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1598 P A P 1 E R - Z E I T U N G Nr. 79/1917 Unterlagen wird die Zellstoifverteilungsstelle beim Papiermacher- Kriegsausschuß einen Fragebogen an alle diejenigen Papier- und Pappenfabriken versenden, die im Kataster der Papiermacher- Berufsgenossenschaft verzeichnet stehen. Sollten einzelne Fabriken den Fragebogen nicht erhalten, so haben sie ihn unmittelbar bei der Zellstoffverteilungsstelle beim Papiermacher-Kriegsausschuß, Char lottenburg 2, Joachimsthaler Str. 1, anzufordern. Die unverzügliche gewissenhafte Ausfüllung dieses Fragebogens wird allen Fabriken zur Pflicht gemacht, da er die Grundlage für die Kontingentierung bildet. Die Angaben werden amtlich nachgeprüft werden. Falsche Angaben werden die Entziehung des Zellstoffkontingentes zur Folge haben. Die Zellstoffverteilungsstelle beim Papiermacher-Kriegsausschuß wird einen amtlich bestellten ständigen Beirat erhalten, dem Zellstoff fabrikanten, Papier- und Pappenfabrikanten sowie Verbraucher und Verarbeiter angehören sollen. Dieser Beirat wird dem Kriegsamt Vorschläge über die Kontingentierung der einzelnen Papier- und Pappenarten machen. Die Unterverteilungsstellen werden nach Verständigung mit den Verbänden unter Zustimmung des Kriegs amtes Sachverständige bei der Zellstoffverteilung zuziehen. Papiermacher-Kriegsausschtiß Im September 1917 Bestandserhebung von Papienohstoffen Da eine große Anzahl von Meldungen zu der Bekanntmachung Nr. W. M. 800/. 71 KRA. betreffend Bestandserhebung von Papier rohstoffen (riolzschliff, Suliitzellstoif, Stroh Zellstoff und Altpapier) vom 1. August 1917, (s. Nr. 62 der Papier-Zeitung S. 1242) noch ausstehen, wird amtlich darauf hingewiesen, daß die Meldungen un verzüglich nachzuholen sind. Dies gilt insbesondere für Altpapier. Zu melden sind die am Stichtage, d. h. am 1. Tage eines jeden Monats, vorhandenen Bestände an 1. weißem und braunem Holzschliff, sofern die Vorräte 1000 kg übersteigen, 2. Sulfitzellstoif, sofern die Vorräte 1000 kg übersteigen, 3. Strohzellstott, sofern die Vorräte 1000 kg übei steigen, 4. Altpapier, sofern die Vorräte 3000 kg übersteigen. Zur Meldung verpflichtet ist nicht nur der Eigentümer sondern auch derjenige, der die betreffenden Gegenstände im Gewahrsam hat. Verein Deutscher Holzstoff-Fabrikanten Hauptversammlung am 25. September in Dresden Der Vorsitzende, Herr Eugen Kaul, eröffnet die sehr zahlreich, auch von einigen Damen in Vertretung ihrer einberutenen Gatten, besuchte Versammlung im gioßen Saale des Bristol-Hotels. Er begrüßt den vollzählig erschienenen Vorstand der Sektion IX der Papiermacher-Berufsgenossenschaft sowie die Vertreter der Fach presse. Dann wirft er einen Kückblick auf die Kriegsereignisse seit der vor einem Jahr stattgefundenen Hauptversammlung, betont die Wichtigkeit des Papiers als unentbehrlichen Mittels der Krieg führung und stellt fest, daß die Holzschleifer das Ihrige dazu beige- tragen haben, das deutsche Volk während der Kriegswirtschaft zu stärken. Der Versuch des amerikanischen Präsidenten, Zwietracht im deutschen Volke zu säen, sei fehlgeschlagen. Wir werden aus halten, bis wir einen ehrenvollen dauernden Frieden schließen können. Redner gedenkt dann ehrend der verstorbenen Mitglieder Herren Niezel, Adolf Glogner und Kommerzienrat Leinfelder. Zum Ge dächtnis dei Verstorbenen erheben sich die Anwesenden von den Sitzen. 