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Freiberger Anzeiger Tageblatt. Erscheint jeden W°chent°a früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich 15 Ngr. - Inserate werden an den Wechentagen nur bis Nachmittag, Z Uhr für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. 75., Sonnabend, den 31. Mär; 1855. Bemerkungen zu „Beltuä)tung des Artikels re." in Nr. 69 dieses Blattes.*) Aus dem Aufsatz: „Beleuchtung des Artikel? in Freiberger Eiscnbahnangelegenheitcn rc." in Nr. 69 dieses Blattes geht hervor, daß Herr Ingenieur Hanitzsch als Bearbeiter der Sccren- bachlinie sich durch den bezeichneten Artikel verletzt gefühlt haben muß, als wenn ihm wegen der Art und Weise der Bearbeitung und resp. des Vorschlags dieser Linie irgendwie ein Vorwurf hätte gemacht werden wollen, oder gemacht worden wäre. Da von aber ist in dem beleuchteten Aussatz auch nicht ein Wort enthalten, vielmehr beschäftigt» sich derselbe einzig und allein mit der Frage, welche Eisenbabn von Tharandt nach Freiberg im Interesse dcS Bergbaues und der Stadt wohl die zweckdien lichste sein dürfte, — eine Frage, die sehr nahe liegt und die wohl auch einer Erörterung nicht unwcrth erscheinen möchte. Herrn Hanitzsch war von den gesetzlichen Vertretern des hiesigen Bergbaues die Aufgabe gestellt, die Seerenbachlinie, nachdem dieselbe auf höhere Veranlassung vorläufig von Herrn Prof. Weisbach untersucht worden war, specicll zu bearbeiten und zu veranschlagen; diese Aufgabe hat Herr Hanitzsch gelöst, und ohne Zweifel in so vollendeter Weise gelöst, wie sie eben nach den natürlichen Terrainverhältnisscn zu lösen war, so daß hiergegen wohl etwas Wesentliches nicht eingewendet werden wird. Hat nun aber auch Herr Hanitzsch diese seine Aufgabe in technisch-wissenschaftlicher Hinsicht wahrscheinlich vollkommen gut gelöst, so wird man doch deswegen in keiner Weise genöthigt sein sollen, die Linie an und für sich, unter allen und jeden Umständen für die unbedingt beste und vorthcilhafteste anschcn zu müssen; mindestens wird wohl erlaubt sein, ohne deschalb persönlichen Angriffen ausgesetzt zu sein, dagegen einige Be denken auszusprechcn. Sollte die hohe Staatsregiernng die Bahn von Tharandt über Freiberg nach Chemnitz bauen wollen, um die alle Rcichs- straße wieder herzustellen, — wozu aber dermalen wohl nicht ') Wenn die Anonymirät ein Borwurf sein soll, so müssen wir uns dagegen vcrwabren: wer als Korrespondent sein bestimnncs Zei ten ha', was zur Oednung gehen, und der Redaklion seinen Namen nennt, ist kein Anonymus. Ucbrigens sind wir seil 18ZZ theils näher Ihcils entfernter sichend dem Gauge der Eiscnbabnfrage mit gespann tester Au'werkiamkeit gefolgt und haben daiüber geschrieben während Andere schwiegen. die mindeste Aussicht vorhanden ist — so versteht es sich von selbst, daß sie diejenige Linie wählen wird, welche sie im Allge meinen für die vorzüglichere erachtet, und dabei würde man Beruhigung zu fassen haben; handelt es sich aber um Herstellung einer Freiberger Localbahn, worauf die hohe Regierung zuvörderst nur cingeheu zu wollen scheint deren Zustande kommen einzig und allein durch Zinsengarantie Seiten deS Bergbaus im weiteren Sinne zu verwirklichen sein wird, so können selbstverständlich auch nur die hiesigen Interessen bei Wahl der Linie maßgebend sein, und es ist als ein höchst glück licher Umstand zu betrachten, daß diesen Interessen mit denen der Stadt Freiberg bei der einen Linie anscheinend in höchst merkwürdiger Weise Rechnung getragen wird. , Werden die Zinsen der zu bildenden Actiengesellschaft sicher garantirt, so kann cS derselben ganz gleich sein, ob die zu wäh lende Bahn ' 2 Millionen (?) mehr oder weniger kostet, wenn nur dadurch die Zwecke der Garantirenden erreicht werden, ihre Bedürfnisse vollständige Befriedigung, und die niedrigsten Be triebskosten für alle Zeit Begründung finden. Warum soll aber der Freiberger Bergbau seine Interessen bei der beregten Bahn frage nicht ebenso gut wahrnehmen dürfen, wie dies z. B. Leipzig und Chemnitz bei der Wahl ihrer Bahnlinie gethan haben, zumal da die volkswirthschaftliche Bedeutung desselben mit jedem Tage wächst? Dieß zur Begegnung der Beleuchtung im Allgemeinen; nur noch einiges in Beziehung auf einzelne Punkte derselben: I) In dem beleuchteten Aufsatz ist kein Wort über die Lage des Freiberger Bahnhofs gesagt, unzweifelhaft ist aber Herrn Hanitzsch bekannt worden, daß im Fall des Baus der unteren Linie der Bahnhof auf der Höhe von Himmelfahrt beibehalten, und die Bahn von Isaak E. ab, am rechten Münzbachthalge- hänge geführt werden soll. 2) Herr Hanitzsch giebt selbst zu, daß schon durch die Albcrtsbahn der Verkehr der derselben näher gelegenen Ort schaften der Frauensteiner Gegend Dresden zuqeführt werden würde. Ließ muß natürlich zum Nachtheil Freibergs, /e weiter diese Bahn in die sogenannte obere Gebirgsgegend verlängert wird, noch in erhöhtem Maße eintreten. Diese Ableitung soll aber durch die Fortsetzung der Bahn nach Chemnitz reichlich ersetzt werden. Wenn aber steht diese Fortsetzung zu erwarten?. Hat man 20 Jahre gebraucht, um nur den Entschluß der Bahn verbindung zwischen Chemnitz und Zwickau zur Reise zu bringen,