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2152 PAPIER-ZEITUNG Nr. 103/1917 Feinheitsgrades bei Papiergarn der Formel zur Ermittelung der metrischen Garnnummer) mit der Bruchbelastung nach der Hoyer- sehen Formel: -P-- . 1000 km ,g • b p = Bruchlast in Kilogrammen; b = Breite des Probestreifens in Millimetern; g = Quadratmetergewicht der Probe in Gramm. Die Zerreißfestigkeit ist derjenige Zug, den ein Probestreifen von bestimmten Abmessungen bis zum Zerreißen aushält. Da die Festigkeit von Papier usw. in der Richtung des Maschinenlaufs bezw. der Papierbahn bei der Herstellung des Papieres erheblich von der jenigen quer zur Maschinenrichtung ab weicht, wird immer gesondert die Zerreißfestigkeit in der Längs- und in der Querrichtung ermittelt. In dem weiter unten als Beispiel behandelten Fall beträgt die Längs festigkeit (in der Maschinenlaufbahn) im Mittel = 5,65 kg und die Querfestigkeit (Festigkeit in der Breitenrichtung der Papiermaschine) im Mittel = 2,05 kg, d. h. der Probestreifen, dessen Abmessungen in der Prüfungsbescheinigung angegeben sind (180 mm lang und 15 mm breit), ist im 1. Fall bei einer Belastung von 5,65 kg zerrissen, im 2. Fall bei einer Belastung von 2,05 kg. Die Zahl • bedeutet die bei der Prüfung erzielte Dehnung. Der Probestreifen wird nämlich bei der Belastung bis zum Zerreißen um ein gewisses Maß verlängert. Aus dieser Verlängerung wird die Dehnung in Prozenten bestimmt, und die erhaltene Zahl ist die Dehnung y. Es ergibt sich bei Papier, daß die Dehnung der Streifen, die längs zur Maschinenlaufrichtung entnommen sind (Längs- dehnung) geringer ist als die Dehnung der Streifen, die quer zur Maschinenlaufrichtung entnommen sind (Querdehnung). Im vor liegenden Fall beträgt die Längsdehnung • = 1,9 v. H., die Quer dehnung • = 2,7 v. H. Die Dehnung bietet beim Papier (namentlich aber bei Metallen) eine gewisse Sicherheit, weil der Stoff erst eine gewisse Formveränderung erfährt, aus der auf den eintretenden Bruch geschlossen werden kann. Es ist immer unangenehm, wenn ein Stoff (namentlich Metall) ohne dies vorherige Kennzeichen bricht, weil dieser Bruch dann unerwartet eintritt. Reißlänge. Man hat sich auf diesen Begriff geeinigt, weil die Querschnitte der Probestreifen von Papier und Faserstoffen nur ungenau bestimmbar sind, und darum eine Umrechnung der Festigkeit auf den qcm, wie das z. B. bei der Festigkeitsprüfung von Metallen üblich ist, nur schwer durchgeführt werden kann. Aus demselben Grunde wird auch bei der Prüfung von Seilen die Reißlänge er mittelt. Man versteht unter der Reißlänge diejenigeLänge eines bestimmten Materials, bei dem ein herabhängender Streifen von gleichbleibender Breite und Dicke (z. B. ein Seil von gleichbleibendem Querschnitt) unter seinem eigenen Gewicht abreißen würde. Wenn z. B. ein Ge webefaden oder ein Streifen Spinnpapier aufgehängt wird und so lang ist, daß er ohne fremde Belastung nur unter dem Einfluß des eigenen Gewichtes abreißt, so ist diese Länge die Reißlänge. Sie wird in Metern oder Kilometern angegeben. In unserem Falle beträgt sie in der Maschinenlaufrichtung = 8,3 km und in der Breiten- (Quer-)Richtung RB = 3,0 km. Die Ermittelung der Reißlänge geschieht am besten nach der (schon oben angeführten) Hoyer’schen Formel. Die Reißlänge er möglicht handlichere Bewertung des geprüften Streifens als die Zerreißfestigkeit, weil man die Längen sehr leicht feststellen kann, die Breiten- und Dickenabmessungen der hier in Frage kommenden Streifen aber nur ungenau bestimmt werden können. Von der Berechnung der Reißlänge nach der Hoyerschen Formel muß, wenn es sich um besonders maßgebende Prüfungen handelt, abgesehen werden, falls die Ermittlung des Quadratmetergewichtes infolge zusammengelegter und geknitterter Papierproben auf Schwie rigkeiten stößt. Alan zieht dann besser —zur Vermeidung von Fehler quellen — zur Berechnung das in der Papierfabrik ermittelte Quadrat metergewicht herein. Oft stimmen die Quadratmetergewichte der Fabrik und der Prüfungsstellen deshalb nicht überein, weil bei beiden die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur verschieden waren. Es muß deshalb immer angegeben sein, bei welcher Temperatur und bei welcher Luftfeuchtigkeit die Untersuchungen durchgeführt wurden. Beispiel eines amtlichen Zeugnisses über die Prüfung eines Spinnpapiers. Die Untersuchung wurde bei einer Luftfeuchtigkeit von 67 v. H. und einer Temperatur von 21 0 C. durchgeführt. /. Festigkeit. Dehnung: a) In der Maschinenlaufrichtung: 6,50 kg 2,2 v. H. 5,40 „ 1,9 „ „ 5,25 ,. 