1. Der Geschäftsbericht, erstattet vom Geschäftsführer Dr. Schuchhart, lag gedruckt vor. Auf Verlesung wurde verzichtet, da er den Mitgliedern bereits vor der Hauptversammlung zugegangen war. 2. Der Kassenbericht wurde genehmigt. Er ist dank der Zu nahme der Mitglieder auf 218 und der Neureglung der Mitglieds beiträge günstig ausgefallen. Der Verein hat sich mit 1000 M. an der Kriegsanleihe beteiligt, das Vereinsvermögen beträgt 3500 M. Auf Antrag des Kassenpiüfers wird der Kassenführung Entlastung erteilt. Der Voranschlag für 1917 wird genehmigt. 3. Erwerbung der Rechtsfähigkeit. Der Vorsitzende und der Geschäftsführer begründen die Notwendigkeit, dem Verein die Rechtsfähigkeit zu erwerben, was durch Eintragung in das Vereins register geschehen könne. Aus formellen Gründen müssen die Sat zungen des Vereins abgeändert werden, damit sie den Vorschriften des Registerrichters entsprechen. Ein Entwurf der neuen Satzungen liegt gedruckt vor. Die eiznelnen Punkte werden verlesen, und nach der von Fall zu Fall nötigen Besprechung einige Aenderungen ange nommen. Dabei kam auch zur Sprache, ob der Name des Vereins geändert werden soll, da Holzstoff bisweilen mit Zellulose identifiziert werde. Auch die Fassung im Zolltarif sei unklar. Obwohl vorge schlagen worden sei, statt Holzstoff stets Holzschliff zu sagen, wo nach der Name des Vereins in „Verein Deutscher Holzschliff-Fabri kanten” hätte geändert werden sollen, empfahl doch der Vorsitzende, auf Grund der Besprechung im Vorstande, bei dem alten Namen zu bleiben, und fand damit die Zustimmung der Versammlung. 4. Lage der Holzstoff-Industrie. Die Besprechung hierüber wurde vom Geschäftsführer eingeleitet. Der Stand der Holzver sorgung sei zwar nicht als befriedigend zu bezeichnen, die Haupt ursache der zurzeit vorhandenen Knappheit an Holzschliff liege jedoch an dem ungünstigen Wasserstande der Flüsse, hervorgebracht durch den außergewöhnlich trockenen Sommer und an der unge nügenden Kohlenversorgung. Die Erzeugung der Wasserschleifereien sei in letzter Zeit sehr zurückgegangen, und die in einzelnen Gegenden zeitweilig eingetretene Besseiung habe einer neuen Verschlechterung Platz gemacht. Die Dampfschleifereien leiden an beträchtlicher Kohlenknappheit. An Behebung des Kohlenmangels sei nicht zu denken, da der Kohlenbedarf des Reiches gestiegen sei, die Förderung aber nicht gesteigert werden könne, weil es an Leuten fehle, Die Regierung sei entschlossen, den Hausbrand soweit wie möglich zu beliefern, die geringere Erzeugung werde also hauptsächlich die Gewerbebetriebe treffen, die auch mit erhöhten Beförderungs schwierigkeiten der Kohle im Winter zu rechnen haben. Außer dem Kohlenmangel habe die Holzschleiferei auch mit Schwierigkeiten in der Beschaffung der Filze und Schmiermittel zu kämpfen. Die Frage der Filz Versorgung sei brennend geworden. Hier den Fach genossen Hilfe zu leisten, sei eine Hauptaufgabe des Vorstandes. Herr Kaul bespricht ausführlich die Versorgung der Schleifereien und Pappenfabriken mit neuen und alten Filzen sowie mit Sieben und Ueberzügen für Knotenfänger. Rege Aussprache wird hervorgerufen durch die Besprechung der Marktpreise für Holzschliff. Herr Medicus, Vorsitzender des süddeutschen Verbandes, konnte wegen Schwierigkeiten in seiner Fabrik nicht zur Versammlung kommen, berichtete jedoch schriftlich, daß in Süddeutschland der Verbandspreis für Holzschliff ab Station bei Barzahlung aut 38 bis 42 M. die 100 kg trocken gedacht, rest- gesetzt wurde. Die Aussprache ergab, daß in Mitteldeutschland und anderen Gegenden Deutschlands Holzschliff mit 40 M. die 