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schenk für das Valmtin'sche Ehepaar (eine für dieses sehr an sehnliche Geldsumme) einhändigen ließ, mit dem htnzugefügten Bemerken: „Seine Majestät der König und Ihre Majestät die Königin nehmen ein ganz besonderes Interesse an dem seltenen Festtage des frommen, guten Valentin und schicken Beifolgen des als einen kleinen Beitrag zu den gehabten Kosten und als einen Beweis allerhöchster Huld und Gnade." — Wir haben für solche fürstliche, wohlwollende Theilnahme an dem Festtage eines schlichten, frommen Ehepaares zugleich im Namen der hochbeglückten, dankbar gerührten Familie kein anderes Wort, als: Gott segne Se. Majestät den König und Ihre Majestät die Königin und das ganze königliche Haus. (Dr. I.) Dresden, 4. Mai. Die Erste Kammer hat heute dm Entwurf eines Expropriationsgesetzes für die Chemnitz-Zwickauer und die Zwickau-Schwarzenberger Eisenbahnverbindung in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer genehmigt. In der Zweiten Kammer wurde die Berathung des Ausgabebudgets für das Militärdepartement begonnen und bei der allgemeinen Debatte folgender Antrag an die Staats regierung zu richten beschlossen: Dieselbe wolle, in so fern Ruhe und Frieden fortdauern, mithin die innern und äußern Ver hältnisse es gestatten, der nächsten Ständeversammlung einen Gesetzentwurf vorlegen, wodurch die Erfüllung der Militärpflicht in Sachsen neu geregelt und ein den Umständen entsprechendes Militärbudget erzielt wird. Der Weimarischen Zeitung schreibt man von der Un strut unterm 29. April: „Die königliche Regierung zu Merse burg hat verordnet, daß in den evangelischen Volksschulen ih res Verwaltungskreises die bekannten biblischen Geschichten von Lange, Hübner und Rauschenbusch fernerhin nicht geduldet wer den sollen. Dagegen empfiehlt sie die biblischen Geschichten von Zahn, Preuß, Fiedler und Gossel." Wien, 2. Mai. Nach einer telegraphischen Depesche des Hamburgischen Correspondenten aus Wien vom 2. Mai hat Oesterreich folgenden Vermittelungsvorschlag gemacht: Die rus sische Pontusflotte soll auf der Höhe, wie vor Beginn des Kriegs bleiben, nicht höher; bis dieser Stand erreicht ist sollen die Westmächte halb soviel Kriegsschiffe im Pontus halten wie Rußland. Es soll Aussicht auf allseitige Annahme dieses Vor schlags vorhanden sein; Preußens Einverständniß werde ver sichert. Die Donau schreibt unterm 2. Mai aus Wien: „Noch nie war der Depeschenwechsel zwischen der russischen Gesandtschaft und dem Petersburger Cabinet so lebhaft als eben jetzt. Graf Neffelrode soll ernstlich an Frieden denken, nichtsdestoweniger eine viel energischere und kriegerischere Sprache führen als zu vor. Man versichert sogar, Rußland wolle den Frieden ab- schließen, sobald die Krim von den Alliirten geräumt sein werde, und verpflichte sich seierlichst, den Rückzug der Alliirten unge stört vor sich gehen zu lassen. Diese Sprache des russischen CaLinets würde, wenn sie sich bewähren sollte, bei den Verbün deten jedenfalls Sensation erregen. Letztere rüsten indessen mit größerm Eifer und umfassender als sonst. Napoleon III. soll unwiderruflich binnen kurzem den Oberbefehl über die Armee der Verbündeten im Orient übernehmen und Canrobert zum Marschall erhoben werden. Die Ostindische Compagnie würde 14 Regimenter Fußvolk und acht Reiterregimenter nach der Krim senden. Die bei Maslak sich sammelnden französischen Truppen sollen nach Len Donaufürstenthümern bestimmt sein, um an der Seite einer befreundeten Macht in Bessarabien zu operiren." Von der Ostsee, 29. April. Der Feldzug von 1855 in der Ostsee beginnt. Die alliirten Flotten sind, mit neuen Zer störungsmitteln versehen, in derselben erschienen. Wird derselbe, wie der vorjährige, ein blos maritimer Feldzug bleiben? Täu schen nicht alle Anzeichen, so dürfte der Norden dieses Jahr Schauplatz auch eines Landkriegs werden. Wozu sonst die Armee von Boulogne, welche Napoleon III. soeben wieder ge mustert hat? Für den Orient kann sie nicht bestimmt sein. Ihre Richtung zeigt nach dem Norden. Auch hat die nicht eben freie französische Presse wohl nicht ohne Absicht bereits von einer Expedition nach dem russischen Polen gesprochen. Eine solche Expedition, wie der Landkrieg in den russischen Ostseeprcvinzen überhaupt, hat jedoch große Bedenklichkeiten. Die erstere würde unvermeidlich in Preußen große Besorgnisse erregen und leicht dessen Neutralität gefährden. Die Landung könnte auch nicht in dem politisch enthusiasmirten Königreich Polen geschehen, sie müßte in Samozitien erfolgen und auf Lithauen übergehen, wo aber der polnische Patriotismus 1812 und 1831 schon ein sehr lauer war. Ueberdies liefe eine französische Erpeditions- armee, da sie verglichen mit Len russischen Heeren in Polen und Kurland doch nicht zahlreich genug wäre, Gefahr, von ihrer Basis, dem Meere, abgeschnitten zu werden, wenn sie sich ins Innere des russischen Polen wagte. Nur die Theilnahme Oesterreichs am Kriege könnte einer solchen Expedition einen günstigen Erfolg sichern. Daraus scheint das Heer von Bou logne auch nur zu warten. Indessen würde dasselbe auch ohne Oesterreichs Unterstützung immer Rußland viel Schaden zufügen können. Bei der leichten Communkcation zur See kann es leicht 200,000 Russen im Schach halten, da diese die Küste des Finnischen und Bottnischen Meerbusens von Libau an bis Uleaborg besetzen müssen, weil sie nirgends vor einer Landung sicher sind. Da sie unter diesen Umständen nirgends eine große Macht vereinigt haben können, so wird sich den Alliirten mehr als eine Gelegenheit zu vortheilhaften Landungen darbieten. Mögen sie sich dabei nur hüten, die altenglische Gewohnheit des Sengens und Brennens nicht beizubehalten. Denn dadurch entfremdet sich John Bull nur die fremden Völker. (D. A. Z.) Paris, 30. April. Die Krimerpedition, die Wiener Conferenzen und die Ausstellung treten auch heute noch vor dem Attentate in den Hintergrund. Was nur irgend in Be ziehungen zum Hofe steht, hat sich seit Sonnabend beeilt, seinen Namen der in den - Tuilerien ausgelegten Liste einzuverleiben. Auch der vormalige Herzog von Lucea befindet sich darunter, eine Persönlichkeit, welche der Vorgang gewiß unendlich tiefer als tausend Andere ergriffen haben muß: fiel doch sein eigner Sohn durch Meuchelmord. Der Name des Helden der neuesten Schandthat ist nicht Liverani, obgleich sein Paß auf diesen lautete. Er heiße vielmehr Pianori und ist aus Faenza in der Delegation Ravenna im Kirchenstaat gebürtig. Seine Sache wird nicht, wie man erst vermuthete, vom hohen Staatsgerichts»