1,7 „ ,, 5,35 „ 1,7 „ „ 5.75 ,, 2,0 ,, ,, Mittel = 5,00 Kg = 1,9 v. ri. b) In der Breitenrichtung: 2,05 kg 2,7 v. H. 1,95 „ 2,0 „ „ 2,00 „ 2,4 „ „ 2,10 „ 2,8 „ „ 2J5 „ 3,5 „ ,, Mittel 2,i>o Kg = 2,7 v. H. II. Quadratmetergewicht Mittel aus mehreren Wägungen 45,46 g III. Reißlänge (nach Hoyer) . i u i • ,.,1 200 5,65 , a) In der Maschinenlauirichtung: —-— • ——— = 8,3 km*) 3 45,40 , i . 200 2,05 , . b) In der Breitenrichtung: • = 3.0 km. 6 3 45,46 Bei einer Gegenprobe wurde von einer anderen Prüfungsanstalt für dieselbe Probe Spinnpapier als Reißfestigkeit bei einem Feuchtig keitsgehalt von 65 v. H. und einer Temperatur von 27 0 C im Mittel aus 5 Versuchen gefunden: Bruchlast 1. Maschinenrichtung .... 5,66 kg 2. Ouerrichtung 2,18 ,, Mittel aus beiden Richtungen 3,92 kg Dehnung 1,38 v. H. 2,80 ,, „ 2,09 v, H. Der kleine Unterschied dürfte seinen Grund in den verschiedenen Feuchtigkeits- und Temperatur-Graden haben. Eine Prüfungsanstalt bemerkte, daß zur praktischen Beurteilung des Spinnpapieres noch nicht genügende Erfahrungen vorliegen. Solange bezüglich Festigkeit und Dehnung keine auf die Ergebnisse zahlreicher Versuche aufgebauten Grenzwerte vorlägen, sei es noch nicht möglich, sich im allgemeinen über die Güte des Papieres durch Worte wie „gut” usw. zu äußern. Verkehr mit Spinnpapier-Erzeugnissen in Oesterreich Vom 29. November ab unterliegen laut Verordnung des Handels ministeriums vom gleichen Tage die Herstellung und Veräußerung von Spinnpapiererzeugnissen der Bewilligung des Handelsministeriums, d. h. solche Erzeugnisse dürfen nur an die k. u. k. Militärverwaltung oder die Abteilungen für Volksbekleidung bei der österreichischen Baumwollzentrale, A.-G., und der Wollzentrale, A.-G., geliefert werden. Alle bestehenden Kauf- und Lieferungsverträge über Web- und Wirkwaren aus Papiergarn oder Erzeugnisse aus Papierspagat werden durch die Verordnung aufgehoben, mit Ausnahme der zur Erfüllung der für staatliche Zwecke laufenden und der vor dem 30. Ok tober zustandegekommenen. Die im freien Handel befindlichen Warenbestände sind zunächst der Baumwollzentrale anzubieten, die sic zu näher festgesetzten Bedingungen erwerben kann; jedoch können Bestände, die sich am 1. Dezember im Besitze des Kleinhandels befanden, unmittelbar an Verbraucher verkauft werden. Nach 30 Tagen vom Tage des Erscheinens dieser Verordnung wird ferner jede Erzeugung, Verarbeitung und Bearbeitung von Papiergarn oder Papierbindfaden sowie daraus hergestellter Web- und Wirkwaren nur auf Grund besonderer Bewilligung erfolgen können. Kreismesser und Messersätze der Röllchen schneidemaschinen Sonderabzüge von diesem in Nrn. 101 und 102 abgedruckten Aufsätze werden bei Einsendung von 80 Pf. für das Stück post- frei zugesandt. Papiergarn-Markt Der Verkehr in Papiergarnen hat im M.-Gladbach er Bezirk in- den verflossenen 14 Tagen an Lebhaftigkeit zugenommen, die Nachfrage war geradezu stürmisch, besonders in den Garnnummern 2, 3 und 4 metrisch herrschte empfindliche Knappheit. Auch die feineren Garnnummern bis 11 wurden etwas stärker gekauft, im allgemeinen ist das Angebot darin reichlicher. Eine Folge des starken Bedarfs ist der immer mehr in die Erscheinung tretende Mangel an Spinnpapier, die Spinner können manchmal die Spindeln nicht voll beschäftigen. In den Kammgarn-Spinnereien bat die Her stellung von Ersatzgarnen aus Kunstwolle, Kunstbaumwolle und Kunstseide etwas nachgelassen, dafür findet die Anfertigung von Papiergarnen in größerem Umfange statt. Besonders von den feineren Garnnummern 6—15 gelangen bedeutende Mengen zur Herstellung und darin liegen auch reichlich Aufträge voi. (Leipz. Monatsschr. f. Textil-Ind.) . .. , „ ,200 , , kürzten Bruch —— ergibt sich, *) Nach der Hoyer’schen 1000 5.65 200 5,65 15 X 43,46 “ 3 45,46 Formel 8,3 km. daß der 1001 x P b X g Aus dem ersten ge- Probestreifen 15 mm breit gewesen ist, was in dem Prüfungszcugnis nicht angegeben war.