Volltext Seite (XML)
rin Recht, dessen Benutzung freilich im Innern Rußlands etwas precär ist. Von Bedeutung ist diese Anwerbung vou Aerzten für den russischen Felddienst insofern, als sich die englische Re gierung ohne Zweifel auf dies Präccdens berufen wird, wenn sie preußische Unterthanen für ihre Fremdenlegion wird anwer- ben wollen." < Karlsruhe, 2. Januar. Der Erzbischof von Freiburg hat ein Hirtenschreiben an seinen Klerus erlassen, in welchem er die kirchlichen Vorschriften (tanoues) über den Wirthshaus- besuch der katholischen Geistlichen in oberhirtlichc Erinnerung bringt und zur pflichtgemäßen Befolgung eindringlichst auffor dert. Wir theilen daraus folgende Stelle mit: „Es ist nicht zu beschreiben, wieviel Unheil über die Kirche durch die nur allzu häufige Uebertretung dieser heiligen Canons gekommen, wie viele Priester dadurch ihre höhere Gesinnung, ihre edle Begeisterung für das Göttliche, den Geist der Aufopferung und des Seeleneifers verloren, wie viele Priester dadurch nicht blos vom Wege der christlichen Vollkommenheit abgeirrt, sondern auch zu den niedrigsten Sünden sind verleitet worden; es ist nicht zu schildern, wie sehr dadurch das Ansehen der Geistlich keit in der Welt herabgesunken und die sonst so segensreiche und heilbringende Wirsamkeit des Priesterthums vereitelt worden ist, wie viele und wie große Aergernisse dadurch unter dem christ lichen Volk entstanden rc." > Kurhefsen, 3. Jan. Der Conflict zwischen unserer Re gierung und dem Bischof zu Fulda ist in erfreulicher Weise vollständigt beseitigt. Der Bischof hat in Folge Ler ihm ge gebenen Aussicht, daß dessen Verhältniß zur Schule bei einer definitiven Erledigung der oberrheinischen Angelegenheit regu- lirt werden könne, seinen Protest gegen die neue Schulordnung fallen lassen und nunmehr selbst den renitenten Pfarrern auf gegeben, die ihnen nach der neuen Schulordnung obliegenden Pflichten zu erfüllen und den von der Negierung ihnen ge machten Auflagen alsbald nachzukommen. Wien, 6. Januar. Dian meldet aus Petersburg vom 24. Dec. nach Wien, daß der Czaar sich sehr geneigt zeige, den Weg der Unterhandlung zu betreten, vorausgesetzt, daß die In terpretation der Garantiepunktc gemäßigt und die Würde seines Reichs nicht beeinträchtigend sei Rußland werde seine Zustim mung, wenn es nöthig wäre, selbst zur Abschaffung des Trac- tats von 1841 geben; es werde freiwillig den Westmächtcn ge statten, in den Gewässern des schwarzen Meeres ebenfalls Flot ten zu unterhalten und selbst Sinope oder irgend einen andern Hafen für ihren Gebrauch herzurichten. Aber es werde niemals willigen weder in die Zerstörung von Scbastopol, noch in die Verringerung seiner maritimen Macht in den Gewässern der Krim. Was das Protectorat über die Donaufürstenthümer be trifft, so ist es bereit, dasselbe mit den andern Großmächten zu theilen. — Die Bevollmächtigten der französischen Eisenbahnpacht gesellschaft haben bereits als erste Rate 12 Mill. Fl. in die Staatskasse abgeführt. Aus Brüssel vom 2. Januar schreibt man dem Globe: „Die Frage wegen Anwerbung auswärtiger Truppen für eng lische Dienste erregt in Belgien sowie in Holland große Auf merksamkeit. In beiden Ländern gibt es viele Unteroffiziere außer Dienst, welche Lust haben, in die Fremdenlegion zu tre ten. Auch sind viele junge Offiziere in der belgischen Armee nicht abgeneigt, dieselbe zu verlassen und unter Englands Fahnen zu dienen, wenn ihnen zugesichert wird, daß am Ende des Kriegs ihnen der Wiedereintritt in das belgische Heer mit dem Grade, den sie im englischen erreicht haben, offenstehen soll. Es wird aber wohl mit einer solchen Garantie seine Schwierigkeit haben, namentlich da Belgien kraft bestehender Verträge ein neutrales Land ist." Türkei. Das Journal de Constantinople vom 24. D«. meldet: „Den letzten Nachrichten aus der Krim zufolge find die Anzriffsarbeiten so weit vorgeschritten, daß die direkte Ver bindung zwischen der Garnison von Sebastopol und dem rus sischen Armcecorps, welches bei Balaklava geblieben, unmöglich geworden ist. Dieses Corps hatte Mangel an Lebensmitteln und konnte nur sehr schwierig durch die Stadt verproviantier werden, die ihm nur auf Umwegen längs des Strandes Lebens mittel zuscnden konnte." — Eine Correspondenz der Daily News aus Konstantino pel giebt folgende Enthüllungen in Betreff der Feldzugsplane beider Theile: „Wie es hier heißt, hat Kaiser Nikolaus dem Fürsten Menczikoff die höchst dringliche Ordre zukommen lassen, zunächst Eupatoria zu nehmen. Dann hat sich die gesammte russische Streitmacht bei Scbastopol zu concentriren, um die Alliirten anzugreifcn. Um diesen Plan zu vereiteln, wollen die Lctztern vor allem Eupatoria gegen jeden Angriff sicher stellen. Das Bombardement Sebastopols soll sofort Wiederbe ginnen, wenn die erwarteten Versiärkungstruppcn cingclroffen sind; doch soll es nur kurze Zeit dauern; dann schreiten die Franzosen zum Sturm, während die russische Feldarmee von den Engländern und Türken angegriffen wird. Die Armee Ln Letzter«, unter Omer-Pascha, die bis dorthin in Eupatoria ge landet sein wird, greift gleichzeitig die russischen Positionen bei Simpheropol an. Nach Ler Erstürmung Sebastopols marschi- rcn Lord Raglan und General Canrobcn auf Baklschisarai los, lassen eine genügende Truppenzahl zur Bewachung der nördlichen Forts zurück, vereinigen sich mit Omer-Pascha bei Simpheropol und denken dort die Hauptschlacht zu liefern." Balaklava. Der Moniteur de la Flotte liefert folgende interessante Details über die Schiffe, die das Material und Personal für Lie von den HH. Peto u. Comp. zu erbauende Eisenbahn von Balaklava nach Sebastopol nach dcr Krim bringen. Es sind ihrer neun, Lie zusammen 5491 Tonnen tragen und 900 Pferdckraft stark sind. Das Material besteht aus 1800 Tonnen Schienen und Zubehör, 60V0 Stück Quer balken, 600 Tonnen anderer hölzerner Blöcke und 3000 Tonnen verschiedenes Material und Werkzeuge. Es ist Alles so vcrthcilt, daß selbst durch den Untergang des einen oder des andern Schiffs das Unternehmen nicht gestört werden würde. Aus' jedem Schiffe befinden sich 50—80 Arbeiter unter den Befehlen eines Werkmeisters, ferner ein Arzt und ein Commis für die Verpflegung. Im Ganzen sind es 500 Mann. Jeder hat einen Reise- und einen Arbeitsanzug erhalten. Für je 40 Mann ist eine mit wasserdichter Theerleinwand bedeckte Hütte bestimmt, sowie für je 6 Mann eine tragbare Küche. Eine ungeheure Menge Holz, Steinkohlen und Coaks geht ebenfalls