Volltext Seite (XML)
i Zir- lnter- rwstr. > fal- r an r Ex- Freiberger Anzeiger und Tagevlatt. Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bi« Nachmittag« Z Uhr für die nachsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. seinen Lebe ¬ lle. tev. i Uhr. Htung zcidie- mtion Ltadt- ieffeitS ILrten ibett.; ' dai on an irand- >ebung en in I85S e Uh, settdu- In mit ff-. Heu. ssen. »E 78. Das Testament Peter des Großen. Seitdem Rußland über die orientalische Frage in den Vor dergrund der Ereignisse getreten ist, hat man wiederholt auf ein Dokument aufmerksam gemacht, daß die Pläne dieses östlichen Reiches kennzeichnen und den ganzen politischen Feldzugsplan darlegen sollte. Wir haben selbst in diesen Tagen gelesen, daß der neue Kaiser Alexander II. sich auf die Grundsätze seiner Vorgänger berufen hat, und bis Peter den Großen, den Schöpfer der russischen Macht, zurückgeht. Damit ist eine mittelbare Hinweisung auf jenes Dokument gegeben und zugleich ausge sprochen, daß von der Politik, welche jener größte der russilchen Czaaren angebahnt hat, er nicht Willens sei, abzuweichen. Jenes Dokument nun ist das Testament, welches Peter der Große hinterlassen haben soll. Wir unterlassen, uns in Erör terungen zu vertiefen über die Wahrheit dieser allgemein ange nommenen Thatsache, und wollen blos unsern Lesern etwas Näheres über dieses jedenfalls interessante Aktenstück mittheklen. Mag dann jeder Leser nur selbst urthcilen, ob es wahr sein kann und ob die vergangenen und jüngst vergangenen Jahre es bestätigt haben. Also zur Sache. Im Eingänge entwickelt Peter, daß nach seiner Ansicht, die er für die Bestimmung der Vorsehung halte, das russische Volk ansersehen sei, ganz Europa zu unterwerfen. Er gründet diesen Glauben darauf, daß die meisten europäischen Völker schon im Verfall oder doch im Verfallen seien, also für eine junge kräftige Ra?e eine leichte Beute werden müßten. Es sei Bestimmung, daß der Osten und Westen von Zeit zu Zeit durch den Norden von Neuem belebt würden. Diese wiederkehrenden Wanderungen nördlicher Racen seien gleich den Ucberschwem- > mungen des Nil. Er habe Rußland als ein Bächlein gefunden, i werde es als einen Strom hinterlassen und seine Nachkommen l würden es zu einem Ungeheuern Ocean machen, bestimmt, das verarmte Europa wieder zu befruchten, einen Ocean, den keine von schwachen Händen aufgeführten Dämme einengen würden, wenn die Nachkommen nur verständen, die Strömung zu leiten. Peter empfiehlt daher seinen Nachfolgern, diese Anweisungen zu beachten, wie Moses den Israeliten die zehn Gebote. 1) Das russische Volk stets auf dem Kriegsfüße erhalten, ein Volk von Soldaten, abgehärtet durch Disriplin, stets zur Verwendung bereit. Dem Heere nur gerade so viel Rast geben, als nöthig ist, um die Finanzen sich erheben zu lassen und die 1855. ' ! Truppen zu ergänzen. Die geeignetsten Gelegenheiten zum An griff wählen. Krieg dem Frieden, Frieden dem Kriege dienst bar machen, immer zu dem Zwecke das Gebiet Rußlands zu vergrößern, sein Gedeihen zu fördern. 2) Durch alle möglichen Mittel aus den gebildetsten Völ kern Europas die geschicktesten Heerführer und Männer von Gelehrsamkeit und Bildung in den russischen Dienst ziehen, s» daß Rußland die eigenthümlichen Vorzüge aller Völker ge winnt, ohne seine eigenen zu verlieren. 3) Bei allen Gelegenheiten sich in die innern Angelegen heiten und Streitigkeiten des übrigen Europa mischen, vorzüg lich des deutschen Reiches. 4) Polen zerrütten durch Erregung fortwährender Unord nungen und Parteikämpfe. Die Regierenden kaufen. Durch den Reichstag Einfluß auf die Königswahlen gewinnen. Un sere Candidaten wählen lassen, sie unter Protektion nehmen, kraft dieses Protektorats das Land besetzen, bis es Zeit ist, ganz darin zu bleiben. Wenn die benachbarten Mächte dieser Poli tik Schwierigkeiten machen sollten, sie für den Augenblick durch eine Theilung des polnischen Gebietes beruhigen, bis es Zeit, ihnen das Hingegebene wieder abzunehmen. .5 ) Von Schweden so viel Gebiet nehmen, als zu bekommen ist und es zum Angriff reizen, damit Gelegenheiten gewonnen werden, es zu unterwerfen. Zu dem Zweck Schweden von Dänemark isoliren und umgekehrt und ihre Eifersüchten sorg fältig nähren. k) Die Gemahlinnen für die russischen Prinzen stets auS deutschen Häusern wählen, um diese Familienverbindungen zn vervielfältigen, die Wechselbeziehungen beider Völker enger zu ziehen und durch Vermehrung der Quellen unseres Einflusses es dahin zu bringen, daß Deutschland von selbst mit uns ge meine Sache macht. 7) Handelsbündniß vorzugsweise mit England suchen, das uns am Meisten für seine Flotte braucht und uns aor Nützlichsten für die Entwickelung der unsrigen werden kann. Unser Bauholz und unsere anderen Roherzeugnisse gegen sein Gold umsetzen und zwischen seinen Kaufleuten und Seeleuten und den unsrigen einen fortwährenden Verkehr erhalten, an dem sich die letzteren heranbilden. 8) Uns unablässig im Norden an dem baltischen, im Tuben an dem schwarzen Meere ausdehnen. 9) Konstantinopel und Ostindien so viel wie möglich näher Mittwoch, den 4. April