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0) APIER-VERARBEITUN G M Buchgewerbe^^ Berliner Typographische Gesellschaft In der letzten Sitzung des laufenden Jahres, am 11. Dezember, waren neben Schülerarbeiten der Fachschulen in Bautzen und Chem nitz die Skalendrucke eines in Gummidruck hergestellten, in 14 Farben ausgeführten Plakats der Farbenfabrik Kast & Ehinger G. m. b. H. in Stuttgart ausgestellt, das von Herrn Oskar Jäger freundlichst zur Verfügung gestellt worden war. Eingänge: Von der Witwe des verstorbenen Begründers der Gesellschaft Herrn Smalian ein Exemplar der Broschüre „Mein • Berufsleben”, von dem Deutschen Verein für Buchwesen und Schrift tum ein Werbezirkular; von der Schriftgießerei Gebr. Klingspor. ein Dankschreiben für die würdige Vorführung der Erzeugnisse dieser Firma. Die Jubilarmitglieder, die Herren Willibald Schelle, Hans Wunder und Georg Maß hatten ihr Ausbleiben beim letzten Stiftungsfest entschuldigt und der letztere hatte bei dieser Gelegenheit den Betrag von 25 M. gespendet, der bei der Beschaffung von Liebesgaben für die im Felde stehenden Mitglieder Verwendung linden soll. Vor dem Eintritt in die Tagesordnung gibt der Vorsitzende bekannt, daß am 20. November der bekannte Graphiker und Fach lehrer Herr L. Sütterlin, und am 6. Dezember das lang jährige Mitglied der Gesellschaft Herr Clemens Müller gestorben sind. Der erstere habe sich mehrfach durch Teilnahme an der Bewertung von Wett bewerbsarbeiten um die Gesellschaft verdient gemacht, und der letztere sei in früheren Jahrzehnten ein reges und arbeitsfreudiges Mitglied gewesen. Die Anwesenden ehrten das Andenken der Dahin geschiedenen durch Erheben von den Sitzen. Herr Georg Erler berichtete ausführlich über den Inhalt der von Friedrich Bauer im Auftrage des Vereins Deutscher Schrift gießereien verfaßten ,,Chronik der Deutschen Schriftgießereien”. In der umfangreichen Einleitung schildere der Verfasser die Ent wicklung der Technik der Schrittgießerei; dabei zeige sich, daß das Handgießinstrument, das die Schriltgießer des 16. Jahrhunderts schon verwandten, sich heute noch in einzelnen Stücken in jeder Gießerei vorfinde, wo es zu Probeabgüssen verwendet werde. Mit einem solchen Instrument habe ein fleißiger Gießer je nach der Größe der Schrift damals 2000 bis 4000 Typen iäglich gießen können. Erst im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts sei der Gießlöffel durch eine in den Schmelzkessel eingebaute Pumpe ersetzt worden. Aus der Gießpumpe habe sich dann die Gießmaschine entwickelt, die je nach der Größe der Schrift täglich 12 000 bis 24 000 Typen lieferte, während die Leistungsfähigkeit der modernen Doppel-Komplettgießmaschine je nach Größe und Stärke der Typen in der Stunde 8000 bis 24 000 Buchstaben betrage. Die technische Entwicklung des Buchdrucks und die Einführung der Setzmaschinen habe zwar dem Schrift- gießereigewerbe ein gut Teil seiner von Gutenberg vererbten Arbeit entzogen, treues Festhalten an dem Grundsätze, der Kunst Gutenbergs ehrlich zu dienen, werde die Schriftgießereien aber auch in Zukunft blühen und gedeihen lassen. In dem weiteren Inhalt des Buches habe der Verfasser in fünfzehnjähriger Sammelarbeit alles zusammen getragen, was über Gründung und Weiterentwicklung der deutschen Schriitgießereien veröffentlicht oder den Betrieben selbst bekannt geworden sei. Das Studium des Buches biete dem Buchdrucker mancherlei Anregung und sei darum zu empfehlen. Der Vorsitzende dankte Herrn Erler für seine Mühewaltung, er verwies auf das in Gummidruck ausgeführte Plakat der Firma Kast & Ehinger und erläuterte sodann die ausgestellten Schülerarbeiten der Fachschulen in Bautzen und Chemnitz, die erkennen lassen, daß der praktische Fachunterricht, ungeachtet der Gegnerschaft, den er mehrfach gefunden hat, notwendig ist, um die Lücken, die die häufig nur einseitige Berufsarbeit offen läßt, auszufüllcn. — Im Anschluß hieran schilderte Herr Könitzer die erfreulichen Erfolge, die das in dem Neubau der Firma Gebr. Jaenecke in Hannover eingerichtete Schullazarett bei der Ausbildung kriegs beschädigter Buchdrucker zu irgend welcher praktischer Berufs tätigkeit bereits erzielt habe. Hier werde nicht nur eine Anleitung gegeben, sondern auch Gelegenheit, die angeeigneten Fertigkeiten lohnend zu verwerten. Schließlich ging der Redner auch auf das Berliner Buchdrucker-Fachschulwesen ein. Seit die Schule den Händen der Fachleute entrissen worden sei, werde sie von rein pädagogisch