Die meisten Farmen sahen noch immer aus, als wäre das Feldviereck erst jüngst in den Wald hineingehauen. Am Besten ging es denen, welche entweder mit ihren Capitalien eine Menge kleiner Zinsgeschäfte machten, oder welche die ame rikanische Kunst gelernt hatten, die Farmerei wie Handelsleute zu betreiben. Die aber mit schmalem Vermögen hergekommen waren und von dem Ertrage einer kleinen Farm leben mußten, waren beladen mit Sorgen und Elend. Die Männer arbeiteten wie bei uns Tagelöhner, die Frauen sahen abgehärmt aus und die Kinder wuchsen auf in halber Verwilderung. Vom Leben oder Sterben eines Paar Ochsen oder vom Gedeihen einiger Säue hing das Wohlsein der Familie ab; man freute sich auf die Zeit, wo die Kuh wieder Milch und Butter gab, weil dann in Fleischspeisen zu sparen war. An süßes Nichtsthun war hier nicht zu denken; die Nahrungssorgen drückten, das mitge brachte Vermögen schwand bei Vielen zusehends dahin und der Morgen, wo sie einmal fröhlich und guter Dinge ausstanden, kam nicht oft. Auch das Heimweh quälte und ruhte nicht, wenn es auch nicht laut wurde. Desto inniger aber schloß die Familie sich aneinander, durch die rührendste Hingebung suchte man einander das harte Loos zu erleichtern. Aber unter fort währendem Kampf mit der Noth, unter Fieber und Entbeh rung erlahmt zuletzt das Herz und wird matt.und gleichgültig. Die Mitte zwischen diesen beiden Klaffen hickt eine andere zahlreiche, deren Leben sich theilte zwischen Heimweh und Be hagen an der jungen Freiheit, zwischen fehlgeschlagenen Plänen und dem froheu Ertrage neuer Anstrengungen, zwischen Ge- schäftsbedrängniß und harmlosen Farmerfreuden. Die Glück lichsten waren immer die Kinder und Halberwachsenen, welche die vielerlei Annehmlichkeiten der alten Heimath nicht gekannt oder vergessen hatten und sich freuten an den Ilekzen und Ge nüssen, wie das freie Landleben sie überall darbietet. Einsam und schweigsam aber war das Leben für Alle. Auch die Glücklichen mußten bekennen, daß das gefundene stille Glück sehr still, fast tonlos sei. Ein Tag wie der andere ver ging wechsellos mit Feldarbeit, Viehwarten, kleinen Handelsge schäften "und Ausbessern von Haus- und Feldgeräth. Jagden, eine Parthie Whist, Besuche waren die Woche über nicht häu fig. Die Männer kamen dann und wann zusammen, sich in öffentlichen Angelegenheiten zu berathen. Je länger Einer im Lande war, desto mehr verlor sich bei ihm die Lust zu Gespräch, Lesen und Musik. Der Sonntag brachte einige Anregung, dann war Besuchstag. Da sah man den ehemaligen Major mit unsicherer Haltung aus den Büschen hervorreiten. Damen in leichtem Landanzuge trabten flink über die dunklen Wald wege, Herren in den malerischen Trachten ans dem „Freischütz" und der „ Stummen von Portier'", wenn auch abgerissen, schrit ten auf die Prairie hervor, wilde Hühner zu schießen. DaS Gespräch wendete sich unwillkürlich häufig auf Deutschland zu rück, obgleich man die Erinnerung an die alte Heimath zu ver meiden schien, und vielmehr Bürgerstolz, männlicher Gleichmuth und ein ernster Wille, mit dem selbstgewählten Loose zufrieden zu sein, sich geltend machten. Aber es ist schwer, gewaltsam seine innere Natur zu verändern. Ein paar amerikanisch« Jahre machen zwar die Eingewanderten anscheinend ähnlich und geben ihnen ein gleichmäßiges Aussehen und Benehmen, das härter und herber ist, aber minder fein und geistig, als es in Deutschland war; dennoch lassen sich die Jahrgänge der Einwanderung noch leicht unterscheiden. Die meisten Ansiedler sind mit ihren Ideen in den Zuständen stehen geblieben, in welchen sich ihr Vaterland befand, als sie es verließen. Wohl aber hört man aus der Unterhaltung bald heraus, wie das Leben und Treiben in Amerika die Einen stolz, und männlich, die Andern gemein und niederträchtig, noch Andere herzenSmilde und fast willenlos gemacht hat. Diele gebildete Farmer bleiben auch des Sonntags still z« Haus. Sie dachten früher wohl, in solchen Freistunden sich an klassischen Schriften zu erfreuen. Kommt man aber zu ih nen, so liegt wohl die Zeitung, höchst selten aber ein andres Buch auf dem Tische. Sie find nicht blos lesefaul, sonder« auch darin ächte Amerikaner geworden, daß sie in eine Art vow Geistesträgheit versinken, sobald die Anspannung durch Arbeit, Geschäft und Politik aufhört. Darin weichen die Deutschame» rikaner von ihren alten Landsleuten merkwürdig ab. Denn di»