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mit. Die Dircction besteht aus einem Ober- und 3 Unterin genieuren, einem Haupt- und drei Umeradminiflratoren, einem ' Rechnungsführer nebst Commis, einem Intendanten und seinem Gehülfen. Das Sanitätspersonal besteht aus einem Arzt, vier Gchülfen und vier Krankenwärterinnen aus den ersten Londoner Hospitälern. Eine Menge Arzneimittel und Vorräthe aller Art, sowie eine Anzahl Revolvers für den Fall, wo die Arbeiter sich zu vertheidkgen hätten, sind ebenfalls am Bord. Diese kleine Expedition soll am 1. Februar zu Balaklava ei: treffen und die Eisenbahn bis zum Fuß der Anhöhen vor Ende des selben Monats fertig sein. Rußland. Der National-Zeitung schreibt man aus Schlesien vom 4. Jan.: „Nach den Mittheilungen Betroffener, welche ihre Reise durch unsere Provinz bewerkstelligten, läßt cs das Russische Gouvernement sich jetzt angelegen sein, der in russischen Diensten bisher beschäftigt gewesenen oder zu anderm Behuf in Rußland oder Polen angesiedeltcn Engländer sich zu entledigen. Namentlich liegt neuerlich der Fall vor, daß ein im Maschinenwesen zu Warschau functionirender Engländer seines Dienstes enthoben wurde und auf der Rückreise in das Vaterland begriffen ist. Ich habe Ursache, den in dieser Be ziehung mir zugänglich gewordenen Notizen allen Glauben zu schenken, umsomehr, als sie der innern Wahrscheinlichkeit nicht entbehren. Man soll nunmehr bemüht sein, die benöthigtcn Techniker durch Engagements deutscher Fachmänner zu ersetzen. Bei den jetzigen politischen Conjuncturen möchten jedoch auch die Engagements von Deutschen nicht von gar zu langer Dauer sein." Persien, lieber das Erdbeben zu Tauris am 22. Sept- berichtet der Hamburger Korrespondent: „Die einst so pracht volle, große Stadt Täbris oder Tauris in dem alten Medien hat ein schweres Unglück betroffen. Kur; nach Mitternacht des 22. Sept., also eigentlich am 23. Sept., entstand auf einmal ein grauenhaft rummelndeS Getöse, wie wenn ein Dutzend schwerbeladncr Lastwagen auf dem Straßenpflastcr fahren, und i in weniger als Minute später erfolgte, fo schnell wie Donner ; auf Blitz, ein - fürchterlicher Erdstoß, der 15—20 Secunden Lauerte und in der Wohnung des Korrespondenten eines eng lischen BlattS große Stücken Gyps vom Plafond riß, nebst Theilen von der Lehmmaucr des Zimmers. Jeder Bewohner der fliehen konnte, flüchtete aus seinem Hause. Gleich darauf kam der zweite, minder heftige Stoß, und nach kurzer Zeit der l dritte. Der vierte' Stoß erfolgte eine Stunde später. Alle ! Menschen in der Stadt waren von Angst erfüllt, und allent halben hörte man das Jammern im Dunkel der Nacht. Zwi- ! schen jetzt und Sonnenaufgang waren noch zwei Stöße, aber s nicht so heftig, als die vier vorhergehenden. Mehre Secun- I den vor jedem Stoß erhoben die Hunde, an Zahl blos ' denen zu Konstantinopel nachstehend, ein langes Warnungsge heul, welches sie solange, bis die Ursache ihrer Furcht vorüber- ! gegangen, fortsetzten. Bald nach dem ersten Stoß wurden die Einwohner von der Höhe jeder Moschee in Tauris züm Gebet um Abwendung des Unglücks gemahnt, doch aus der grauen vollen Verwirrung, die überall herrschte, zu schließen, ward diesen frommen Mahnungen nur wenig Folge geleistet. So bald es Tag geworden, ward der Umfang des an .Leben und Eigenthum erlittenen Schadens allgemein bekannt. Man sahW nun, daß ungefähr ein Sechstel der Stadt wüstgelegt, im Gan- W zen 15 Männer, Weiber und Kinder in den Ruinen begraben ? und überdies noch einer viel größern Anzahl die Glieder zer- ' brochen worden. Wären die Häuser nicht so niedrig gewesen, die in der Regel nur ein Stock hoch find, so müßte die Liste der Unglücksfälle weit größer gewesen sein. Am 25. Sept. Nachmittags lief zu Tauris die Kunde ein, daß beinahe halb Kl-öi, von dessen Richtung her die Stöße kamen, zerstört wor den, und daß mehre von den Dörfern in der Ebene zwischen Tauris und Khöi ein gleiches Schicksal erfahren. Ob das Erd beben sich bis Teheran erstreckt oder nicht, ist noch unbekannt. Ungefähr um dieselbe Zeit voriges Jahr ward Schiras fast der Erde gleich gemacht durch eine ähnliche, aber schwerere Heim suchung, welche, außer der Verwüstung von mehr als drei Viertheilen der Stadt, über 11,000 Menschen unter den Trüm mern begrub. Vor etwa 80 Jahren litt auch Tauris in einem ungefähr gleich furchtbaren Maße, und noch jetzt trägt so manche zertrümmerte Moschee und andere öffentliche Baulichkeit die Spuren der jammervollen Folgen einer so schrecklichen Geisel an sich. -feuMelon. * Noch in keinem einzigen Jahre hat die Rhederei Ham burgs in solchem Maße zugenommen wie in dem, das wir eben abschließen. Aus dem eben erschienenen Verzeichnisse der Hamburgischen Schiffe ist nämlich zu ersehen, daß die Zahl unserer Seeschiffe im Laufe dieses von 408 auf 456 gestiegen ist und daß wir von 6 Dampfschiffen schon bis auf 11 gekom men sind, abgesehen von den kleinern Fahrzeugen, die keine Nummcrflagge haben, und von den Fluß- und Bugsirdampf- schiffen. Noch bedeutsamer ist, daß die Tragfähigkeit unserer Handelsflotte von 42,564 auf 53,209 Commerzlasten ja 6000 Pfd.) gestiegen ist. Es hat überhaupt in den letzten zehn Jahren ein mächtiger Aufschwung in unserm Handel und in unserer Rhederei stattgefunden. Im Beginn des Jahres 1845, , also zu einer Zeit, wo unser Handel bereits in voller Blüthe begriffen war und 30 segensreiche Friedensjahre hinter sich hatte, besaß Hamburg 203 Seeschiffe, die zusammen 17,268 La sten fassen konnten, jetzt zählt unsere Handelsflotte mehr als das Doppelte yn Schiffen, und die Tragfähigkeit ist sogar über das Dreifache hinausgestiegen; und dies trotz der politischen Stürme der letzten Jahre und trotzdem der Krieg weitern Fort schritten hemmend entgegengetreten ist. Das gerade die Rhederei von demselben empfindlicher getroffen worden ist als jeder an dere Zweig industrieller Thätigkeit, braucht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden; denn Jedermann weiß, daß die Blockade den Verkehr mit Rußland von der Wasserstraße ver bannt und auf den Landweg gezwungen hat.