gebildeten Lehrern geleitet, die das Gewerbe nur oberflächlich kennen; sie könne deshalb auch den Bedürfnissen des Gewerbes nicht mehr genügen. Der Deutsche Faktorenbund habe sich bemüht, Einfluß auf die Schule zu gewinnen. Es sei notwendig, daß bei einer Umge staltung der Schule die Fachvereinigungen, also auch die Typo graphische Gesellschaft, durch Vertreter Sitz find Stimme im Fach schulkuratorium erhalten. Herr Ewald Walter bereicherte die Sammlungen der Gesellschaft durch einige bemerkenswerte Wiedergaben alter Drucke, die lebhaftes Interesse fanden. Zu Kassenprüfern wurden gewählt die Herren Paul Gericke und Georg Taubei. Der Vorsitzende teilte mit, daß die ordentliche Generalversamm lung am 15. Januar abgehalten werden solle. Er erwähnte die bei den letzten Tarifverhandlungen erzielte Einigkeit zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die bei der Heidelberger Tagung der Prinzipale gefaßten Beschlüsse nicht ohne Anhörung der Vertreter des Gewerbes durchgeführt werden möchten. Schluß der Sitzung 10% Uhr Luxuspapierwaren nach dem Huslande Bekanntlich ist es auf Grund einer Verfügung des Herrn Reichs kommissars für die Aus- und Einfuhrbewilligung untersagt, nach dem verbündeten und neutralen Auslande Papier-Ausstattungen anders als in der Währung des betreffenden Landes zum Friedens kurse zu verkaufen. Diese mit Freuden begrüßte Maßregel hat zur Folge, daß die ausländische Kundschaft aus der betrübenden Ver schlechterung der deutschen Währung keinen ungerechtfertigten Gewinn schlagen kann. Befremdlicherweise bezieht sich diese Verfügung nur auf einige wenige Erzeugnisse unseres Faches, was zur Folge hat, daß viele andere gangbare Waren, wie Glückwunsch-, Tisch- und Postkarten, Kalender usw. von den meisten Häusern des Papierfaches nach dem Auslande in Reichswährung berechnet werden. Wir haben uns grundsätzlich geweigert, diese durch nichts gerechtfertigte Schleuderei mitzumachen, und unsere Vertreter an gewiesen, unsere sämtlichen Erzeugnisse, also auch die vorgenannten, nur in Auslandswährung zu verkaufen, mit dem Erfolg, daß 90 v. H. der Kundschaft trotzdem bestellt haben, obwohl viele auswärtige Geschäftsfreunde uns mit Recht darauf hinwiesen, daß sie von anderen Fabrikanten ohne Schwierigkeit in deutscher Währung kaufen. Wir glauben, daß dieser Hinweis auch die übrigen Fabrikanten dazu bestimmen wird, einheitlich in gleicher Weise vorzugehen, was nur im vaterländischen Interesse liegen dürfte. I Papierausstattungs-Fabrik Nach Erkundigung an maßgebender Stelle rührt die unter« schiedliche Behandlung der verschiedenen Papierwaren daher, daß Erzeugnisse, deren Ausfuhr verboten ist, bei Erteilung der Ausfuhrbewilligung nur in der Währung des Ausfuhrlandes verkauft werden dürfen, während Er Waren, deren Ausfuhr ohne weiteres gestattet ist, diese Beschränkung nicht besteht. In den nächsten Tagen wird gutem Vernehmen nach die Aus fuhr sämtlicher Waren des Abschnittes 11 des Zolltarifs, also auch sämtlicher Papierwaren, verboten worden. Dann werden sämtliche Waren des Papier faches bei Ausfuhrbewilligung nur in der Währung des Auslandes verkauft werden drfen, die berechtigte Anregung der „Papierausstattungs-Fabrik” findet also nächstens volle Befriedigung. Gefeuchtetes Papier für Rollendruck Zu Nr. 100 S. 2085 Das Feuchten beim Rollendruck ist nichts Neues. Jeder Buch drucker, der heute etwa 60 Jahre alt ist, weiß von seiner Lehrzeit her, daß der Druck auf gefeuchtetem Papier reiner, schärfer und sauberer aussieht als auf ungeleuchtetem Papier, sowie daß die Farbe schneller cintrocknet und weniger gebraucht wird. Neues können uns die Amerikaner in dieser Hinsicht nicht lehren, vielmehr haben diese alles, was sie hierin kennen, erst von uns Deutschen gelernt. Jede deutsche Rotationsmaschine wurde bis vor einigen Jahren mit einem Feuchtkasten versehen, durch welchen Dampf gelassen wurde. Dann kamen aber die kautmännischen Buchdruckereibesitzer, die vom Drucken nicht viel verstanden, und glaubten beweisen zu können, daß man auch ohne Befeuchtung eine Zeitung drucken kann. Heute bauen die Maschinenfabriken Dampf- und Feuchtkästen an den Ma schinen nur noch auf Bestellung ein. Gewiß kann man Zeitungen und alles andere auch auf ungefeuchtetem Papier drucken, aber niemals so rein, als auf gefeuchtetem. Als ich noch Vertreter der Firma König & Bauer und später der Vogtländischen Maschinenfabrik war, war ich immer bemüht, die Papierbefeuchtung zu verbessern, indem das Papier durch eine