100 kg und darüber bezahlt werde. Die sächsischen Holzstoff-Fabrikanten sprechen sich dahin aus, daß als Richtpreis für Holzschliff in Sachsen 40 M. gelten solle. Es wird beschlossen, einen Preisberechnungs- Ausschuß einzusetzen, der den Holzschleifern Richtlinien für einheitliche Preisberechnung geben und namentlich deren Preisberechnungen prüfen solle, falls solche seitens der Behörden gefordert würden. Zur Frage der Filzversorgung wird einstimmig folgende Er klärung beschlossen: Die am 25. September 1917 zusammengetretene ,von zahlreichen Fabrikanten aus allen Teilen des Reiches besuchte Hauptversammlung des Vereins Deutscher Holzstoff-Fabrikanten erklärt einstimmig: Eine bessere Versorgung mit Filzen ist dringend notwendig, um die Holzstofferzeugung als die Grundlage der kriegswichtigen Pappen- und Papierindustrie in dem unentbehrlichen Umfange auf recht zu erhalten. Die den Holzstoffbetrieben jetzt zur Verfügung gestellten Altfilze sind unzureichend und von sehr schlechter Be schaffenheit; Betriebsstörungen durch Reißen der Filzbahnen und durch allzuhäufiges Wechseln infolge der geringen Nutzungsdauer der Filze nehmen bedenklich zu. Die dadurch unvermeidlichen Ein schränkungen der Produktion werden sich um so nachteiliger geltend machen, wenn infolgedessen von den Wasserschleifereien das Herbst wasser nicht genügend ausgenützt werden kann, um den Ausfall der trockenen Sommermonate auszugleichen. Dann wird die Notwendigkeit besprochen, daß in Sachsen mehr Holz geschlagen werde, als bisher in Aussicht genommen ist. Der Verein möge sich dafür einsetzen. 5. Bewertung der Wasserkräfte. Hierüber hält Herr Ingenieur Andersen aus Dresden einen Vortrag . Die sehr lehrreichen und gut ausgearbeiteten Ausführungen beschäftigen sich hauptsächlich mit der Frage, wie hoch eine Wasserkraft bew ertet werden solle im Falle des Verkaufs, bei Brandschäden, im Falle von Wasser entzieh ung usw. Er kam zu dem Ergebnis, daß für alle diese Fragen nur der „Betriebs wert” der Wasserkraft maßgebend sei, nämlich der Unterschied der Betriebskosten einer ausgebauten Wasserkraftanlage und einer am gleichen Ort gedachten Dampfkraftanlage von gleicher Stärke. Nach dem Durchschnitt vieler Fälle könne die ausgebaute Wasser- Pferdekraft auf ungefähr 2000 M. bewertet werden, jedoch spiele die geographische Lage des Ortes dabei eine wesentliche Rolle. Redner führte zahlreiche Beispiele an, wo die Berechnung des Wertes von Wasserkräften nötig war, z. B. wenn Wasser zu Unrecht entzogen wurde, oder wenn Auseinandersetzungen zwischen Teilhabern usw. stattfanden. Sein Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. 6. Wahl des Vorstandes und der Kassenprüfer. Nach der neuen Satzung ist die Zahl der Vorstands-Mitglieder auf zwölf erhöht und die Unterscheidung zwischen Vorstands-Mitgli'edern und deren Stell vertretern fallen gelassen. Es werden einstimmig gewählt die Herren Kaul, K. R. Bretschneider, Medicus, K. R. Dr. Niethammer, Obenauf, Weck, Rob. Müller, v. Tröltsch, Buehl olz, Tilly, Dir. Teich und Winzer. Ferner wird auf Vorschlag des Vorstandes zur Verfolgung und Beratung technischer Fragen ein technischer Ausschuß eingesetzt, in den die Herren Dir. Jost, Kaul, Obenauf und Dr. Schuch gewählt werden. . 7. Freiwillige Abgabe von Sparmetallen. Der Vorstand bittet die Mitglieder, solche Metalle nach Möglichkeit abzuliefern. 8. Anträge, lägen nicht vor. Schluß der Versammlung um 7 Uhr. — Ihr war ein gemeinsame» Mittagessen im Hotel Bristol vorangegangen.