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Freiberger Altzeiger und . Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag früh S Uhr. Pret« vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an dm Wochentage» nur bi» Nachmittag» 3 Uhr für die nachsterscheiamde Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit S Pfennigen berechnet. »-^74. Freitag, den 30. März 1855. ' Tage5geschichte. Zwickau, 23. März. Von den zu Ende October vorigen Jahres gegen 600 Köpfe stark nach den Ramsbecker Bergwer ken in Westfalen ausgewanderten Bergarbeiterfamilien aus hiesiger, sowie der Schneeberger und Schwarzenberger Gegend find mit dem gestrigen Abendtrain der sächsisch-bairischen Staats bahn eine große Anzahl zurückgekehrt, welche —mit oder ohne eigene Schuld, sei noch dahingestellt — ihre Rechnung im Aus lande nicht gefunden haben, und ohne Arbeit und Subsistenz mittel, wie sie sind, auch in der Heimath jedenfalls nicht der erfreulichsten Zukunft entgegengehen. (Dr. I.) Berlin. Ueber den in Berlin in den letzten Tagen ver übten Raubmord und die mit großer Schnelligkeit erfolgte Entdeckung und Verhaftung des wahrscheinlichen Thaters erfährt die National-Zeitung aus zuverlässiger Quelle folgendes Nähere: „In dem Hause Anhaltische Communieation Nr. 1 bewohnte die Schneiderin Dorothea Storbeck, eine fleißige, ihren Ver hältnissen nach wohlhabende Person, eine einzelne parterre ge legene Stube, in welche man direct vom Hofe aus gelangt. Am letzten Sonntag, den 18. März, hatten die Hausbewohner die Storbeck zuletzt des Vormittags gesehen; am Montag und Dienstag kam sie nicht zum Vorschein; Thür und Fenster blieben geschloffen. Eine Nachbarin hatte am Sonntag Abend spät ein auffälliges Geräusch in der Stube gehört; man schöpfte Verdacht und rief den Revierpolizeilieutenant Seyfried herbei. Dieser ließ die Thür erbrechen und fand nun die Storbeck mit gräßlich entstelltem Gesicht an der Klinke einer zweiten in der Stube befindlichen Thür erhängt vor. Verschiedene Umstände ließen den Polizeibeamtcn die Sache verdächtig erscheinen, und es wurden noch am Dienstag Abend die Beamten der Crimi- nalpolizci, der Staatsanwalt Nörner, Untersuchungsrichter Schlötke und der gerichtliche Physikus Geh. Medicinalrath Cas per herbeigerufen. Die Genannten vereinigten sich sofort zu der Ueberzeugung, daß hier ein Raubmord und kein Selbstmord vorliege, zumal man im Nachlaß der Ermordeten, welche immer Geld besessen hatte, nur einen Sechser fand. Die Criminal- pofizei begann also sofort ihre Nachforschungen nach dem Mör der. Derselbe war wahrscheinlich ein Bekannter der Ermor deten ; denn diese, schien nach dem Befunde ihres Wirthschafts- geräths kurz vor ihrem Tode Besuch gehabt und mit einer andern Person Thee getrunken zu haben. Es fehlte anfangs jede weitere Spur dieses Besuch«. Durch die umfangreichsten Recherchen erlangte man aber schon im Laufe der nächsten Nacht solche Spuren, indem man den Lebensverhältniffen der Ver storbenen genau nachforschte, und schon am Mittwoch Mittag war die Criminalpolizei über die Person de« Mörder« nicht mehr im Zweifel. Man vermuthete solchen in der Person eine« Jägerburschen, des unehelichen Sohn« einer verarmten adeligen Frau, der sich schon seit längerer Zeit theils in Berlin, theil« in der Umgegend brotlos umhergetrieben hatte. Derselbe hat sich übrigens bei früher» anstößigen Handlungen den Mel viel-' fach fälschlich angemaßt. Dieser Mensch hatte mit der Ermor deten mehrfach verkehrt und war mit den Verhältnissen derselben genau bekannt gewesen. Er war hier in dey letzten Tagen gesehen worden, mußte sich aber heimlich hier aufhalten, da er nicht angemeldet war. Der Polizeidirertor Stieber veranlaßte am Mittwoch Nachmittag die Verhaftung des Bezeichneten am Rosenthaler Thor. Es ergaben sich sofort äußerst gravirende Verdachtsumstände gegen ihn. Man hört, daß noch einige andere Personen verhaftet worden sind, welche Mit demselben in naher Verbindung gestanden haben. Die Criminalpolizei ' entwickelt die größte Thätigkeit, um jede Stunde der letzten Tage mit Beziehung auf die Verrichtungen de« Angeschuldigten zu ermitteln, und namentlich ist man bemüht, alle Ausgaben festzustellen, welche er in den letzten Tagen gemacht hat. Je denfalls ist der durch dies schwere Verbrechen erreichte Gewinn nur ein sehr geringer gewesen. Der Angeschuldigte soll übri gens ein Mensch von seltener Hartnäckigkeit und Rohheit sein." Eine crkminalpolizeiliche Bekanntmachung vom 24. März sagt, daß der Mörder der Schneiderin Dorothea Storbeck in der Person des Dietrich Puttlitz, 27 Jahre alt, aus Gollnow gebürtig, ermittelt, sei. Derselbe sei der That überführt und in der vergangenen Nacht geständig geworden. München, 25. März. Eine Excommunicatiön au« der katholischen Kirche wurde jüngst in Amberg in der Kirche ver kündigt. Der davon Betroffene veröffentlicht über diesen Act folgende Bekanntmachung, ä. ä. Amberg, Ist. März 1855.' „Das katholische Pfarramt Amberg machte Sonntag den 18- März von der Kanzel die Bekanntmachung, daß, weil ich die Erfüllung der österliche« Pflicht versäumt habe, ich aus der - katholischen Kirchengesellschaft ausgeschlossen bin. Hierauf er kläre ich, daß ich bereits laut Protokoll beim Stadtmagistrat Amberg vom 23. Jan. d. I. mit Beziehung auf meine, schon